Leserbrief von
Michael Dal Magro
„In Bad Kreuznach grüßt das Murmeltier nicht täglich sondern jährlich. Die ganze Welt ist im Umbruch und Deutschland befindet sich leider im dritten Rezessionsjahr. Nur Bad Kreuznach ist die eiserne „Immer-so-weiter-Stadt“, die seit vielen Jahren ihre strukturellen Probleme der Bäderlandschaft zwar erkannt, aber immer Jahr für Jahr nur mit dem Geld der Bürgerinnen und Bürger sowie seiner Gäste zugeschüttet hat. Und so soll es nach dem Willen der Stadtspitze, des Stadtrates, den Aufsichtsräten und der Führung der Stadtwerke (SWK) und Holding BGK nun einmal mehr munter weitergehen.


Die Parkgebühren sollen in der Fläche stark ausgeweitet und erheblich erhöht werden. Auf den gerade erst erhöhten Übernachtungs-Gästebeitrag auf 3,50 Euro pro Person/Tag (alleine damit ist Bad Kreuznach schon in der Spitzengruppe Deutschlands) soll noch eine 5%ige Bettensteuer draufgesattelt werden. Die daraus resultierenden, fiktiven Mehreinnahmen hat man sich wunderbar schön gerechnet. Man berücksichtigt nicht, dass unsere Gästeklientel, in der Masse keinesfalls zu den Besserverdienenden gehörend, sehr preissensibel ist und mit den Füßen über die Destination Bad Kreuznach abstimmen wird.
Führen heißt entscheiden, das heißt im Klartext, dass man sich jetzt endlich, auch wenn es unpopulär ist, von absolut unwirtschaftlichen Betrieben trennen muss (insbesondere dem hochverschuldeten Bäderhaus), will man als Badestadt für Einheimische und Gäste eine Zukunft haben. Die crucenia thermen und das Haus des Gastes müssen zu einer funktionieren Einheit zusammengelegt werden mit Saunaangeboten, den Kur-Anwendungen und einer Gastronomie (klein aber fein, eine Badestadt ohne Sole-Thermalbad ist kein Bad). Die oben genannten geplanten erheblichen Erhöhungen haben neben dem generellen Verdrängungseffekt auf Kunden und Gäste auch unzumutbare negative soziale Effekte.
Etwa auf wichtige große sozialen Einrichtungen wir z.B. die Jugendherberge auf dem Kuhberg und die Familienferien- und Bildungsstätte auf der Ebernburg. Die dortigen Gäste sind gering verdienende Familien, oft auch Alleinerziehende, die sich ihren kleinen Urlaub mit Kindern vom Munde absparen müssen. Diese sollen dann neben dem hohen Gästebeitrag zusätzlich auch noch die Bettensteuer zahlen. Die Urlaubsgäste- und die Bildungsangebotsnachfrage werden in diesen Einrichtungen zurückgehen, zu Lasten der Einnahmen beim Gästebeitrag und auch der Gewerbesteuereinnahmen.
Was spricht weiterhin zwingend für einen sofortigen Strukturwandel bei den Stadtwerken (SWK) und der BGK-Holding mit der Reduzierung und/oder der Privatisierung des Bäderhauses und der Erschließung neuer Märkte für die SWK? Die drei großen Bäderbetriebe der Stadt unterliegen wie die privaten Haushalte der CO²-Bepreisung, die sukzessive von zurzeit 1 ct./Kwh auf 5 ct./Kwh für Gas und Strom in 2030 steigen wird. Diese Energiekosten-Explosion alleine bei den Bädern wird zukünftig nicht mehr durch weitere Steigerungen bei den Eintrittspreisen oder anderweitigen unzumutbaren Erhöhungen in anderen fremden Segmenten wie dem Parken zu kompensieren sein.
Sie sind dann für Jahre ausgereizt. Auch die Personalkosten werden in den nächsten Jahren in allen Sektoren weiterhin stark steigen. Von den in Berlin beschlossenen 100 Milliarden Euro Infrastrukturmitteln (Sondervermögen) wird Rheinland-Pfalz gemäß Königsteiner Schlüssel nur maximal 4,8 Mrd. € sehen (verteilt über 12 Haushaltsjahre = 400 Millionen p.a.). Dass davon nur wenig in Bad Kreuznach ankommen wird und nicht in die extrem defizitäre Bäderlandschaft fließen darf und wird, ist jetzt schon klar. Problematisch für die SWK und BGK ist auch, dass die Bürgerinnen und Bürger bei der SWK nur teure Strom – und Gasverträge, als so genannte Grundversorger-Verträge, abschließen können.
Und somit der Kundenstamm im liberalisierten und umkämpften Strom- und Gasmarkt quasi kaum vergrößert werden kann. Auch von dem zu erwartenden Hochlaufen der Wärmepumpenanwendungen wird die SWK im Stromverkauf daher nur wenig profitieren, zudem werden dann viele bestehende SWK-Gas-Sonderverträge für immer wegfallen. Bezüglich der äußerst schwachen Kapitalausstattung der SWK und der BGK, die sich am seriösen Kapitalmarkt nicht mehr bedienen können, ist es eher schon fünf nach zwölf. Diese chronische Kapitalschwäche ist mit den o.g. geplanten „Immer-weiter-so-Maßnahmen“ nicht nachhaltig kompensieren (Einmal- oder Strohfeuereffekte).
Leider gibt es keinerlei thermische Nutzung der fünf ergiebigen Sole-Quellen in der Kernstadt und Bad Münster am Stein / Ebernburg. Dies wäre z.B. ein zukünftiges Geschäftsfeld (Stichwort „kalte Nahwärmenetze“ im Rahmen der Wärmeplanung). Andere Kommunen greifen die diesbezüglichen Fördergelder schon längst ab. Herr Nath (Anmerkung der Redaktion: Christoph Nath ist Geschäftsführer von Stadtwerken und BGK), wo eigentlich bleiben wirkliche nachhaltige Strukturverbesserungen in den Stadtwerken mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Sie persönlich die Verantwortung tragen?
Andere, ähnlich kleine Stadtwerke wie die Stadtwerke Bad Kreuznach haben sich längst mit anderen Stadtwerken zusammengeschlossen und/oder kooperieren zumindest in Teilbereichen miteinander, um wenigstens gewisse Synergien zu heben. Die von Ihnen prognostizierten Kostensenkungen im Bereich der Bad GmbH sind eine Fata Morgana, da nicht belegt. Gehen Sie die Strukturveränderungen in der SWK und der Holding mit der Stadtpolitik endlich an oder nehmen Sie Ihren Hut. Ach ja, lieber Herr Dreesbach von der Bad GmbH: Danke Ihnen für nichts!“