Requiem für das Haus Lämmergasse 5

Gastbeitrag von
Dr. Marlene Marthaler

Jetzt also in Kürze der Abriss und ein Neubau, was sonst in Bad Kreuznachs historischer Neustadt- scheinbar alternativlos. Aber nur scheinbar: es hätte durchaus andere Lösungen für dieses ehemals stattliche Haus (spätbarock, straßenbildprägend, mit massivgemauertem Erdgeschoss) gegeben. Aber nein : man ließ es bewusst vor sich hinsiechen, tolerierte ein großes Loch im Dach quasi als Zerfallsbeschleuniger, noch verstärkt durch die unterlassene Hilfeleistung in Form einer Ersatzvornahme durch das Bauamt (verantwortliche Baudezernentin ist unsere OB).

Der Aussage der OB, man könne Eigentümer nicht zu Erhaltungsmaßnahmen zwingen, hatte der Denkmalschutzverein ausdrücklich und belegbar widersprochen. Auch ihre Aussage, man habe nicht die „Personal-decke“ für Kontrollen ist lachhaft: das Haus und das aus dem Dach wachsende Bäumchen waren groß genug, dass es von einer / einem aktiv sich für das Erscheinungsbild der Neustadt einsetzenden Quartiersmanager nicht zu übersehen gewesen wäre. Nein, nein das Haus Lämmergasse 5 hat von den Stadtoberen niemanden wirklich interessiert.

Der Neubau kann keine weit zurückreichende – noch vor 1689 – Geschichte erzählen, ist klotzig durch das ausgebaute Dachgeschoss (jetzt drei Stockwerke statt vorher zwei vorher), einfallslos durch die aneinandergereihten Fenster. Da hilft es auch nichts, wenn die Giebelfront zitiert wird. Ein Zitat macht noch keine Geschichte. Der Neubau – und das wäre ein vertretbarer Kompromiss gewesen – hätte historisierend wiederaufgebaut werden müssen, siehe Gasthaus „Krone“. Aber das hätte natürlich weniger Rendite eingebracht. An dieser Stelle vermisse ich die Beileidsbekundungen unserer OB, für die es „jammerschade“ ist, “ weil da auch viel Baugeschichte und Stadtgeschichte kaputt gehe.“ (Presse-Zitat vom 16.10.21).

Dr. Marlene Marthaler ist ehreanmtliche Pressesprecherin des Vereins „denk-mal:Bad Kreuznach e.V.“