Glückwunsch, Heike!

Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Auf die kommunalpolitische Blase und ihren Anhang mag diese Expertise schockierend wirken. Für mich stand das Wahlergebnis schon im letzten Jahr fest. Am 31. Januar 2022 hat der Wahlausschuss nun die vier Kandidat*Innen amtlich (wenn auch formfehlerbehaftet) zugelassen. Der Wahlkampf, wenn man ihn so nennen darf, läuft. Noch einen Monat lang. Am Ergebnis wird das nur wenig ändern. Mein Tipp für den 13. März 2022 ist:

Karl-Heinz Delaveaux: 2,5%
Emanuel Letz: 12,5%
Sabine Drees: 29,5%
Dr. Heike Kaster-Meurer: 55,5%

Die in der Blase viel gescholtene Amtsinhaberin wird wiedergewählt. Sie darf sich sogar auf mehr Prozente freuen, als 2014. Verantwortlich dafür: die selbstbezogene, Bürger*Innen konsequent ausgrenzende Arbeitsweise der Stadtverwaltung und faktisch aller lokalen Parteien und Wählervereinigungen. Kein einziges Stadtratsmitglied und keine aktuell bestehende kommunalpolitische Gruppe hat in den vergangenen Jahren nachhaltig etwas dagegen unternommen, dass intransparent gearbeitet wurde. Nicht eine einzige Kommunalpolitikerin hat etwa moniert, dass bei Ausschusssitzungen im Else-Liebler-Haus für relevante Zuhörer*Innen-Mengen gar kein Platz war.

Nicht eine einzige Kommunalpolitikerin hat kritisiert, dass nach dem Umzug in den neuen Sitzungssaal der Haupteingang meistens geschlossen ist und (von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen) ohne jede Beschilderung der Nebeneingang benutzt werden muss. Ohne jede Beschilderung? Nein, der ist ja beschildert. Unmißverständlich. Mit “Kein Eingang”. Die rund achzig Insider (Stadtrats- und Ausschußmitglieder) haben daran nie Anstoß genommen. Sie waren und sind ja dabei. Und wie sich die anderen 53.000 Bad Kreuznacher*Innen fühlen? Egal. War der Hintergedanke: um so weniger was wissen, um so besser? Fakt ist:

Keine einzige Kommunalpolitikerin hat das geändert. Es gab nicht einmal einen entsprechenden Antrag. Auch die Desinformation auf der Stadtseite war für keinen aus der kommunalpolitischen Kaste Anlaß Verbesserungen nachhaltig zu fordern. Mit Interessensvertretung der Menschen in der Stadt hatte und hat das nichts zu tun. Höchstens mit Vertretung von Partikularinteressen. Denen von gut organisierten und vernetzten kleinen Teilen der Bevölkerung. Das ist das System Meurer-Kaster-Meurer. Heike und Günni machen allerdings das Schlechte besser, als alle anderen kommunalpolitischen Mitbewerber*Innen. Die Wahlvorschlagsträger der drei Zähl-Kandidat*Innen haben das jahrelang mitgemacht.

Und am 13. März sollen die Leute etwas anderes wählen? Noch nie haben Menschen sich bei Wahlen für billige Kopien entschieden, wenn das Original verfügbar war. Das Ergebnis vom 13. März 2022 wird nicht in den kommenden Tagen und Wochen bewirkt. Es wurde von allen Beteiligten in den vergangenen Jahren festgelegt. Natürlich ist der große passive Teil der Masse der Einwohner*Innen nicht ganz unschuldig. Allerdings wird diese Gruppe auch am härtesten für ihr Fehlverhalten bestraft. Denn diese Menschen bekommen in Bad Kreuznach genau die schlechte Stadtregierung, die sie durch ihren Egoismus, Desinteresse, durch Mutlosig- und Gleichgültigkeit verdient haben.

Wer einen Termin auf dem Amt braucht, wer zum Arbeiten gehen oder fahren muss, erlebt die suboptimale Wirklichkeit. Für die wenigen kritischen Mitbürger*Innen spielt das Wahlergebnis vom 13. März 2022 zum Glück schon mittelfristig keine Rolle mehr. Denn Dr. Heike Kaster-Meurer wird es bei der neuen Amtszeit genau so machen, wie beim Amt selbst: nicht ausfüllen. Die Wiederwahl dient ihr nur zum Sprungbrett auf einen anderen Posten. Ob sie schon im Herbst 2023 im Zusammenhang mit der Regierungsumbildung in Mainz geht.

Oder erst nach der Kommunalwahl 2024, wenn noch mehr Kritiker*Innen im Stadtrat sitzen und den Vorsitz dort zu echter Arbeit machen – es ist nur eine Frage der Zeit. Die natürlich all jenen, deren Lebensqualität von der Stadtpolitik abhängt und die Bad Kreuznach nicht nur per Maulheldentum sondern tatsächlich weiterentwickeln möchten, verloren geht. Bad Kreuznach hat eine Hölderlinstrasse. Des Namensgebers wohl bekannteste Feststellung: “Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch”. Mal sehen ob dieser Friedrich recht hat.

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