Hans Oehler: “Russische Armee sofort raus aus der Ukraine!”

Hans Oehler ist katholischer Christ. Auch wenn er schon Jahrzehnte für eine andere Form von Kirche eintritt, als Rom sich diese zumindest sehr lange Zeit vorgestellt hat. Oehler’s Berufsleben war dem Dienst am Nächsten gewidmet. Und ehrenamtlich setzt er diesen Weg als Vorsitzender des “Bastgässjer”, einer Initiative für Obdachlose Mitmenschen, fort. Hans Oehler ist kein Freund von Waffen, ist immer für Abrüstung eingetreten. Aber angesichts des Angriffskrieges der Russischen Förderation auf die Ukraine sieht er klar die Grenzen des Parzifismus. Aus diesem Grund veröffentlichen wir nachstehend seinen Beitrag zu den Friedensdemonstrationen auf dem Kornmarkt:

“Guten Abend! In der vorvergangen Woche sprach ich mit einem mir sehr wichtigen Menschen, der einen Stand in der Fußgängerzone betrieb. Ich informierte ihn über den Kreuzweg für die Ukraine den wir seit Kriegsbeginn in der St. Franziskus-Gemeinde beten. Er sagte spontan aber nur für die Menschen dort nicht für den Staat beten. So beschrieb er dann Nazi-Organisationen in der Ukraine und beklagte eine Diskriminierung der Russen (auch sprachlich). Das klang mir ziemlich bekannt – putinsche Einschätzungen. Es gab Russland aber keinerlei Recht dort kriegerisch einzugreifen. Die Konflikte zwischen Russen und Ukrainern gehen bis ins 18. Jahrhundert zurück und sind schmerzlich und langwierig.

Die Menschen in Russland sind – wegen der fehlenden Pressefreiheit -nicht über die wirklichen Umstände und die wahren Gründe des Krieges informiert. Man kann sogar sagen, dass sie einseitig gegen das Nachbarland aufgehetzt wurden. Nur so lassen sich die abscheulichen Gräueltaten durch die russischen Soldaten erklären. Das Blatt der Gruppe „Aktiv für den Frieden Bad Kreuznach“ liegt mir vor: „Nieder mit den Waffen“. Keine gute Überschrift für die Ukrainer – die einen gnadenlosen Feind im Land haben. Besser passte: Russische Armee sofort raus aus der Ukraine ! Es folgen dort Klagen über die ukrainische Regierung, die das Abkommen Minsk II nicht umgesetzt hätten.

Die Sicherheitsinteressen von Russland sah man gefährdet. Wer von der Nato hat je daran gedacht das atomgerüstete Russland anzugreifen? Die Aufnahme der Ukraine hätte im Jahre 2008 erfolgen können – ohne Russland zu provozieren. Viele Friedensgruppen sind links bis kommunistisch dominiert. Komisch, dass die P a r o l e n dieser Friedensaktivisten im Mutterland des Kommunismus wenig Beachtung finden. Wenn dadurch Frieden entstehen soll müssen b e i d e Seiten sie annehmen. Für uns hat man dort wohlfeile Vorschläge: „Stoppt das 100-Miliarden Aufrüstungsprogramm“. Vorschläge für die russische Seite sind eher dürftig: „Kriegshandlungen einstellen“.

Unsere massive Abhängigkeit von den Energielieferungen aus Russland – die die dortige Kriegskasse füllt – muss umgehend aufgelöst werden: Sofortiger Stopp der Kohleeinfuhr, bis Sommer Stopp der Öllieferungen, bis Anfang des Jahres allen Gasbezug aus Russland einstellen. Unsere sicheren Atomkraftwerke müssen weiterlaufen. Der Atomausstieg kann doch nicht wichtiger sein als der Kampf gegen Putins Größenwahn. Seine Ziele sind mit der Ukraine nicht erfüllt. Die Ukraine verteidigt auch unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder und Enkel und unsere Sicherheit. Bei der letzten Mahnwache machte Ulrich Suppus von der „Friedensinitiative Rhein Hunsrück“ sogar das Verhalten der Ukrainer für die Kriegsfolgen mit verantwortlich.

Christus Rat, bei einem Backenschlag die andere Wange hin zu halten, hat als Aufforderung zur Duldsamkeit auch heute noch volle Gültigkeit. Wenn jemand aber spürt, dass jemand ihm nach seinem Leben trachtet – darf und muss er sich wehren und schützen. Die Forderung des „Netzwerk am Turm“ : „keine Waffen in Krisengebiete“ erscheint mir recht zynisch. Jedes Land sollte zur Selbstverteidigung unterstützt werden – auch durch Waffen – wenn es seine um seine Existenz geht. Deutschland verdankt seine Sicherheit dem Atomschirm, den die USA über uns aufgespannt haben und nicht seiner vorbildlichen pazifistischen Gesinnung. Wir erleben jetzt die Folgen unserer friedlichen Außenpolitik.

Pfarrer Ekkehard Lagoda bereitete eine Friedenslogik aus. Diese möchte ich ergänzen mit dem Ruf von Hans Küng „Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden“. Mit der Programmschrift „Projekt Weltethos“ legte er dafür 1990 den Grundstein. Weltweit werden zwischen 200 – und 300 Millionen Christen wegen ihres Glaubens diskriminiert, verfolgt und leben zum Teil unter Lebensgefahr. Dies geschieht vor allem in Ländern in den der muslemische Glaube in Politik und Gesellschaft bestimmend sind. In diesen schmerzlichen Zeiten dürfen wir auch sie nicht im Stich lassen. Das gilt auch für die Iguren in China, die dort interniert und drangsaliert werden. Besonders bedrückend ist für mich die derzeitige Haltung der russisch-orthodoxen Kirchenobrigkeit in Moskau.

Abschließend möchte ich sie alle herzlich einladen für alle Politiker zu beten, die in diesen grausamen Krieg involviert sind – vor allem aber für die ukrainischen Menschen die ihre Heimat verteidigen oder auf der Flucht sind. Vater schicke Deine Engel in die Ukraine um die Menschen zu schützen und zu trösten. Sie sollen das Benzin in den Panzern vertrocknen lassen. Schicke sie auch zu Putin und die Verantwortlichen in Russland, dass sie im Licht der Engel ihr verbrecherisches Verhalten erkennen und sich auf Frieden besinnen. Herr, zerbrich den Arm des Frevler und des Bösen! Stärke das Herz der Elenden! Verschaffe den Waisen und Bedrücken Recht! Kein Mensch verbreite mehr Schrecken im Land (nach Psalm 10). Ich danke Ihnen”.