Sind Kinder die großen Verlierer der Umgestaltung im BME-Kurpark?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Gestern Abend tagte der Ortsbeirat Bad Münster am Stein / Ebernburg. Hauptthema war die “Umgestaltung des Kurpark I”. Gemeint ist damit der Bereich zwischen Kurhausstrasse, dem Kurmittelhaus und der Saline West. In einem Punkt war sich die Runde einig: dort sollen “Ruhe und Gesundheit” im Vordergrund stehen. Das wurde ausdrücklich in einem einstimmigen Beschluss festgehalten. In den vorbereitenden Diskussionen einer internen Arbeitsgruppe kamen auch Kinder vor. Laut Protokoll ein Mal. Bezüglich ihrer “Emissionen”. Die werden von den Kommunalpolitiker*Innen im Zusammenhang mit einem an Stelle des bisherigen Beckens geplanten Wasserspieles befürchtet.

Eine solche kindgerechte Umgestaltung des Triebwerkgrabens wurde im September 2020 den Mitgliedern des Planungsausschusses präsentiert (https://www.sauerland.com/Media/Attraktionen/Kurpark-Saalhausen-TalVITAL)

Die Neugestaltung in diesem Punkt soll ermöglichen, dass die dann ebenerdige Fläche auch bei abgeschaltetem Wasserfluss genutzt werden kann. Die Wasserspiele selbst sollen der Unterhaltung der Kurpark-Gäste dienen und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Ihre Gestaltung soll dabei noch großzügiger ausfallen, als auf dem Kornmarkt. Und dort, das hat Ortsbeiratsmitglied Stefan Köhl (FDP) von glaubwürdigen Augenzeugen gehört, ist der Zuspruch tatsächlich riesig. Fast ausschließlich von Kindern. Die toben, springen und rutschen fröhlich kreischend im Bereich der Bodensprudler. Ein allzu verständliches Verhalten. Das allerdings der kurbezogenen Ruhevorstellung widerspricht.

“Kurtradition” ist in dieser Karte der Stadtverwaltung der gestern im Ortsbeirat diskutierte Bereich Kurpark I benannt. Das bedeutet “Ruhe und Gesunheit” und möglichst kinderfreie Zone.

Einer solchen Entwicklung kann aus Sicht der Stadtverwaltung im Bad Münsterer Kurpark Einhalt geboten werden, in dem das Wasserspiel zu kinderaffinen Zeiten per Hand oder Zeitschaltuhr gestoppt wird. Die Frage, was die in diesem Zeiten anwesenden Kurgäste davon halten, wurde nicht aufgeworfen. Manfred Rapp (CDU) stellte das rund 200.000 Euro teure Wasserspiel als solches in Frage. Er wies auf die Gesamtsumme der Kosten für alle gewünschten Gestaltungs-Maßnahmen und die begrenzten zur Verfügung stehenden Mittel hin. Ihm widersprach sein Parteifreund Norbert Welschbach, der die mit dem Wasserspiel verbundene Aufwertung gern realisiert sehen möchte.

Auch dieses Bild für eine kindgerechte Umgestaltung des Triebwerkgrabens wurde im September 2020 den Mitgliedern des Planungsausschusses präsentiert (https://www.bischofsheim.info/wasserspielplatz.html)

Welschbach votierte für einen großzügigeren Umgang mit dem öffentlichen Geld, da keiner vorhersagen könne, wie die Finanzlage in 20 Jahren sei. Zumal die Stadt ja nur 10% tragen müsse, da 90% vom Land bezahlt würden. Welschbach erklärte nicht, dass sich diese Prozentsätze nicht auf die tatsächlich am Ende abgerechneten Ausgaben, sondern lediglich auf den förderfähigen Anteil beziehen (zur Erinnerung: der geplante Stadtanteil der Mobilitätsstation, die vor allem wegen der hohen Bundesförderung vom Stadtrat befürwortet wurde, betrug deutlich unter 200.000 Euro. Tatsächlich mußte die Stadt über zwei Millionen Euro eigenes Geld reinbuttern, weil die Gesamtkosten von 1,8 auf 3,7 Millionen Euro explodierten). Und auch seitens der Stadtverwaltung erfolgte dieser relevante Hinweis nicht.

Statt dessen kam von Tiefbauamtsleiter Philipp Geib ein ganz anderer Vorschlag: Mehrkosten im Bereich des “Kurparkes I” könnten durch Einsparungen im “Kurpark II” kompensiert werden. Dort ist u.a. eine Aufweitung des Triebwerksgrabens geplant. Die war noch im September 2020 unter der Überschrift “Bad Münster kann mehr… Der KU[LTU]RPARK an der Nahe” mit dem Detailprojekt “Wasser erleben” vorgestellt worden. In der Sitzung des Planungsausschusses ausdrücklich in Wort und Bild als Zielgruppe benannt: Kinder. Widerspruch gegen den Geib-Hinweis wurde im Ortsbeirat gestern nicht erhoben. Und so könnte es sein, dass in einer Kur- und Badestadt ein Kurpark mit Millionenaufwand umgestaltet wird. Und die Kinder dabei – zumindest was Wasserspiele betrifft – in die Röhre schauen (Stand: 24.5.2020, 6 Uhr).