Nach 3 Stunden Wartezeit tatenlos heimgeschickt

Recherchiert und bewertet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Beziehungen der Kernstadt zu den 1969 eingemeindeten Stadtteilen sind sehr unterschiedlich. Die Winzenheimer scheinen gut integriert. Und stellen mit acht von 44 Stadtratsmitgliedern einen weitaus größeren Anteil, als sich aus der Relation zur Bevölkerungszahl ergeben würde. Die Bande zu den drei ehemals rheinhessischen Gemeinden Planig, Bosenheim und Ippesheim haben sich nicht so stark entwickelt. Deren zusammen gut 5.000 Einwohner*Innen sind nur mit den beiden Appelbach-SPD-Stadträten Björn Wilde und Ahmet Dasli im Stadtrat vertreten. Was auf der Sachbearbeiterebene in der Verwaltung ordentlich läuft, funktioniert auf der höheren kommunalpolitischen Ebene nicht.

Nach gut zwei Stunden Sitzungszeit hoffte Dirk Gaul-Roßkopf noch zu Wort zu kommen. Eine Stunde später wurde er tatenlos nach hause verabschiedet.

Insbesondere die drei Ortsvorsteher tragen daran eine große, eigentlich unzumubare Last. Zumal deren Aufwandsentschädigungen wegen der geringen Einwohnerzahl “ihrer” Stadtteile im Vergleich zu den der Kollegin Dr. Bettina Mackeprang (CDU, Bad Münster am Stein / Ebernburg) und Mirko Helmut Kohl (CDU, Winzenheim) deutlich niedriger sind. Und demzufolge nicht einmal von einem angemessenen Schmerzensgeld gesprochen werden kann. Unvergessen ist der Hinweis des früheren Bürgermeisters Wolfgang Heinrich, der in einer internen Dienstbesprechung die Tätigkeit der Gemeindearbeiter mit dem Hinweis kommentierte, diese würden den Ortsvorstehern den Gehweg kehren.

Worauf der Ippesheimer Amtsträger Bernd Burghardt den Raum verließ. Und daheim die Strasse vor dem Haus weiterhin selbst reinigte. Den Bosenheimer Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel quälen die Städter seit seinem Amtsantritt u.a. mit ständigen Schließungsplänen für das Schwimmbad. Inklusive hunderte von verplemperten ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Dirk Gaul-Roßkopf hat gegenüber seinen Kollegen einen unersetzlichen Vorteil. Er sammelte Jahrzehnte Erfahrung bei den Fastnachtern (“Lustige Schuppesser”). Ihm ist daher nichts Menschliches mehr fremd. Aus diesem Grund hat der Planiger Ortsvorsteher am Mittwoch dieser Woche (30.11.2022) im Planungsauschuss mit Bierruhe folgende Ungeheuerlichkeit ertragen:

Rund drei Stunden verfolgte er die öffentliche Sitzung. Stumm interessiert zuhörend. Weil es ja möglich gewesen wäre, dass der ihn betreffende Tagesordnungspunkt (TOP) dorthin verlagert wird. Was aus Gründen der Transparenz und Bürgerfreundlichkeit auch geboten gewesen wäre. Aber so entwickelte sich die Sitzung nicht. Dann endlich kam der nichtöffentliche Teil. Unter Ausschluß von Presse und Einwohner*Innen wurde der Planig betreffende TOP schnell mal gestrichen. Und Gaul-Roßkopf wurde höflich verabschiedet. Wer Verantwortungsträger so behandelt, darf sich nicht wundern, wenn er-sie-es aus Amtsstuben und Ämtern verjagt wird.