In der Depression den Mut nicht verlieren

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

22 Sekunden dauerte der Moment der Stille, mit dem Manfred Schneider seine Gäste auf dem Eiermarkt begrüßte. Die Sekunden symbolisieren die 22 Monate, die psychisch kranke Menschen in Deutschland im Schnitt auf eine Therapie warten müssen. Auf Hilfe, die dringend notwendig ist. Den Mut nicht verlieren, das war die zentrale Botschaft einer Infoveranstaltung rund um die Ankunft der Wandergruppe, die auf ihrer einwöchigen Tour von St. Wendel durch den Hunsrück an der Nahe am Sonntagnachmittag das Ziel Bad Kreuznach erreichte. Schwer bepackt waren die beiden stämmigen Pferde „Inka“ und Snoopy“. Die beiden Tiere sind im Pony-Workshop in Niederbrombach zu Hause und gehören Gaby Görg, die die Gruppe begleitete.

Die MUT-Tour-Wandergruppe (rechts kniend Mona Winter) wurde auf dem Eiermarkt begrüßt: Bettina Dickes, Manfred Schneider, Joe Weingarten (von rechts), Emanuel Letz (5.v.r.), Denis Alt (7.v.l.),

Mit Vorurteilen zu Depressionen aufräumen und für Verständnis zu werben. Dazu machten sich Tandems und Wandergruppen auf verschieden Touren in ganz Deutschland auf den Weg. Vor zehn Jahren gründete Sebastian Burger aus Bremen diese Initiative, die seit 2020 ein eigenständiger Verein ist. Auf seinem Tandem bot er damals auf seinen weiten Reisen (u.a. China, Südamerika) Mitfahrgelegenheiten an. Daraus entwickelte sich die Idee der MUT-Tour, die für mehr Offenheit und Wissen zur Krankheit Depression wirbt. Neben der medizinischen Versorgung seien „Bewegung, Gemeinschaft, Natur und gesunde Ernährung“ Faktoren, die depressive Menschen im Umgang mit ihrer Krankheit helfen, so Mona Winter, die sich als Betroffene mit der MUT-Tour von St. Wendel auf den Weg nach Bad Kreuznach machte.

Manfred Schneider, Vorsitzender des Landesnetzwerkes seelische Gesundheit in Rheinland-Pfalz e.V. berichtete über seine eigene Geschichte als psychisch kranker Mensch und stellte die Arbeit des Netzwerks und seine „niedrigschwelligen Angebote“ vor. „Durch Gespräche die Menschen aus ihrer Isolation holen“ sei dabei besonders wichtig. Zu den „MUT-Machern“ an diesem Tag gehörten auch Repräsentanten aus Politik und öffentlicher Verwaltung: „Es kann jeden treffen. Ein Drittel aller Menschen in Deutschland erkranken im Lauf ihres Lebens an einer Depression.“ Das Land habe 2009 die Initiative ergriffen und die Vernetzung von lokalen Organisationen gefördert, sage der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, Dr. Denis Alt.

Landrätin Bettina Dickes bedankte sich ebenfalls bei den im Netzwerk engagierten Organisationen, die durch ihre Arbeit jenen die „Augen öffnen“, die den Betroffenen gegenüberstehen. Lob für die MUT-Tour-Macher und das Netzwerk gab es auch von Oberbürgermeister Emanuel Letz „Gut, dass Sie in die Öffentlichkeit gehen. Ihre Arbeit ist ungemein wichtig.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten berichtete von seinen Erfahrungen. „Bei meinen Terminen treffe ich eine Vielzahl von Menschen, bei denen die Grenze der Belastungen überschritten ist.

Die sind für Hilfe dankbar.“ Veranstalter Manfred Schneider bedankte sich bei den Organisationen, die mit Infoständen auf dem Eiermarkt präsent waren. Zum Abschluss gab es dort noch Gespräche mit den Vertreten von Bund, Land, Kreis und Stadt. Vertreten waren: das Quartiersmanagement Pariser Viertel, die Kontakt- und Informationsstelle (KIS) des Landeskrankenhauses, das Projekt “Quasselsuse” der Caritas, der Kinderschutzbund Bad Kreuznach, das Institut für Arbeitsfähigkeit (mit dem Projekt BEMpsy/Eingliederungsmanagement mit psychischer Belastung) und die TSG Planig.