Diese Sentenz wird dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) zugeschrieben: „Feind – Todfeind – Parteifreund“. Die gut 70 Jahre alte politikbezogene Steigerungsformel geht auf Erlebnisse und Erkenntnisse zurück, die weitaus älter sind. Vor über 2.000 Jahren machte Julius Caesar mit seinem Senats-Günstling Brutus schlechte Erfahrungen. Der französischer Philosoph François-Marie Arouet („Voltaire“) formulierte Mitte des 18. Jahrhunderts: „Gott bewahre mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden werde ich allein fertig“. Der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf drückte es in den neunziger Jahren so aus: „Intrigen sind das Nebengeräusch der Politik“.

Derartige „Nebengeräusche“ waren am vorgestrigen Donnerstagabend (30.10.2025) im Sitzungssaal des Rathauses auch ganz wortlos zu hören, nachdem das Wahlergebnis für die Nachfolge von Markus Schlosser als Beigeordneter der Stadt bekanntgegeben wurde: Mirko Helmut Kohl war gewählt worden. Der ist seit Jahrzehnten CDU-Parteimitglied, sitzt in der CDU-Stadtrats- und Kreistagsfraktion und hat den Christdemokraten ehrenamtlich in verschiedensten Parteiämtern gedient. Und doch bereitete seine Wahl der örtlichen CDU-Parteispitze und Teilen seiner Fraktionskolleg*Innen erkennbares Leid. Erstarrte Gesichtszüge bei CDU-Funktionären, weil einer der ihren gewählt worden war.
Statt Selbstkritik zu üben wurde auf einen legitimen wie bemerkenswerten kommunalpolitischen Schulterschluss über neun Partei- und Listengrenzen hinweg reflexartig mit Vorwürfen reagiert. Dabei hat sich dieses Ergebnis für alle, die Ohren zum Hören und Augen zum Sehen haben (eigens für Christdemokraten aus Markus 8,18 sinngemäß zitiert, also falls von diesen Christdemokraten noch jemand über Bibelkenntnisse verfügt) schon seit vielen Wochen abgezeichnet. Weil die von den Bürger*Innen demokratisch gewählte Mehrheit der Stadtratsmitglieder sich weder von hauptamtlichen Führungskräften der Stadtverwaltung noch einem Hinterzimmerzirkel vorschreiben lassen möchte, was sie zu tun und zu lassen hat.
Zum (aus Sicht enttäuschter CDUler deprimierenden) Wahlergebnis beigetragen hat auch das ständige (leider nur eingebildete) Besserwissen und die geradezu einfältige Ignoranz, mit der Teile der Koalitionsfraktionen von CDU, SPD und FDP und die Verwaltungsspitze über all das hinweggegangen sind, was sich seit der Sommerpause im Stadtrat und seinen Ausschüssen getan hat. Hat bei der CDU-Führung, bei SPD und FDP wirklich niemand bemerkt, was es bedeutet, wenn etwa die AfD mit den Grünen in der Sache überzeugt abgestimmt hat? Oder Kay Maleton (Faire Liste) die grüne Fraktionssprecherin Juliane Rohrbacher-Staaden für inhaltliche Aussagen lobte?
Wurde tatsächlich nicht erkannt, was es bedeutet, wenn Jürgen Eitel (Freie Wähler) die vom gesundheitlich angeschlagenen Stefan Butz (PBK, auf diesem Weg: gute Besserung gewünscht) angesprochene Querungsproblematik bei der nunmehr vierstreifigen B 428 ganz ausdrücklich verbunden mit einem Hinweis auf den Butz-Beitrag auf die Tagesordnung brachte, nachdem die Verwaltung einmal mehr eine inhaltliche Antwort schuldig blieb? Und hat wirklich bis heute niemand aus dem Kreis der Koalitionäre verstanden, was Karl-Heinz Delaveaux (FWG e.V.) beabsichtigt, wenn er mit über einem Dutzend hochqualifizierter Anfragen die erschreckenden Leistungsdefizite der Verwaltung samt Stadtspitze aufdeckt?
Wenn die Wahl von Mirko Helmut Kohl in der Bad Kreuznacher CDU nicht einen tiefgreifenden Umdenkungs- und Neuaufstellungsprozess auslöst, werden die Christdemokraten ab der Kommunalwahl 2029 lernen müssen, sehr kleine Brötchen zu backen. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die auf acht Sitze reduzierte SPD dabei viel geschickter ist. Die Sozialdemokraten sind auch beim Thema Generationswechsel schon ein Stück weiter, als die CDU. Die ihre Kandidaten für Posten im Stadtvorstand in den vergangenen zehn Jahren (Beigeordnetenwahl 2018, Bürgermeisterwahl 2021, OB-Wahl 2022 und Beigeordnetenwahl 2025) allesamt von außen holen musste. Findet den Fehler …
