Rinaldo Greco’s “Schulmädchen” beschädigt

Rinaldo Greco reagierte geschockt. Am Ostermontagabend war es der Redakteur dieser Seite, der den Künstler über den Angriff auf sein Kunstwerk informierte. 1996 hatte Rinaldo Greco (heute Bärweiler, damals Bad Kreuznach) das fröhlich auf einem Bein hickelnde Schulmädchen mit dem Ranzen als Kunst am Bau für die neu errichtete Grundschule Planig aus Bronze geschaffen. Am frühen Sonntagmorgen (9.4.2023) wurde bei der Polizeiinspektion die Beschädigung der Plastik gemeldet.

Am frühen Ostersonntagmorgen entdeckt: das “Schulmädchen” liegt am Boden.

Wann genau die Tat erfolgte, ist nach dem derzeitigen Ermittlungsstand (11.4.2023, 4:30 Uhr) nicht bekannt. Sehr wohl aber der Schaden am Kunstwerk. Während der Ranzen weitgehend unbeschädigt erscheint, wurde das im Boden befestigte bronzene Schulmädchen aus seiner Verankerung und dessen rechter Arm abgerissen. Wegen des Gewichtes der Plastik verblieb diese nach der Entdeckung der Tat vor Ort am Boden liegend. Grundschul-Hausmeister Peter Meisenheimer sammelte die losen Teile, wie Schrauben und den Arm, ein.

So erfreute das Kunstwerk rund 27 Jahre lang viele Generationen von Planiger Grundschüler*Innen.

Und wickelte weiss-rotes Plastikband um die Skulptur, damit diese als Stolperfalle von spielenden Kindern gut erkannt werden kann. Die Polizei ermittelt den Fall der Statue aktuell als Sachbeschädigung. Zum Hintergrund der Gewaltstraftat liegen der Polizei bisher keinerlei Hinweise vor. In Planig hat die Tat für Gesprächsstoff gesorgt. Nachbar und Ortsbeiratsmitglied Dr. Peter Metzger (CDU) zeigte sich erschüttert. Er hatte von der Straftat in direkter Nähe seines Wohnhauses nichts mitbekommen. Besonders persönlich betroffen ist auch Ortsvorsteher Dirk Gaul-Rosskopf.

Denn den Künstler Rinaldo Greco inspirierte seinerzeit seine Stieftochter Vanessa hinsichtlich der Gestaltung der Statue. Vanessa’s Mutter Margot Rosskopf gehörte damals dem Schulelternbeirat an. Und erlaubte der Tochter Modell zu stehen. Im Appelbach-Stadtteil kursieren sehr unterschiedliche Gerüchte zum Hintergrund der Tat. Einige Einwohner*Innen vermuten, dass Buntmetalldiebe am Werk waren. Auf diese Weise wurden vor fast genau zwei Jahren bereits der Originalebrunnen auf dem Kornmarkt, das Laukhard-Denkmal auf dem Badewörth und das Mahnmal in der Kirschsteinanlage von bis heute unbekannten Kriminellen beschädigt und um Messing- bzw Bronzeteile beraubt.

Die zweite Erzählung geht von einem ortsbezogenen Motiv aus. Wie es auch schon dem Fotografen dieser Seite anlässlich eines Ortstermiens erging. In der Eile auf dem Weg zu einem Gespräch in der Schule übersah dieser den Bronze-Ranzen. Und geriet in Folge seines Wahrnehmungsdefizites ins Stolpern. So oder so ähnlich soll sich ein Schulkind beim Toben auf dem Schulgelände an dem Kunstwerk verletzt haben. Weil die Schule trotzdem keine Schutz- bzw Absperrungsmaßnahme ergriffen habe, sei nun eine Racheaktion erfolgt.

Eine ebenfalls sehr konkret auf die Schule bezogene dritte Interpretation glaubt den Tathintergrund in kommunalpolitischen Zusammenhängen zu erkennen. So ist die Planiger Grundschule die einzige mit einem vollkommen offenen, an keiner Stelle abgegrenzten Schulhof. Trotzdem – oder deswegen – sind in einer verwaltungsinternen Studie, die vor wenigen Wochen im Schulträgerausschuss der Stadt öffentlich vorgestellt wurde (diese Seite berichtete) , im Vergleich zu drei anderen Grundschulen lediglich geringe Vandalismusschäden festgestellt und beklagt worden.

Auch mit Hinweis auf diese Tatsache wehrte sich die Schulleiterin erfolgreich gegen Pläne der Stadtverwaltung, die eine Einzäunung des Geländes an der Strasse “Am Winzerkeller” vorsahen. Der Angriff auf das Kunstwerk soll im Sinne der Kritiker des Konzeptes “offener Schulhof” nun die dadurch bewirkte Verletzlichkeit öffentlichen Eigentums deutlich machen.