Nothalt eines vlexx-Zuges bei Ippesheim: 200 Passagiere mußten aussteigen

Von der Biebelsheimer Seite des Bosenberges sah es am heutigen Samstagabend (23.7.2022) gegen 20 Uhr so aus, als nähere sich eine Dampflok in Fahrtrichtung Bad Kreuznach. Tatsächlich handelte es sich um eine vlexx-Diesellokomotive. Die zeigte eine erhebliche Rauchentwicklung, die auch in Bosenheim und Planig zu sehen war. Wie ein Augenzeuge berichtete, der als Ersthelfer den Passagieren beim Aussteigen half, stellten die Reisenden im Zug schon nach dem Verlassen des Bahnhofes in Gensingen Brandgeruch fest. Die starke Rauchentwicklung veranlasste den Zugführer dann zum Nothalt direkt östlich vor dem Ippesheimer Bahnübergang und zur Alarmierung der Rettungskräfte.

Der stellvertretende Leiter der Bad Kreuznacher Feuerwehr, Kai Mathias (Bildvordergrund links), leitete den Einsatz.

Die rund 200 Passagiere des Zuges nach Saarbrücken mußten diesen verlassen. Tatsächlich mußte aber kein offenes Feuer gelöscht werden. Nach Einschätzung des vlexx-Personals und der Feuerwehrkräfte aus Sprendlingen-Gensingen und Bad Kreuznach entstand die Rauchentwicklung durch das Verdampfen von Getriebe – oder Hydrauliköl, das aufgrund eines Schadens auf heisse Maschinenteile gespritzt war. Wie unser Reporter vor Ort ermitteln konnte, wurde keine Personen verletzt. Die Bahnstrecke ist aktuell gesperrt. Eine Aktualisierung des Berichtes erfolgt nach Mitternacht (Stand: 23.7.2022, 21:30 Uhr).

AKTUALISIERUNG Sonntag, 24. Juli 2022, 2:30 Uhr:

Nicht nur für unseren Reporter erfreulich: bis zum jetzigen Zeitpunkt haben sich alle relevanten, in der Hektik kurz nach dem Unglück vor Ort erhobenen und in der ersten Fassung des Berichtes vorstehend wiedergegebenen Angaben der Erstmeldung bestätigt. Vor allem die wichtigste. Es gab keinen bisher bekannten Personenschaden. Das hat die Polizei auf Anfrage bestätigt. Während unser Reporter gegen 20:15 Uhr vom Galgenberg aus lediglich eine große Rauchfahne ohne Quelle erkennen konnte, berichtete der von ihm Minuten später auf dem Bosenberg angetroffene Zeuge von einer Dampflok, die er aus Gensingen habe Richtung Bad Kreuznach fahren sehen.

Beim Aussteigen qualmte es noch stark. Foto: privat

Diese zunächst unglaubwürdig erscheinde Darstellung wurde am heutigen frühen Morgen durch ein Zeugenfoto bestätigt. Daraus ergibt sich: aus dem kleinen Kamin, aus dem die im Sommer bei Normalbetrieb kaum sichtbaren Abgase des Dieselantriebes abgeführt werden, qualmte es noch als der Zug schon stand und die Passagiere ausgestiegen waren, in erheblichem Umfange. Aus der Ferne betrachtet konnte so der Eindruck “Dampflok” tatsächlich entstehen. Und auch die Aussage des Ersthelfers, der als Passant auf dem Fußweg zum “Weinfest am Nussbaum” in Biebelsheim unterwegs war, hat sich vollinhaltlich bestätigt.

Das erste Foto unseres Fotografen wurde um 20:28 Uhr aufgenommen. Da rauchte am Zug schon nichts mehr. Alle Passiere hatten ihn verlassen. Und es waren noch keine Rettungskräfte vor Ort.

Mehrere Reisende bestätigen vor Ort und später auch in den Sozialen Medien, dass sie bereits ab der Abfahrt des Zuges in Gensingen Brandgeruch wahrgenommen hatten. Durch geöffnete Fenster war der Rauch auch in die Abteile eingedrungen und sorgte dort für die – zum Glück tatsächlich unberechtigte – Sorge, dass der Zug brenne. Diese Zeugen berichteten ein neues Detail, das allerdings nachdenklich stimmen muss. So öffneten sich die Türen des Zuges nicht automatisch, sondern mußten – teils mit Hilfe von aussen – von den Fahrgästen selbst geöffnet werden. Diesem Sachverhalt sollte bei der Untersuchung des Falles besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.

Denn hätte es tatsächlich gebrannt, wäre stressbedingtes Fehlverhalten an den Ausgängen nicht folgenlos geblieben. Intelligente und verantwortungsbewußte Menschen lernen ja nicht nur aus Fehlern, sondern auch aus jenen Fällen, in denen es noch mal gut gegangen ist. Das gilt hoffentlich auch für den Alarmierungsweg. Denn offensichtlich wurden die Rettungskräfte sehr spät informiert. Diese trafen erst am Ort des Geschehens ein, als der Zug geräumt und vom vlexx-Personal bereits geklärt war, dass er nicht brennt.

Zudem fuhren die ersteintreffenden Rettungsfahrzeuge offensichtlich aufgrund einer falschen oder ungenauen Lageschilderung einen Umweg zum Zug. Statt durch die Elisabethenstrasse direkt zum Bahnübergang zu fahren, nahmen die ersten Fahrzeuge den Weg über die Frankfurter Strasse stadtauswärts, um dann über abgeerntete Felder zum Unglücksort zu gelangen. Weitere Informationen werden wir im Laufe des heutigen Sonntages nachtragen.