Archäologische Sensation in der Salinenstraße: “Ebernburger Turm” entdeckt

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Als Karl Geib vor 93 Jahren seine “Historische Topographie von Kreuznach. Bd. I.” veröffentlichte, war ihm die Beschreibung des “Ebernburger Turmes”, eines wichtigen Teils der alten Stadtmauer, ein ganzes Kapitel wert. Geib hatte in beispielloser Fleißarbeit tausende von Urkunden, Schriften und andere Dokumente ausgewertet. Und so einen wesentlichen, sonst dem Vergessen preisgegebenen Teil der Stadtgeschichte für die heute lebenden Bad Kreuznacher gerettet. U.a. war es ihm gelungen, den Verlauf der spätmittelalterlichen Stadtmauer um die “Altstadt” weitgehend zu rekonstruieren. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Eckpfeiler in dieser Verteidigungskonstruktion: der “Ebernburger” bzw “Dicke Turm”. Genau da, wo ihn Geib 1929 ohne Grabung in seinem Werk verorte, am Schnittpunkt der Verlängerung der Stadtmauer am gleichnamigen Gymnasium mit der Salinenstrasse, wurden seine Fundamente jetzt bei Bauarbeiten entdeckt.

Vorschriftsmäßig hatte die Baufirma den unerwarteten Fund an die Landesarchäologen gemeldet. Deren Team ist seit mehr als zwei Wochen beim Graben, Dokumentieren und Sichern. Trotzdem ist bei der Stadtverwaltung die Bedeutung des Fundes nicht bekannt. Während – zurecht – allein die durch das Neubauvorhaben theoretisch eröffnete Möglichkeit die oberirdisch beim Gymnasium vorhandenen, seit Jahrhunderten bekannten Reste der Stadtmauer endlich der Bevölkerung und dem Tourismus zu erschließen, immerhin kommunalpolitische Diskussionen auslöste, war es der Redaktion dieser Seite nicht möglich, den unerwarteten und sensationellen Fund betreffend auch nur Gesprächspartner*Innen zu finden. Und so droht einmal mehr einem relevanten Fragment der Stadtgeschichte, das über hunderte von Jahren schlimmste Wirren überstand, in der Neuzeit der vollständige Untergang (weitere Berichte folgen).