Busausfälle erzürnen den Seniorenbeirat: “so gehts nicht!”

Anette Glöckner ist ein eher stiller Mensch. Obwohl sie etwas zu sagen hat. Also nicht weil sie jetzt Vorsitzende des Seniorenbeirates ist. Sondern weil sie was im Köpfchen hat. Wenn die bei der Sozialdemokratin sehr großzügig bemessenen Toleranzgrenzen überschritten sind, kann sie allerdings auch laut werden. “So gehts nicht!” war ihr auch ohne Verstärkeranlage in jedem Winkel des Sitzungssaales zu hörender Kommentar, als beim Treffen des Seniorenbeirates über den Busverkehr in der Stadt gesprochen wurde. Vielmehr über die gerade für ältere Menschen betrübliche Tatsache, dass dieser nur eingeschränkt stattfindet. Bärbel Germann vom Stadtbauamt hatte die undankbare Aufgabe übernommen, am Dienstag dieser Woche (19.7.2022) bei der städtischen Interessensvertretung der über 60jährigen den Stand beim Busverkehr zu erläutern.

Anette Glöckner (links) verpflichtet das neue Beiratsmitglied Linde Anderson.

Ihr informativer Sachstandsbericht zu all dem, was Stadt und Kreise ab dem 17. Oktober anbieten werden, wurde von den Beiratsmitgliedern interessiert zur Kenntnis genommen. Zu einer teilweise hitzigen Diskussion gab aber die Gegenwart Anlaß. Werner Köhler (AWO) beklagte lauthals die “ständigen” Ausfälle der Linie 203. Nicht nur für ihn ist unverständlich, dass gerade diese Linie nicht mit Ersatzkräften aufgefangen wird, weil es – anders als bei anderen Strecken – keinen Parallelverkehr gibt. Klaus Knoefel vom Beiratsvorstand rügte die schlechte Einarbeitung der Fahrer: “Busse tauchen in Strassen auf, durch die keine Linie führt”. Mehrere Beiratsmitglieder berichteten von Fällen, in denen Busse sich in Einbahnstrassen und Sackgassen festgefahren hatten. Erklärung Bärbel Germann’s: “die Stadtbus schafft das nicht mehr”.

Die Mitglieder des Seniorenbeirats beim Fachvortrag von Bärbel Germann.

Weil eine Vielzahl von Busfahrer*Innen zur neuen Gesellschaft KRN Kommunalverkehr Rhein-Nahe GmbH abgewandert und andere sich krank gemeldet hätten, sei nicht genug Personal vorhanden. Die Fahrplangestaltung sei für die Stadtbus “eine große Herausforderung”, es müsse “hin und her jongliert werden”. Ein weiterer Kritikpunkt: an den Bushaltestellen gibt es keine Aushänge über die tatsächlichen Angebote. Germanns Erklärung, die Stadtbus sei personell nicht in der Lage 182 Haltestellen auszustatten, ließ Anette Glöckner nicht gelten: “dann muss eben eine Firma beauftragt werden, die das macht.” Trotz mehrerer Erklärungsversuche gelang es Bärbel Germann nicht, die Leistungsdefizite der Stadtbus GmbH den Mitgliedern des Seniorenbeirates nachvollziehbar darzulegen. Das Schlußwort eines verärgerten Beiratsmitglieds zu diesem Thema machte das mehr als deutlich: “die würde ich im Kongo Busfahren lassen”.