Sperrung Landfuhrbrücke: Stadt unterläßt Entschuldigung und vertuscht Fehlinformation

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Claus Jotzo

Man muss das nicht alles selbst wissen. Aber dann man sollte schon jemanden kennen, der es einem erklären kann: die Evolutionsbiologen sind sich heute sicher, dass es für den Entwicklungssprung vom Menschenaffen zum Affenmenschen eine Erklärung gibt: Kommunikation. Die hat sich schnell als vorteilhaft herausgestellt. Und ihre Anwendung ließ die Gehirne der Kommunizierenden wachsen. Über Millionen Jahre hat sich an diesem Trend nichts geändert: moderne menschliche Gesellschaften gedeihen da besonders gut, wo freie und vielfältige Kommunikation möglich ist. Also ausserhalb Bad Kreuznachs. Die hiesige Stadtverwaltung leistet sich zwar gemäß Organigramm eine Pressestelle als Stabsstelle des Oberbürgermeisters.

Aber die muss im amtlichen Auftrag offenbar Desinformation betreiben, um die Fehler der Verwaltung zu vertuschen. Jüngstes Beispiel: die Meldung von der Vollsperrung der Landfuhrbrücke. Die flatterte am Dienstag den 2.8.2022 um 12:40 Uhr ohne Vorwarnung in die Redaktionspostfächer. Hier der Wortlaut: “liebe Redaktionen, wegen Fahrbahnerneuerungsarbeiten ist der Abschnitt der Charles-de-Gaulle-Straße im Bereich Brückes ab morgen, 3. August, voll gesperrt. Wir bitten um eine Veröffentlichung möglichst bereits heute auf Ihren entsprechenden Kanälen. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag Isabel Gemperlein”.

Eine Presseerklärung mit entsprechendem Inhalt war beigefügt. Auch wenn wir die Ankündigung der Vollsperrung einer zentralen Verkehrsachse nur einen halben Tag vorher für unverschämt und eine Zumutung für die Einwohner*Innen halten, haben wir die Information natürlich noch am Dienstagmittag sofort veröffentlicht. Der nächste Morgen kam. Und die ersten Anrufe und Zeugenhinweise: “da ist nichts gesperrt. Der Verkehr kann ganz normal fließen”. Anrufe bei bestimmten Dienststellen der Verwaltung führen seit Jahren ins Nirvana. Corona wurde von interessierten Kreisen als Ausrede benutzt, um beruflich abzutauchen.

Dann am späten Mittwochvormittag (3.8.2022) um 11:15 Uhr eine weitere Mitteilung der Stadtpressestelle zur Sperrung. “Nachtrag” benannt: “Liebe Redaktionen, aus organisatorischen Gründen kann die Baustelle in der Charles-de-Gaulle-Straße erst heute eingerichtet werden. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag Isabel Gemperlein”. Eine Erklärung, was zwischen dem 2.8.2022 um 12:40 Uhr und dem wenige Stunden später darauf folgenden Mittwochmorgen tatsächlich passierte, das eine Maßnahme so kurzfristig verhinderte: Fehlanzeige. Von einer Entschuldigung dafür, tausende von Betroffenen in die Irre geführt zu haben, ganz zu schweigen. Und natürlich keinerlei konkrete Information zum weiteren Ablauf.

Was bedeutet “erst heute” in der Praxis für die Strassenschließung: 13 Uhr? 23 Uhr? Oder doch wieder nichts? Die Recherche auf der Stadtseite erbringt ein ganz anderes Ergebnis. Da ist hinsichtlich der Baustelleneinrichtung nicht mehr von einer Sperre am Mittwoch die Rede. Sondern nur noch vom Donnerstag (4.8.2022): “wegen Fahrbahnerneuerungsarbeiten ist der Abschnitt der Charles-de-Gaulle-Straße im Bereich Brückes ab Donnerstag, 4. August, bis voraussichtlich Samstag, 13. August, voll gesperrt. Die Abfahrten in den Brückes sowie die Zufahrt vom Brückes auf die Charles-de-Gaulle-Straße sind ebenfalls gesperrt. 2. August 2022, von Isabel Gemperlein”.

Da wurde in der Meldung vom 2.8.2022 einfach schnell aus der “3” eine “4” gemacht. Und so getan, als wäre alles in Ordnung. Das ist es aber nicht. Ausserhalb des Stadthauses lebt nicht eine wilde Affenhorde, der man nach eigenem Gusto Bananen zuwirft, wie im Zoo. Sondern eine komplexe Stadtgesellschaft mit Aufgabenstellungen, Interessen und Bedürfnissen. Damit die einigermaßen koordiniert bewältigt und befriedigt werden können, sind korrekte und verlässliche Informationen unabdingbar. Natürlich kann nicht alles glatt gehen. Aber gerade in diesen Fällen ist Kommunikation gefragt. Erklärungen, Informationen – und natürlich Entschuldigungen von jenen, die für diese Fehler auch noch Geld bekommen haben an jene, die die Kosten und Folgen allein zu tragen haben.

Von all dem ist aus dem Stadthaus nichts zu hören. Eine bürgerfreundliche Verwaltung sieht ganz anders aus. Vor allem hat sie folgende Fragen zu beantworten: 1. Warum wurde die für den 3.8.2022 geplante Baumaßnahme erst am 2.8.2022 nach 12 Uhr öffentlich angekündigt? 2. Was hat sich in den wenigen Stunden nach dem 2.8.2022 um 12:40 Uhr ereignet, das eine Verschiebung der Baumaßnahme erzwang? Wann genau wurde dieser Sachverhalt wem bekannt? 3. Warum erfolgte am 3.8.2022 um 11:15 Uhr die Mitteilung, die “Baustelle könne erst heute eingerichtet werden” obwohl auf der Stadtseite bereits der 4.8.2022 als Baustellenbeginn mitgeteilt wurde? 4. Wieso ist weder in der Pressemitteilung vom 3.8.2022 um 11:15 Uhr noch in der Meldung auf der Stadtseite eine Erklärung in der Sache und auch keine Entschuldigung enthalten?