Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo
Gegen Ende der Ratsperiode von 2014 bis 2019 gab es eine kurze Phase kommunalpolitischer Aktivität der Bad Kreuznacher FWG. Damals stieß Wolfgang Kleudgen von der CDU zu Karl-Heinz Delaveaux. Und die beiden bildeten für die letzten Monate bis zur Kommunalwahl die FWG-Stadtratsfraktion. Mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz. Allein in der Stadtratssitzung am 29. November 2018 setzte die FWG zwei relevante Sachanträge durch. Der bis dahin als Dauerabgabe erhobene Tourismusbeitrag wurde auf das Jahr 2017 beschränkt. Und der Stadtrat beschloß die Abgabe des Stadtjugendamtes an den Kreis.
Noch Ende Oktober 2021 stellte Karl-Heinz Delaveaux in einer Stadtratssitzung die zwischenzeitlich abgewählte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer wegen der Nichtabgabe des Jugendamtes zur Rede. “Behalten wir zwei Jugendämter oder wird es eines?” fragte Karl-Heinz Delaveaux konkret nach. Und forderte: “Führen Sie das zu Ende, es muss endlich mal ein Ergebnis da sein” (diese Seite berichtete). Für Sabine Drees, die CDU-Kandidatin fürs Oberbürgermeisteramt, ist dieses Ergebnis klar: das Jugendamt bleibt bei der Stadt, stellte sie als eine ihrer Wahlaussagen jüngst fest. Trotz ungedecktem Millionendefizit. Entgegen der Beschlußlage im Rat.
Wohl wissend, sich in der Stichwahl gegen Emanuel Letz dadurch Stimmen von SPD, Grünen und Linken gefügig zu machen. Wie wenig wichtig Karl-Heinz Delaveaux seine eigenen Sachvorstellungen, Argumente und von ihm selbst bewirkte Stadtratsbeschlüsse sind, machte er in diesen Tagen durch seine Wahlempfehlung zugunsten von Sabine Drees deutlich. Ohne jede sachpolitische Einschränkung sprach er sich für Drees aus. Jugendamtsabgabe? Heimatverbundenheit durch örtliche Bezüge? Kein Thema mehr. Ganz nach dem Konrad-Adenauer-Motto: “was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern”.
Der Kölner “Dummschwätzer” und langjährige Bundeskanzler konnte sich in den Augen seiner Landsleute derartige Petitessen leisten, u.a. weil er zehntausende deutscher Kriegsgefangener, die es laut russischer Propaganda gar nicht gab, aus den Vernichtungslagern im Osten nach hause holte. Und Deutschland trotz der Verantwortung für den zweiten Weltkrieg und den Holocaust in die europäische Staatenfamilie reintegrieren half. Welche “Leistung” bleibt von Stadtrat Karl-Heinz Delaveaux in Erinnerung? Jetzt jene, sich mit einer Wahlempfehlung lächerlich gemacht zu haben. Herzlichen Glückwunsch.