In Bosenheim ist der Kirmesbaum noch so, wie ihn die Städter nur aus Bilderbüchern und dem Fernsehen kennen. Je nach dem, was die Vorgärten hergeben mal eine Tanne oder Fichte. In jedem Fall ein Nadelbaum, so wie das früher halt war. Birken waren da hierzulande nicht erste Wahl. Zugegeben. Über die Jahrhunderte hat sich der Brauch in Bosenheim nicht etwa gehalten, weil man dort besonders traditionsbewusst ist. Sondern weil die dortige Kirchweih im November kurz vor der Adventszeit gefeiert wird. Und der Kirmes- ein Multifunktionsbaum ist. Der pünktlich zum ersten Advent umgeschmückt und an Weihnachten umbenannt wird.

Schon nebenan in Planig ist die Lage ganz anders. Dort wird der – zugegebenermaßen – prächtige „Kirmesbaum“ aus einer verzierten Holzstange mit Kranz in luftiger Höhe gebildet (nur die ganz oben aufgesetzte Birke ist frisch). Die schön anzuschauende, schwere Konstruktion wird sicher gehalten in einer Stahlkonstruktion, die von Dirk Gaul-Rosskopf handwerklich perfekt zusammengeschweißt wurde, als dieser noch Chef der Catweazle war. Und nicht im Traum daran dachte als Ortsvorsteher vor seinem Werk stehend die Kerb zu eröffnen. Was den Bogen nach Winzenheim schlägt. Denn die Konstruktionspläne für den massiven Planiger Bodenhalter stammt aus Winzenheim. Erdacht vom dortigen früheren Ortsvorsteher Bernd Butzbach.

Und – das ist jetzt der Treppenwitz der Geschichte – ausgerechnet dort, wo der überregional beste Krimesbaumhalter geplant wurde, gibts keinen Kirmesbaum. Abgesehen von peinlichen Ersatzgestaltungen wie im September 2022 auf dem Winzenheimer Scheunenplatz, über die in den anderen Ortsbezirken nur müde gelächelt wird. Daran erinnert haben einige Winzenheimer*Innen in der vergangenen Woche. Die brachten nämlich in den Sozialen Medien ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass es sich bei dem Mast, der neben dem Behindertenparkplatz nördlich der Scheune aufgestellt wurde, um einen Kirmesbaum handelt.

Der hätte von der Höhe her locker alle anderen im Kreisgebiet überragt. Und so die Winzenheimer Kirmes ins Gespräch gebracht. Das beliebte Kirmesbaumklauen wäre schon am Gewicht und dem soliden Betonfundament gescheitert. Aber um einen Kirmesbaum handelt es sich nicht. Auch die bei Mirko Helmut Kohl mehrfach aufgelaufene Frage, ob es sich um einen Träger für die G-5-Technik handelt, weil es ja mit dem Glasfaserausbau noch dauert, musste der Ortsvorsteher abschlägig beantworten. Denn die Konstruktion trägt einer der neuen Sirenen, die auch Sprachübertragungen zur Information der Bevölkerung in Krisen- und Notfällen ermöglichen.
