Stadtspitze präsentiert Müll und überlegt – statt zu handeln

Auf dem Kornmarkt bot sich am Mittwoch vergangener Woche ein ungewohntes Bild: dort standen fünf randvolle 1.100-Liter-Container mit widerrechtlich entsorgtem Müll. Den hatten Georg Bürgers Männer von der Stadtreinigung des Bauhof an verschiedenen „Hot-Spots“, vor allem den Containerstandorten in der Innenstadt am frühen Morgen binnen einer Stunde eingesammelt. Damit eine beeindruckende Menge zusammenkam, war dieser illegal abgelegte Abfall zuvor an mehreren Tagen nicht weggeschafft worden. Dazu waren zwei Pritschenwagen voller „wildem“ Sperrmüll drapiert.

Das Ergebnis des routinemäßigen Einsatzes von fünf Tagen. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion wollte die vor Ort anwesende Stadtspitze (Oberbürgermeister Emanuel Letz und Bürgermeister Thomas Blechschmidt) auf ein Problem hinweisen, das im wahrsten Sinne des Wortes „zum Himmel stinkt“. Das Medieninteresse war dementsprechend groß. Letz und Blechschmidt standen Funk, Fernsehen und Vertretern der lokalen Presse Rede und Antwort. „Wir überlegen gemeinsam mit der Kreisverwaltung, wie wir die Situation verbessern können“, so Letz.

Der Kreis ist mit seinem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) für die Müllentsorgung zuständig. Bei der Größe dieser Stadt reiche ein Wertstoffhof nicht mehr aus, so Thomas Blechschmidt, der für den Bauhof verantwortliche Dezernent. Eine mobile Annahme wäre eine Lösung. Damit präsentiert Blechschmidt – leider ohne jeden Hinweis auf die Urheberschaft – eine Idee der Redaktion dieser Seite, die diese schon vor mehr als zwei Jahren der Kreisverwaltung vorgelegt hat. In der Beschreibung des Problems teilt die derzeitige Stadtspitze die von der Redaktion dieser Seite seit mehr als fünf Jahren immer wieder veröffentlichten Aspekte:

So ist das Verhalten der Müllsünder auch eine Respektlosigkeit den Männern gegenüber, die den Unrat in die Hand nehmen müssen. Verfaulte Essenreste, volle Windeln, aber auch verkrustete Farbeimer und vieles mehr landen auf der Straße. Thomas Blechschmidt und Hansjörg Rehbein, der in der Verwaltung die aktuelle Kampagne organisiert, sprachen die Passanten direkt an. Diese erfuhren auf diesem Weg z.B., dass im vergangenen Jahr 257,67 Tonnen widerrechtlicher Abfall entsorgt werden mussten (Tendenz steigend).

Das kostet die Stadt und damit die Steuerzahler 354.000 Euro jährlich. Kosten, die nicht aus den Gebühreneinahmen finanziert werden, sondern – richtigerweise wegen des Versagens der Verwaltungen – aus dem allgemeinen Stadthaushalt bezahlt werden müssen. Der Verband kommunaler Unternehmen e.V (VKU) hat erstmals in einer Studie die Kosten für die Beseitigung des wilden Mülls bundesweit zusammengerechnet: 700 Millionen Euro pro Jahr. Nach knapp drei Stunden räumten die Männer vom Bauhof den Müll wieder weg. “Eine Kampagne löst keine Probleme, bringt diesen Missstand aber stärker ins Bewusstsein“, so Hansjörg Rehbein.

Diese Aussage ist zweifelsfei richtig. Allerdings zeigt diese Aussage auch die langjährige Untätigkeit und Inkompetenz der Stadtverwaltung in dieser Sache. Das letzte Stadtvorstandsmitglied, dass sich dem Thema in angemessener Weise angenommen hat, war vor mehr als sechs Jahren der damalige Bürgermeister Wolfgang Heinrich. Der wurde allerdings weder in der Verwaltung noch vom Stadtrat im notwendigen Umfange unterstützt. Und auch heute bleibt es leider bei – zugegebenermaßen augenfälligen – Problembeschreibungen. Statt endlich Lösungen umzusetzen.

Quelle: Stadtverwaltung Bad Kreuznach