Am 7.6.2025 schlägt das letzte Stündlein für den Löwensteg. Dann wird die bereits seit Monaten gesperrte über 100 Jahre alte Stahlkonstruktion von den Brückenspezialisten des Technischen Hilfswerkes (THW) aus den Widerlagern gehoben. Und anschließend entsorgt. Eine Sicherstellung und Aufbewahrung für nachfolgende Generationen ist nicht vorgesehen. Aus dem selben Grund, aus dem die Brücke über die Bahngleise auch nicht als Metallschrott verkauft werden darf: sie ist mit Bleifarbe belastet. Und muss teuer als Sondermüll entsorgt werden.

Obwohl das Ende des Bauwerkes sich bereits seit sieben Jahren konkret abzeichnet (vom Oktober 2018 bis zum Juni 2019 war der Löwensteg das erste Mal wegen gravierender Alterserscheinungen gesperrt und schon damals wurde sein Totalverlust angekündigt), haben die Unterstützer der direkten Verbindung der Mannheimer Strasse erst jetzt eine Initiative gegründet, um schnellstmöglich einen Ersatzbau zu ermöglichen. Die gute Absicht ändert nichts an den seit Jahrzehnten feststehenden Rahmenbedingungen.
Eine neue Brücke müsste von der Bahn AG genehmigt werden. Die verlangt eine Höherlegung um mehr als einen Meter, um die theoretisch irgendnwann vorgesehene Elektrifizierung zu ermöglichen. Barrierefrei wäre der neue Löwensteg dann nur über viele Dutzend Meter lange Rampen zu erreichen. Was die Baukosten in die Nähe eines siebenstelligen Betrages hochtreiben würde. Ein weiteres Problem müsste allerdings vorher auch noch gelöst werden. Nämlich die Entscheidung, ob der Kohleweg zur Entlastungsstrasse für die Innenstadt ausgebaut wird.
Und wenn ja, wie breit und mit welchem Verlauf. Diese Festlegung wird von der Stadtpolitik seit über 40 Jahren vermieden. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Realistisch gesehen bleibt daher nur eine Alternative: der Bau einer Ersatzbrücke mit exakt den selben Maßen, wie jene abgenutzte, die Anfang Juni entfernt wird. Mit der Zusage, diese Brücke im Elektrifizierungsfall unverzüglich zu entfernen, würde die Bahn AG dem zustimmen. Die Kosten lägen bei 300.000 bis 400.000 Euro.
Also umgerechnet bei etwa drei bis vier Strassenfastnachten mit jeweils zwei Veranstaltungstagen. Acht oder auch zehn Tage Fastnacht in der Innenstadt kommen in etwa so teuer, wie 3.000, 10.000 oder mehr Abkürzungstage für tagtäglich viele hundert Fußgänger*Innen, Radfahrer*Innen und Rollstuhlfahrer*Innen. Weil sich kein einziges Stadtratsmitglied traut, das so klar zu sagen und niemand Streichpositionen nennt, weil das ja Wähler*Innen verprellen könnte, wird zwar ein Ersatz für den Löwensteg gefordert. Aber der Weg, der das möglich machen könnte, nicht eingeschlagen.
Der Aufruf der Initiative „Der Löwensteg muss gerettet werden!“ im Wortlaut:
„Die marode Fußgängerbrücke über die Bahngleise soll möglichst schnell – also noch in 2026 – wieder hergestellt werden. Der Löwensteg ist eine wichtige und unverzichtbare Verbindung zwischen Innenstadt und oberer Mannheimer Straße für Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad oder einem Rollstuhl unterwegs sind. Ursprünglich war eine Sanierung dieser Fußgängerbrücke geplant, die Innenstadt und obere Mannheimer Straße und damit das Diakonie-Viertel verbindet.
Doch nun will die Stadt den derzeit nicht nutzbaren Steg final abbauen. Das wollen wir nicht! Wir wollen, dass der Löwensteg an gleicher Stelle wieder ersteht – wenn möglich so, dass er einer späteren Elektrifizierung der darunter Verlaufenden Nahetalbahn nicht im Wege steht – er also aus seinen Widerlagern gehoben und das entsprechende Stück höher wieder verbaut werden kann.
Begründung:
Die Stadt will den derzeit aus baulichen Gründen gesperrten Löwensteg endgültig abbauen und den Menschen dann einen zu schmalen und in Teilen schwierig manövrierbaren Umweg über die Ochsenbrücke aufzwingen. Was jetzt schon schwierig ist, da z.B. auf dem Gehweg der Ochsenbrücke keine zwei E-Rolli-Fahrer:innen aneinander vorbei passen, wird noch schwieriger, sollte die Ochsenbrücke wie vorgesehen in den kommenden Jahren neu gebaut werden:
Dann müsste während der Bauarbeiten wahrscheinlich der weit entfernte Bahnübergang Rheingrafenstraße oder die ebenfalls nicht sonderlich nahe Bahnhofsunterführung genutzt werden. Eine noch größere Zumutung als jetzt schon: Für alle, die z.B. einfach nur kurz den direkt auf der anderen Seite des Löwenstegs gelegenen Einkaufsmarkt besuchen wollen. Der Löwensteg ist zudem ein sicherer Schulweg in die Innenstadt für gleich vier große Schulen: die beiden Berufsschulen, das Lina-Hilger-Gymnasium und die Crucenia-Realschule.
Bei einer Wiederherstellung des Löwenstegs wollen wir zudem die Barrierefreiheit verbessern. Das ist mit wenig Aufwand möglich. Die Stadt kann dann Fördergeld für die Gesamtmaßnahme beantragen und damit Kosten sparen. Im Haushalt der Stadt sind aber auch bereits jetzt Mittel für den Neubau des Löwenstegs eingestellt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Stefan Butz (c/o), Hermann Holste, Jürgen Locher, Bad Kreuznach“
Der Link zur von GässjerFM erstellten Aufzeichnung der Pressekonferenz der Initiative vom 21.5.2025: