Leserbrief von Dr. Andreas Popp zur Zerstörung der Reste des Ebernburger Turms

Leserbrief von
Dr. Andreas Popp

Dass Stadtrat und –verwaltung seit Jahrzehnten das kulturhistorische Erbe der Stadt mißachten und zerstören, ist hierzulande zu einer Gewohnheit geworden. Einer Gewohnheit, die man klaglos hinnimmt. Es ist wie der Gestank eines Misthaufens, den man irgendwann nicht mehr wahrnimmt. Nun hatte man gehofft, der neue OB sei in der Lage, diesen Haufen vom Hof zu karren. Offenbar jedoch hat unsere Verwaltung ein dermassen strotzendes Eigenleben entwickelt, daß niemand sie hindern kann, weiter Mist auf Mist zu schichten.

Im vorliegenden Fall haben Mitarbeiter eben dieser und der Kreisverwaltung dafür gesorgt, Reste der alten Stadtmauer und des Ebernburger Turms (inclusive einiger etwa 5.000 Jahre alter Scherben aus der Jungsteinzeit) zu vernichten, wohl um ein Bauvorhaben nicht zu verzögern. Um archäologischen Untersuchungen zuvorzukommen unterliefen also Herr Liesenfeld von der Denkmalbehörde und Herr Pauly von der Bauaufsicht mit ungeahnter Geschwindigkeit einen Eilantrag gegen diese Vernichtung und verhinderten so eine drohende Investorenerzürnung.

Mitarbeiter einer Stadtverwaltung und einer Denkmalbehörde sollten aber in erster Linie dafür sorgen, historische Bezüge einer Stadt und deren Reste zu erhalten bzw dem Wohle der Stadtgesellschaft zu dienen. Und nicht in erster Linie dem Wohle eines Investors! Schließlich werden besagte Mitarbeiter einzig und allein von den Steuerbürgern (also von uns) bezahlt. Oder irre ich mich da?