Seit Jahrzehnten engagiert sich Steffen Kaul, liebevoll unterstützt von seiner Ehefrau, als ehrenamtlicher Heimatforscher. Über zehntausend Arbeitsstunden hat der in der historischen Neustadt lebende Bad Kreuznacher dafür aufgewendet, vergessene Orte, relevante Dokumente und aufschlussreiche Archivalien aus der Stadtgeschichte zu finden, auszuwerten und für nachfolgenden Generationen zu sichern. Privatleute wie Dr. Stefan Kessler und Harald Könemann unterstützen durch Übernahme der Sachkosten die für die Stadtgesellschaft höchst wertvolle Tätigkeit von Steffen Kaul. Der sich durch seine gemeinwohldienliche Leistung in der Bevölkerung einen guten Namen gemacht hat.

Das haben auch einige Kommunalpolitiker*Innen gemerkt. Und die Nähe zu Steffen Kaul gesucht. Besonders deutlich wurde das bei Kauls Engagement für den Luftschutzbunker unter dem Kauzenberg. Um einen konkreten Erinnerungsort für die Schrecken des II. Weltkrieges vor Ort zu erhalten, begann Kaul mit der Sicherung und Räumung der über 80 Jahre alten Schutzeinrichtung, die vom Kalten Loch aus am Beginn des Aufstieges zur Kauzenburg erreichbar ist. Am ersten Märzwochenende vor zwei Jahren fand sich dort u.a. auch Bürgermeister Blechschmidt ein, um Schutt und Müll aus dem Keller zu schaffen. Natürlich gabs damals einen bebilderten Pressebericht der Stadtverwaltung.
In dem Text vom 7.3.2023 aus dem Stadthaus heisst es wörtlich: „Steffen Kauls Bunkermuseum im „kalten Loch“ nimmt weiter Gestalt an. Für eine Räumungsaktion konnte er prominente Unterstützung gewinnen, allen voran Bürgermeister Thomas Blechschmidt, der bis zum Schluss fleißig mit anpackte. Tatkräftige Entrümpler waren auch GuT-Geschäftsführer Dr. Michael Vesper und der Wirtschaftsförderer des Kreises Andreas Steeg. Dazu kamen Mitglieder des Altstadtvereins (Reinhold Stenger, Mariana Ruhl und Lothar Bastian), Neustadt-Bewohner und der Sachgebietsleiter Georg „bürgerfreundlich“ Bürger sowie drei Mitarbeiter. Rita Rehm („Käuzchen“) spendierte den Kaffee“.
Weiterhin teilte die Stadt mit: „Steffen Kaul war glücklich, dass der Kellerraum vor den Bunkergängen in den Kauzenberg innerhalb von zwei Stunden leer war: Rohre aus Plastik und Eisen, Schläuche, Gaskartuschen, Kabel, Leitungen, Schutt etc. Insgesamt wurden fünf Anhängerladungen fortgebracht. Der Keller diente einst als Lagerraum der ehemaligen Sanitätsfirma Nau. Holger Lange, Schwiegersohn des verstorbenen Inhabers, packte mit an und unterstützt als Eigentümer der Keller Kauls Initiative. Steffen Kaul ist mit seinen Planungen schon weiter und hat Sponsoren gefunden, die die Stellwände und die Beleuchtung für die Ausstellungsräume finanzieren“.
Wörtlich zitiert werden die Dankesworte von Thomas Blechschmidt: „wenn viele Hände helfen, kann etwas Tolles entstehen“, formulierte der Bürgermeister seinen Dank für das ehrenamtliche Engagement. Oberbürgermeister Emanuel Letz packte zwar, anders als der Bürgermeister, nicht persönlich mit an. Aber für einen Pressefoto kam er gern für ein paar Minuten in den Weltkriegs-Bunker. In der Presseerklärung der Stadt vom 20.11.2023 steht dazu: „vor seiner Fahrt zum Ehrenfriedhof im Lohrer Wald zur Gedenkfeier am Volkstrauertag war Oberbürgermeister Emanuel Letz Gast im „Luftschutzbunker-Museum“ am Aufgang zur Kauzenburg in der historischen Neustadt“.
Laut Presseerklärung dankte der OB Steffen Kaul „für dessen Initiative, den Bunker wieder begehbar zu machen“. Angesichts dieser verbalen Unterstützung war der Steffen Kaul nicht wenig erstaunt, als er vor Wochen ein Brief der Stadtverwaltung bekam, in dem ihm die Nutzung des Bunkers inklusive der Führungen untersagt wurde. Samt der Forderung nach Vorlage einer Baugenehmigung und einer Prüfstatik, in der die Standsicherheit des Bunkers gutachterlich bestätigt wird. Gut erinnern kann sich Steffen Kaul auch an den Besuch von „sechs Leuten vom Bauamt“, die den Bunker im Herbst 2025 (mehr als zwei Jahre nach dessen neuzeitlichem Nutzungsbeginn als Museum) genau in Augenschein nahmen.
Und sich anschließend um die Ecke in der Gaststätte „Käuzchen“ stärkten. Um so mehr hat sich Steffen Kaul darüber gefreut, dass sich schon am Abend der Zustellung der Schließungsanordnung der Leiter des Stadtbauamtes, Eduard Schuckmann, fernmündlich bei ihm meldete. Und Hilfe zusicherte. Die der Architektin und Dipl.Ing. Alita Schuckmann, seiner Ehefrau. Die erstellt auf eigene Kosten den Bauantrag für die Nutzung des Bunkers als Museum und die Begehungsmöglichkeit für die dahinter liegenden Stollen. Eine Geste, über die sich Steffen Kaul sehr gefreut hat. Wie widersprüchlich die Haltung der Stadtverwaltung wird an einem anderen Detail noch deutlicher.
Auf der Stadtseite bad-kreuznach.de wirbt die selbe Stadtverwaltung, die den Bunker vor Wochen auf unbefristete Zeit sperrte, nach wie vor für Führungen durch diesen Bunker. Also genau für das von ihr selbst verbotene: „Führungen durch das Bunkermuseum bietet Steffen Kaul nach Terminvereinbarung über Handy 0170/5820172 an“. Steffen Kaul und seine Unterstützer hoffen, dass die Bau- und Nutzungsgenehmigung und das Statik-Gutachten schnellstmöglich vorliegen. Und es spätestens im kommenden Jahr wieder Führungen im Bunkermuseum geben kann. Ob die Sperr-Anordnung der Stadt in einem Zusammenhang mit den Plänen für einen Fahrstuhl-Bau im Kauzenberg hoch zur Burg steht, wurde von der Verwaltung bisher nicht erklärt.


