Landtagspräsident mahnt: jüngste Jugendstudie zeigt dringenden Handlungsbedarf

Der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering sieht in den Ergebnissen einer im April veröffentlichten Jugendstudie der Vodafone-Stiftung eine beunruhigende Entwicklung und dringenden politischen Handlungsbedarf. Die Studie hatte unter anderem ergeben, dass knapp drei Viertel der befragten Jugendlichen ihre Anliegen und Interessen von der Politik nicht ausreichend berücksichtigt sehen. Rund zwei Drittel haben das Gefühl, die Politik nicht beeinflussen zu können und der Hälfte der jungen Menschen fällt es schwer die politischen Prozesse in Deutschland zu verstehen. Gerade einmal die Hälfte der Befragten ist zufrieden damit, wie die deutsche Demokratie funktioniert.

Landtagspräsident Hendrik Hering sagte: „Die Vodafone-Jugendstudie bestätigt leider eine Entwicklung, die uns auch schon vor der Corona-Pandemie besorgt hat. Bereits in der 18. Shell-Jugendstudie 2019 stimmten 71 Prozent der befragten Jugendlichen der Aussage zu, Politiker:innen kümmerten sich nicht darum, was Leute wie sie denken“. Beunruhigend sei jedoch, dass sich dieses Gefühl der mangelnden Selbstwirksamkeit nun auch negativ auf die Zufriedenheit junger Menschen mit der Demokratie auszuwirken scheint. Waren bei der Shell-Jugendstudie 2019 – bei stark steigender Tendenz ­ noch 77 Prozent der Jugendlichen mit der Demokratie zufrieden, so lag dieser Wert bei der Vodafone-Studie 2022 nur noch bei 50 Prozent.

Aus Sicht des Landtagspräsidenten seien es insbesondere auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gewesen, die in den vergangenen Jahren unter der Corona-Pandemie zu leiden hatten und viele Opfer bringen mussten. Diese Zeit sei für sie geprägt gewesen von zahlreichen Einschränkungen, die größtenteils über ihre Köpfe hinweg beschlossen wurden. Diese Entscheidungen hätten teilweise zu sozialer Isolation mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen sowie zu vielen verpassten Erfahrungen und Chancen geführt. „Und das in entscheidenden Lebensjahren, die prägend sind für das ganze spätere Leben und nicht nachgeholt werden können. Die junge Generation hat daher unseren uneingeschränkten Respekt verdient, ein offenes Ohr, aber vor allem auch unser Handeln für deren Belange und konkrete Angebote“, betonte Hendrik Hering.

So wünschen sich Jugendliche der Vodafone-Studie zufolge beispielsweise ganz konkret mehr Möglichkeiten, sich abseits von Wahlen einzubringen oder mehr persönliche Kontakte mit Politiker:innen. Hendrik Hering erläuterte, dass der rheinland-pfälzische Landtag seit einigen Jahren einen Schwerpunkt darauflege, den Landtag als Ort gelebter Demokratie und der politischen Bildung auszubauen. Die Angebote reichten von interaktiven Besuchsprogrammen ab der Grundschule, über Seminare und Workshops oder dem Schüler-Landtag bis hin zu mehrtägigen Simulationen von parlamentarischen Verfahren und Entscheidungsprozessen. Es sei dem Landtag dabei ein zentrales Anliegen, mit seinen Angeboten auch Jugendliche mit formal niedrigerem Bildungsstand zu erreichen.

Ziel der vielfältigen Bildungsangebote des Landtags sei es, junge Menschen nicht nur das Wissen über Politik und die Funktionsweise der parlamentarischen Demokratie zu vermitteln. Vor allem sollten sie dazu befähigt und ermutigt werden, ihre eigenen Interessen und Wünsche gegenüber den politisch Handelnden in einem Dialog auf Augenhöhe zu artikulieren. „Ich nehme die Vodafone-Jugendstudie daher zum Anlass, gemeinsam mit Organisationen wie beispielsweise der Landesschüler:innenvertretung, des Dachverbandes der kommunalen Jugendvertretungen oder des Landesjugendringes zu überlegen, wie wir künftig den Landtag als Forum des Austauschs zwischen jungen Menschen und der Politik noch stärker nutzen können.

Jungen Menschen zuzuhören und Ihnen Gehör zu verschaffen gegenüber der Politik, stärkt auch unsere Demokratie und ist Ausdruck des von mir angesprochenen Respekts“, so Hendrik Hering. Die Erhebung wurde vom Befragungsinstitut Infratest dimap Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung mbH durchgeführt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten deutschsprachige junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die das Internet nutzen. Die Erhebung wurde vom 07. bis zum 27. September 2021 durchgeführt und als Online-Erhebung (Computer Assisted Web Interviewing = CAWI) angelegt. Insgesamt nahmen 2.124 Personen an der Befragung teil. Die Studie kann unter diesem Link heruntergeladen werden: https://www.vodafone-stiftung.de/jugendstudie-2022/

Quelle: Landtag Rheinland-Pfalz