Jahrmarktsausschuss: Verwerfungen zwischen Marktmeister und Ausschußmehrheit

Die SPD-Stadtratsfraktion wollte den Jahrmarktausschuss ja schon ganz abschaffen. Und die Zulassungen zum Jahrmarkt allein der Verwaltung überlassen. Dieser Plan scheiterte krachend im Stadtrat. Und hatte eher den gegenteiligen Effekt. Die Ausschussmehrheit entwickelte ein Selbstbewußtsein, das in den letzten Vergabesitzungen bis hin zum offenen Konflikt mit der Stadtverwaltung führte. Was auch in der Sitzung des Gremiums am vergangenen Donnerstag (11.5.2023) deutlich wurde.

Der Triumph des Ausschussmitgliedes gegenüber der Verwaltung: Karl-Heinz Delaveaux (rechts) zeigt Marktmeister Mathias Weyand (sitzend) den Lanzer-Eintrag in der Zulassungsliste.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses für Messen und Märkte (so der amtliche Titel des Jahrmarktsausschusses) standen “Nachzulassungen Jahrmarkt 2023” an. Schnell wurde deutlich, dass nicht nur Marktmeister Mathias Weyand sich vorbereitet hatte. Auch Ausschussmitglied Karl-Heinz Delaveaux (FWG) hatte seine Hausaufgaben gemacht. Und dabei eine enge Abstimmung mit anderen Mitgliedern des Gremiums gesucht. Entsprechend selbstbewußt trat Delaveaux auf.

Fünf Ausschussmitglieder setzten sich gegen die Verwaltung durch.

Der erste Streitpunkt entzündete sich an der Frage “Kamele” und / oder “Pferde”. Gemeint war ein Ausspielungs-Angebot mit entsprechenden Figuren. Delaveaux berichtete diesbezüglich von Absprachen in der Vergangenheit und sah diese durch den Weyand-Vorschlag verletzt. Deleveaux forderte die Aufstellung des Warengewinnautomaten “Pink Date” einer Bad Kreuznacher Schaustellerfamilie. Da gibts Plüschtiere bis zu einer Größe von 150 Zentimetern zu gewinnen.

Die Verwaltung gab ihren anfänglichen Widerstand im Laufe der Diskussion auf. Und das “Pink Date” kam auf die Zulassungsliste. Anschließend berichtete Mathias Weyand von einer “persönlichen Enttäuschung”. Der “Freefall-Tower”-Betreiber hatte dem Marktmeister fernmündlich die Teilnahme erst zu- und dann später schriftlich abgesagt. Die dadurch entstehende Lücke wollte die Verwaltung mit einer Rundschaukel schließen. Sehr zum Unwillen von Karl-Heinz Delaveaux.

Das Ausschussmitglied bevorzugte das Fahrgeschäft “Sky Swing” von Erik Lanzer. Und garnierte seinen Vorschlag mit dem an Weyand gerichteten Hinweis: “wenn Sie sich ein bißchen auskennen, wissen Sie was gemeint ist”. Der sitzungsleitende Beigeordnete Markus Schlosser versuchte da zum ersten Mal mäßigend einzugreifen. Allerdings wußte Weyand das Geschäft nicht gleich zuzuordnen und wieß darauf hin, dass nur der einen Zuschlag bekommen kann, der sich auch beworben hat.

In dieser Aussage erkannte Karl-Heinz Delaveaux einen Beleg für fachliche Inkompetenz. Und präsentierte dem Marktmeister am Verwaltungstisch dessen eigene Vorlage. In der war das Lanzer-Fahrgeschäft aufgeführt. Allerdings in einer anderen Rubrik. In der verbalen Abwehrschlacht der Verwaltung, die von zwei SPD-Auschussmitgliedern unterstützt wurde, kamen dann auch grundsätzliche Fragen zur Sprache. Weyand argumentierte für bestimmte Geschäfte keinen Platz auf der Pfingstwiese zu haben.

Delaveaux hielt dem entgegen, dass der Stellplan eben erst dann entworfen werden könne, wenn alle Zulassungen unter Dach und Fach seien. Letztlich setzte sich Delaveaux auch im Fall “Sky Swing” durch. Die fünf Ausschussmitglieder von CDU, FWG, AfD und Liberalen Wählern stimmten für den Delaveaux-Vorschlag. Vier dagegen (SPD, Linke und Markus Schlosser). Und die beiden Grünen enthielten sich. Weiter ging der Zwist dann auch bei den Gastronomieständen. Zugelassen waren ursprünglich drei Churros-Stände.

Von denen sagte einer ab. Weyand schlug als Alternative Panini vor, der Wraps anbietet. Nach dem klar war, dass zwei Churros-Stände auf dem Jahrmarkt 2023 stehen werden, gab Delaveaux seinen Widerstand gegen den zusätzlichen Wrap-Stand auf. Vor der Endabstimmung über die Nachzulassungen wies Jahrmarktsbürgermeister Schlosser darauf hin, dass es sich bei der Zusammenstellung der Jahrmarktsangebote auf der Pfingstwiese um ein “Gesamtkunstwerk” handele. Bei der Schlußabstimmung führte diese Sichtweise zu einem einstimmigen Ergebnis.