Dann machen wir es eben künftig alle so …

Beobachtet und bewertet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Im Bereich der Einmündung der Stromberger Strasse in den Brückes bestehen komplexe Verkehrsbeziehungen. Eine der verkehrsbelasteten Kreuzungen des Stadtgebietes, der Stadthausknoten, liegt gleich nebenan. Die Ein- und Ausfahrt zum größten städtischen Verwaltungsgebäude, in dem eine dreistellige Mitarbeitendenzahl mit täglich unzähligen Bürger*Innenkontakten sitzt, liegt gegenüber. Wegen dieser schwierigen Lage darf von diesem Grundstück (Brückes 2-8) per Baugenehmigung nur Richtung Osten abgefahren werden. Denn der Brückes ist eine Bundesstrasse, die B48.

Und daher wurde dieser Bereich schon vor Jahrzehnten mit großen Verkehrsinseln vor Quertreibern geschützt. Baulich kann man aber natürlich nicht jedes menschliche Fehlverhalten verhindern. Wenn in ihrer Selbstwahrnehmung unfassbar bedeutende und wichtige Persönlichkeiten unterwegs sind, dann kümmern die sich einen Scheissdreck um Regeln und andere Verkehrsteilnehmer*Innen. Es zählt dann nur das egoistische Interesse. Wie bei Günter Meurer. Für den Ehemann der Oberbürgermeisterin und SPD-Stadtverbandsvorsitzenden gilt der Rechtspfeil beim Verlassen des Verwaltungsgebäudes natürlich nicht.

Weshalb wir ihn beim Linksabbiegen ins Bild setzen konnten (diese Seite berichtete). Gestern Abend war es der Fahrer eines Firmenwagens, der sich den leider nur für ihn leichtesten Weg suchte. Er hatte einen Umschlag in den Briefkasten der Stadtverwaltung einzuwerfen. Statt nun entweder im Innenhof des Verwaltungsgebäudes zu parken. Oder 150 Meter weiter auf einem der 250 freien Plätze auf dem kostenfreien Parkplatz Casinogarten, entschied er sich für den für ihn “einfachsten” Weg. Er fuhr aus dem Brückes von der Landfuhrbrücke kommend zunächst über die Gegenfahrbahn, dann dort auf den Gehweg bis vor den Haupteingang des Verwaltungsgebäudes.

Dabei behinderte er einen Passanten, der auf den Gehweg vorschriftsmäßig sein Fahrrad schob. Als der Falschfahrer und -parker den Fotografen dieser Seite bei der Arbeit erblickte, sprach er Worte aus und machte Gesten, wie sie aus den einschlägigen Situationen ertappter Verkehrssünder sattsam bekannt sind. Anschließend fuhr er genau in jener Weise, die durch die Verkehrsinseln und -schilder vermieden werden soll, in die Stromberger Strasse ein. Ein Einzelfall? Leider nicht. Auch vor dem Firmengrundstück wurde rücksichtlos und mit Behinderung geparkt. Diese Seite berichtete bereits 2021 darüber.

Wer der deutschen Sprache mächtig ist und über ein gewisses Bildungsniveau verfügt, muss sich nicht durch die trockenen Paragrafen der Strassenverkehrsordnung quälen. Und in seitenlangen Gerichtsurteilen nachlesen, welche Verantwortung der sogenante Zustandsstörer hat. Sondern kann sich an der Definition des kategorischen Imperativs des Philosophen Immanuel Kant (Königsberg) erfreuen. Frei übersetzt lautet dieser: “handele so, dass es gut läuft, wenn es Dir alle nachmachen”. Schon diese einfache Überlegung müßte dem Fahrzeugführer zu denken geben.

Denn wie übermenschlich wichtig mag sein Anliegen, sich ein paar Meter zu Fuß und einige Minuten Zeit erspart zu haben, denn gewesen sein? Angesichts des Chaos, das ausgelöst würde, wenn sich alle so verhalten dürften / würden. Wo im Grundgesetz steht, dass für bestimmte Unternehmer die StVO nicht gilt? Und übernimmt dieser Mann auch die Verantwortung für die Folgen, weil ein anderer Mensch seinem schlechten Vorbild folgt – und das anders als gestern nicht gut geht? Die Reaktion einfach Strukturierter kenne ich zu Genüge: Schmierfink, Wichtigtuer (um nur die zitierfähigen Abwertungen anzuführen) – was alles habe ich mir schon anhören müssen.

Ich weiß doch, dass man sich mit derartigen Veröffentlichungen nicht beliebt macht. Daran habe ich nach Jahrzehnten des Lebens unter Menschen nun wirklich keinerlei Interesse mehr. Wenn ich mit meiner Konfrontation auch nur ein einziges unschuldiges Leben rette, bin ich hochzufrieden. Der Umstand, dass Personen wie Günter Meurer – das hat er mir gestern am Rande der Sitzung des Planungsausschusses mitgeteilt – mit mir nicht mehr reden, ist in diesem Zusammenhang eine Folge, die ich als Auszeichnung bewerte. Falls sich da also noch wer einreihen möchte: bitte sehr (Stand: 19.5.2022, 6 Uhr).

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12.05.22 – “Auch der Günni darf DAS nicht …”
01.06.21 – “Falschparker – Report (81)”