„Den Menschen Gründe geben in die Innenstadt zu gehen“

Von Claus Jotzo

Andreas Schnorrenberger dürften am vergangenen Donnerstagabend (15.5.2025) die Ohren geklingelt haben. Der nimmermüde Veranstaltungsmanager präsentierte aus seinem Studio die Meine-Stadt-Live-Show „Einstein“. Und konnte daher an der Veranstaltung „Den Einzelhandel stärken“ auf der Kauzenburg nicht teilnehmen. Dort berichtete der bundesweit als Referent gefragte Chef des Bamberger Stadtmarketing, Klaus Sieringer, vom Erfolgsrezept zur nachhaltigen Belebung von Innenstädten: Veranstaltungen. Also „frequenzsteigernde Maßnahmen, um den Menschen Gründe zu geben, in die Innenstadt zu gehen“. Das ist exakt die Linie, die Andreas Schnorrenberger seit rund 20 Jahren umsetzt.

Klaus Stieringer war am 15.5.2025 Referent der Veranstaltung „Den Einzelhandel stärken“, zu der tourismusbeitrag-so-nicht.de eingeladen hatte.

Und dabei immer wieder auf sachfremde Widerstände und Unverständnis stößt. Das mag an der Art eines Teils der Veranstaltungen liegen. Allerdings kam in all den Jahren kein einziger der Behinderer und Blockierer mit einer besseren Veranstaltungsidee rüber. Dabei leben Innenstädte nach der Erfahrung von Klaus Stieringer davon, dass dort Impulse gesetzt werden. Es ist eben „schwierig, die Leute aus dem Sessel daheim herauszubekommen“. Dabei sind Veranstaltungen wie etwa der Feierabendmarkt, der ausdrücklich als dritter Wochenmarkt, halt zu einer arbeitnehmerfreundliche Zeit, geplant war und sich zur besten After-Work-Party der Region mauserte, ausdrücklich wichtig.

Vor allem wegen ihrer identitätsstiftenden Wirkung. Aber, wie Mike Mattern es auf den Punkt brachte: „Fressen und Saufen ist nicht kaufen“. Was meint: weitere und zusätzliche Veranstaltungen und Aktionen sollten eine stärkeren Bezug zum Einzelhandel haben. Ein Grund dafür, warum es daran mangelt, hat Klaus Stieringer regelrecht neugierig auf Bad Kreuznach gemacht. Nämlich die Tatsache, dass die Kreisstadt das einzige Mittelzentrum mit mehr als 50.000 Einwohner*Innen in ganz Deutschland ist, in der es keine Einzelhändlervereinigung gibt. Und auch keinen typischen Einzelhändler im Stadtrat. Damit fehlt Kompetenz da wie dort.

Beim Durcharbeiten des vielfältigen Veranstaltungsangebotes ist Klaus Stieringer aufgefallen, dass es ganz offensichtlich keine gibt, die sich explizit an die Zielgruppen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen und der längsten Verweildauer am Veranstaltungsort richten. Obwohl aufgrund der Nachbarschaft zum Rhein-Main-Gebiet genau diese Zielgruppen in attraktiver Nähe in Größenordnungen leben. Ein riesiges Potential, das aufgrund fehlender Ansprache derzeit nicht im Ansatz ausgeschöpft wird. Auch ein weiteres Defizit sprach Stieringer offen an. Die fehlende Evaluierung des bestehenden Veranstaltungsangebotes.

Das Stadtmarketing Bamberg ermittelt schon seit vielen Jahren durch zertifizierte Methoden die tatsächlichen Teilnehmerzahlen seiner Veranstaltungen. Und macht sich so von mehr oder weniger gefühlsmäßigen Schätzungen und Annahmen frei. Wem hilft es, wenn Veranstaltungszuspruch schöngerechnet wird? Jedenfalls nicht den Verantwortungsträger*Innen, denen ohne verlässliche Daten eine der relevantesten Entscheidungsgrundlagen fehlt. Vor Stieringers Amtsantritt vor 23 Jahren war es auch in Bamberg so, dass Selbstkritik ein Fremdwort und gefühlte an Stelle von tatsächlichen Fakten verwendet wurden. Das hat sich wesentlich geändert. Weshalb Bamberg heute erfolgreich ist.