„Die Mitarbeiter sind ausgelaugt und ziemlich am Ende“

Die Sitzung des städtischen Sozialausschusses am gestrigen Dienstag (10.6.2025) nutzte die Leiterin des Sozialamtes, Susanne Neis, zu einem öffentlichen Notruf bezüglich der Personalsituation ihrer Behörde: „die Mitarbeiter sind ausgelaugt und ziemlich am Ende.“ Als Grund für diese Erschöpfung verwies Neis auf Personalverluste der Jahre 2023 und 2024. Jeweils drei Mitarbeitende schieden in den Vorjahren aus dem Dienst aus. Die Nachbesetzung der Stellen sei teils nur mit Teilzeitkräften möglich gewesen. Und habe bis zu einem Jahr gedauert. Eine der Folgen ist ein erheblicher Arbeitsrückstand bei den nicht die akute Versorgung der Hilfebedürftigen betreffenden bürokratischen Vorgängen.

Um ihre Lagediagnose anschaulich zu machen, bemühte Susanne Neis das Bild vom Traktor, der auf der Bundestrasse den Verkehr ausbremst: die Schlange kommt zwar vorwärts. Aber eben sehr langsam. Und damit der ein oder die andere zu spät ans Ziel.

Das betrifft etwa Abrechnungen der Stadt betreffend Maßnahmen nach dem Polizei- und Ordnungsbehördengesetz (POG) und Unterhaltsleistungen. In diesen Fällen droht der Stadt ein finanzieller Schaden durch die Verjährung von Erstattungen. Sozialdezernent Markus Schlosser forderte die Stadtratsmitglieder auf die entsprechenden Notrufe, die sich auch in einer Vielzahl von Überlastungsanzeigen ausdrückten, ernst zu nehmen. Und kündigte für die Beratungen des Stadthaushaltes 2026 entsprechende Stellenanmeldungen an. Wörtlich stellte Schlosser fest: „es geht den Mitarbeitenden hier nicht um die Work-Live-Balance. Das ist kein Gejammer“.

Über die dringlich benötigten Stellen dürfe nicht gefeilscht werden. Deutliche Kritik übte Schlosser, der in absehbarer Zeit auch Jugenddezernent wird, an der Nichtgenehmigung der vom Stadtjugendamt und dem Sozialamt bereits für 2025 angemeldeten Stellen durch die CDU-SPD-FDP-Koalition. Unterstützt wurde Schlosser durch Redebeiträge von Martina Hassel (SPD), Andrea Manz und Günter Sichau (beide Grüne). Tobias Schulz (AfD) wies darauf hin, dass die entsprechenden Stadtratsentscheidungen nicht aus einer Laune heraus gefallen sind, sondern weil die Stadthaushalte 2024 und 2025 mit einem Minus von jeweils über 19 Millionen Euro tief in den roten Zahlen stecken (weiterer Bericht folgt).