Nachdem die Digitalisierung scheiterte: 320.000 Euro für analoge Sicherheit

Schon seit Jahrzehnten träumen die Jungs und Mädchen, die mit den ganz großen Klickern spielen möchten, von der Digitalisierung. Nach Hare-Krishna und Acai-Beeren war das so eine Trendsache von Wichtigtuer*Innen. Während Corona führte das in den städtische Gremien dazu, dass keine einzige formkorrekte und den Ansprüchen der Gemeindeordnung entsprechende Sitzung “online” stattfand. Nach dem Motto “ein bißchen Schwund ist immer” hat das kaum einen der Verantwortungsträger*Innen gestört. Auch wenn demokratische Basiselemente wie Transparenz und Öffentlichkeit vom Schwund betroffen waren.

Allein die Verwendung des Wortes “Digitalisierung” löst bei vielen in Verwaltung und Stadtrat auch heute noch Allmachtsfantasien und andere Wahnvorstellungen aus. Die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal haben erlebt, wohin die Technikgläubigkeit der einfach Strukturierten führt. Nachdem die digitale Alarmierung im Kreis Bad Kreuznach auch nach 20 Jahren noch nicht voll funktioniert, haben die Toten jetzt immerhin eins bewirkt. In Bad Kreuznach, das mit Hochwässern ja auch schlechte Erfahrungen machen mußte, wird morgen im Feuerwehrausschuß über eine Rückkehr ins analoge – und damit zuverlässige – Zeitalter gesprochen.

320.000 Euro würde eine “stadtweite Sirenenerneuerung” kosten. Im trockenen Verwaltungsdeutsch liest sich das so: “Nach der Katastrophe im Ahrtal soll die Bevölkerungswarnung durch Sirenen überarbeitet werden. Hierzu erfolgte durch den Landkreis eine Abfrage zur Beteiligung an einer kreisweiten Ausschreibung. Es wird eine Förderung durch Bundes- und Landesmittel erfolgen, in welchem Umfang steht derzeit noch nicht fest. Hier angegeben sind die nach dem Beschallungsplan 2021 erforderlichen Gesamtkosten in vollständiger Höhe ohne Abzug der Förderung.” (Stand: 18.9.2022, 5 Uhr)