Nach der Sitzung konnte es Bernd Burghardt kaum glauben. Seit Jahren kämpft der Ippesheimer Ortsvorsteher für eine Reihe von Projekten in seinem Stadtteil. In vielen Fällen vergeblich. Obwohl die “Ippesheimer Bescheidenheit” bei Forderungen an den Stadthaushalt doch sprichwörtlich sei. Und dann kam es in der Sitzung des Finanzausschusses am gestrigen Dienstabend überraschend ganz anders. Dabei sah es anfangs gar nicht gut aus. Für Burghardt. Und Ippesheim.
Zum genau richtigen Zeitpunkt, als zu Sitzungsbeginn die Geschäftsordnungsdetails geklärt wurden, fragte der Ortsvorsteher höflich, wann die Anträge der Ortsbezirke zur Sprache kommen. Und wurde vom sitzungsleitenden Bürgermeister Thomas Blechschmidt mit dem Hinweis geschockt: “am Ende der Tagesordnung”. Als der Winzenheimer Ortsvorsteher Mirko Kohl im Verlauf der Beratungen einen seiner Punkte an einer eigentlich passenden Stelle (Radwege) einbringen wollte, wurde auch er von Thomas Blechschmidt kurz und knapp ausgebremst.
Da schwarnte Bernd Burghardt gar nichts Gutes mehr. Aber in seiner jahrzehntelangen kommunalpolitischen Karriere hat sich der Ippesheimer Ortsvorsteher eine Engelsgeduld angeeignet. Und gelernt die Hoffnung nie aufzugeben. So hörte er lange viereinhalb Stunden den Etatberatungen für 2023 wortlos zu. Bis endlich er an die Reihe kam. Erfahrene Beobachter wurden in diesem Augenblick schon hellhörig. Denn Thomas Blechschmidt stellte die volle Aufmerksamkeit des Gremiums sicher. Dann kam Burghardt zu Wort.
Und drückte zunächst einmal höflich aber deutlich sein Unverständnis über die viereinhalb Stunden zuvor durchgesetzte Vorgehensweise aus. Um dann seine Themen zu präsentieren. Und dabei festzustellen, dass er im Bürgermeister einen starken Unterstützer fand. Alle vom Ippesheimer Ortsvorsteher angesprochenen Punkte fanden dessen Unterstützung. So wurde sofort geklärt, dass die gewünschte Ersatzbeschaffung einer Spielplatz-Wippe im kommenden Jahr tatsächlich erfolgt.
Weiterhin wurden eigens für Ippesheim zwei neue Haushaltspositionen einmütig beschlossen. 5.000 Euro für die Planung eines Radweges längs des Nahedammes gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Gensingen-Sprendlingen. Und 35.000 Euro für den Bau von zwei Doppelgaragen für die Feuerwehr. Trotz all der Jahre in der Bad Kreuznacher Kommunalpolitik hat Bernd Burghardt gestern Abend doch noch etwas Neues gelernt: nicht jeder, der Dir am Anfang der Sitzung nichts gibt, läßt Dich am Ende mit leeren Händen nach Hause gehen.