Archäologische Sensation in Planig: neolithische Kultstätte entdeckt

Im Ackerboden südlich von Planig befindet sich eine archäologische Sensation. Auf der Fläche zwischen Weinstrasse, Appelbach, Sportplatz und Kreisstrasse haben die Fachleute der Landesarchäologie die Fundamente jahrtausende alter neolithischer Langhäuser und eine jungsteinzeitliche Kultstätte entdeckt. Es handelt sich um das Areal, das nach dem Wunsch der Kommunalpolitiker*Innen als Neubaugebiet erschlossen werden soll. Bei den daher im Vorfeld vorgeschriebenen Untersuchungen wurde jüngst dokumentiert, dass dort schon vor rund 5.000 Jahren Menschen siedelten.

Der auffällig runde Kreis zeigt die Reste einer neolithischen Kultstätte. Die Strukturen der Langhäuser sind an mehreren Stellen zu erkennen. Die Geodaten wurden von der Redaktion entfernt, um Raubgrabungen zu verhindern.

In der vergangenen Woche wurde das Thema noch nichtöffentlich im Planiger Ortsbeirat behandelt. Am gestrigen Mittwochabend (2.11.2022) in der Sitzung des Kulturausschusses kam es zwar als erster Tagesordnungspunkt zur Sprache. Aber unter einer inhaltlich unzutreffenden Ankündigung. Und auch nur deshalb an dieser prominenten Stelle, weil Referent Dr. Günter Brücken von der Generaldirektion kulturelles Erbe (GDKE) zum Vortrag eigens aus Mainz angereist war und man ihn nicht warten lassen wollte.

Dr. Günter Brücken von der Generaldirektion kulturelles Erbe (GDKE)

Mit seinem holprigen und zusammengestoppelt wirkenden Referat unter der Überschrift “Archäologie in der Stadt Bad Kreuznach” hatte er bei den anwesenden Fachpersonen des Bad Kreuznacher Denk-Mal-Schutzvereines zunächst abwechselnd Kopfschütteln und Protest hervorgerufen. Insbesondere die Ausführungen zu den Funden auf der Großbaustelle Salinen- Ecke Schloßstrasse riefen deren Widerspruch hervor. Bei anderen Anwesenden lösten Hinweise auf sattsam bekannte Tatsachen wie die Römervilla erste Einschlafansätze aus (die möglicherweise auch durch die sitzungsdurchgängig gedimmten Lichtverhältnisse gefördert wurden).

Durchs Fenster fotografiert: der Planiger Ortsbeirat am 26.10.2022 wird auf Anweisung der Stadtverwaltung von Ortsvorsteher Dr. Gaul-Roßkopf nichtöffentlich über die archäologischen Funde informiert. Eine Woche später macht die Landesarchäologie den Fund öffentlich.

Bis Dr. Brücken kurz vor Schluß, abweichend vom angekündigten Thema, die in Planig entdeckte archäologische Sensation geradezu beiläufig mitteilte. Die Bedeutung des Fundes wird u.a. dadurch belegt, dass es in ganz Rheinland-Pfalz nur noch einen einzigen anderen dokumentierten Fall dieser Art gibt – in der Relation zu zehntausenden wissenschaftlich beschriebenen Funden aus der Römerzeit. Hellwach wurden die rund zwei Dutzend Zuhörer*Innen, als Dr. Brücken die von ihm selbst gerade erst öffentlich präsentierten Informationen zur Geheimsache erklären wollte.

Natürlich in bester Absicht. Nämlich um Raubgrabungen zu verhindern. Den in der Regel an metallischen Artefakten interessierten Kriminellen ist nämlich nicht bekannt, dass die Beschreibung “Steinzeit” wörtlich zu nehmen ist. Was bedeutet, dass in dieser Zeit Metallbearbeitung eben nicht stattfand. Und daher entsprechende Gegenstände nicht zu finden sind. Gewundert haben sich daher nicht wenige der Ausschußmitglieder, warum Dr. Brücken Kartenmaterial präsentierte, auf dem die Fundstellen zentimetergenau mit Koordinaten angegeben waren.

Entdeckt wurden die tief im Boden verborgenen Siedlungsreste per geomagnetischer Prospektion und damit zerstörungsfrei. Gefunden wurden fünf der jungsteinzeitlichen Langhäuser, in denen häufig mehrere Familien unter einem Dach lebten. Diese Bauweise wurde nach dem aktuellen Stand der Forschung vor rund 7.500 Jahren erstmals in Mitteleuropa praktiziert. Die Häuser sind durchschnittlich rund 20 Meter lang und sieben Meter breit. Die Planiger Besonderheit besteht in der räumlich eng zugeordneten, ringförmigen Kultstätte (weiterer Bericht folgt).