Aufgespiesst: von Touristen Neues über die Heimatstadt lernen

Die zwei Damen hielten ihr Schwätzchen am gestrigen Nachmittag an der südlichen Ufermauer des Mühlenteiches. Der Bus, mit dem sie nach Bad Kreuznach gekommen waren – und in dem sie die Nahemetropole wieder verlassen würden – stand schon mit geöffneter Tür bereit. Unser Fotograf hatte ein ganz anders Motiv im Auge. Gegenstände, die bedächtig auf dem Wasser durch die Stadt trieben. Er wollte wirklich nicht lauschen. Aber die nicht mehr ganz jungen Frauen hatten wohl ihre Hörgeräte ausgeschaltet und sprachen sehr laut: “die waren hier. Sogar die Brücke ist nach denen benannt”. Es gibt in Bad Kreuznach zwar einige Brücken. Sogar die ein oder andere, die gar nicht als solche zu erkennen ist. Unser Fotograf kennt sie alle. Sie sind nach allem möglichen benannt. Dem Kaiser, ihrem Baumaterial, an sie angrenzende Strassen oder Anwesen, einer Partnerstadt usw.

Aber nach “denen”? “Vielleicht kommen die sogar von hier”, vermutete die eine Touristin. Um von der anderen belehrt zu werden “nein, nein, die sind aus NRW”. Unser Fotograf ist einfach zu neugierig, um ein solches Rätsel ungeklärt mit nach hause zu nehmen. Er wandte sich vom Treibgut ab. Und den Damen zu. Die Antwort auf seine Frage machte ihn sprachlos. Es ging um die Geißens. Und die – angeblich – nach ihnen benannte Brücke über den Mühlenteich. Zwischen Ross- und Kurhausstrasse. Die hier nur unter “Geesebrigg” bekannt ist. Aber laut Beschilderung “Geißenbrücke” heißt. Vielleicht hätte er das aufklären sollen. Aber unser Fotograf hat es bei einer höflichen Verabschiedung belassen. Und über seine Heimatstadt etwas gelernt, das er gar nicht wissen wollte. Nicht nur weil es gar nicht stimmt.