Das macht Markus Schlosser so schnell keiner nach. Mit einer Mitteilungsvorlage hat der städtische Beigeordnete ein mittleres soziales Beben ausgelöst. Das zweiseitige Papier ist nur mit einem Wort und einer Zahl überschrieben „Fastnacht 2026“ (Drucksachennummer 25/155). Und enthält Verwaltungsvorschläge zur Verlagerung der Strassenfastnacht. So soll der Narrenkäfig von seinem angestammten Platz rund ums Rathaus auf die Pfingstwiese verlegt werden. Und der Narrenzug soll künftig nicht mehr rund um die Innenstadt, sondern durch das Gewerbegebiet verlaufen.

Obwohl die Verwaltung dafür eine ganze Reihe von Argumenten anführt, finden die Narren das gar nicht lustig. In Facebook, Instagram und Co werden von mehr als einem Dutzend Fastnachtern teils bissige Kommentare verbreitet. Dirk Nessel befürchtet gar eine schwerwiegende Ernährungspanne beim städtischen Personal: „Ohne mich! Da hat doch jemand Lack gesoffen!“ Zugmarschallin Cornelia Christmann-Faller verpackt ihre Kritik in Argumente: „Die Fastnacht auslagern um die Kosten zu senken. Diese Sache geht nach hinten los. Ich höre nur immer was die Fastnacht kostet.

Sie ist mittlerweile auch nicht nur eine Brauchtumsveranstaltung oder betreibt Jugendarbeit. Wieviel Gastronomen, Hotels, Einzel- und Großhändler, Taxi und Busunternehmen, Parkhäuser, Banken u.u.u. leben in dieser „saure Gurkenzeit“ Januar und Februar, von der Fastnacht und zahlen Steuern die der Stadt zugute kommt. Wenn eine Rechnung gemacht wird, dann bitte auch die Gegendarstellung nicht vergessen“. Andere posten einfach kommentarlos das Protest-Banner der Fastnachtsfreunde. Oder rufen zur Teilnahem an der Ausschusssitzung auf, in der die Mitteilungsvorlage beraten wird.

Dabei handelt es sich um die Sitzung des des Ausschusses für Messen und Märkte, der am heutigen Mittwoch (14.5.2025) um 17:30 Uhr öffentlich im Sitzungssaal des Ratshauses tagt. Der soll heute nicht entscheiden. Sondern lediglich informiert werden. Was erfahrungsgemäß eine Meinungsbildung nicht ausschließt. Anlass für die Grund Verwaltungsvorschläge sind die in jüngster Vergangenheit stark gestiegenen Kosten für Sicherheitsauflagen. Und natürlich die Haushaltslage der Stadt. Haushaltsrechtlich ist Fastnacht eine „freiwillige Ausgabe“.

Weshalb die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) keinen Spielraum hat. Sie muss „Nein“ sagen, wenn die Ausgaben im Ergebnishaushalt nicht auf ein absolutes Minimum reduziert sind. Für Invesitionen, also die bei den Etatberatung im Januar von verschiedenen Fraktionen geforderte Beschaffung von Sicherheitspollern gilt: deren Finanzierung muss durch Mehreinnahmen (= Steuererhöhungen) abgesichert werden. Eine solche Vorgehensweise würde sicherlich auch jene Einwohner*Innen auf den Plan rufen, die nicht fastnachts-affin sind.
Wer nicht Bus fährt, nicht die Bäder besucht, nicht im Narrenkäfig feiert usw wird sich fragen, warum ständig steigende Abgaben seinen Geldbeutel verschlanken. Daher findet der Verwaltungsvorstoss auch Unterstützer*Innne. Nicht nur Bewohner*Innen und Gebäudebesitzer*Innen in der Innenstadt, die wegen der Gesamtumstände der Strassenfastnacht auf diese vor ihren Haustüren gern verzichten würden. Dieser Personenkreis erwartet von den Fastnachtern mehr als ein „NEIN“. Sondern auch Lösungsvorschläge – nicht nur zur finanziellen Herausforderung.
Die Mitteilungsvorlage „Fastnacht 2026“ im Wortlaut:
Im Jahr 2025 sind die Kosten aufgrund verschärfter Sicherheitsvorkehrungen enorm gestiegen. Nur durch Sach-und Geldleistungen konnten Kosten für die Stadt von über 133 TEUR auf rund 80 TEUR reduziert werden. Die Kostenaufstellung wurde dem Ausschuss für Messen und Märkte nach der Fastnacht mit gesondertem mail bereits zugestellt. Um die Fastnacht als wichtige Brauchtumsveranstaltung erhalten zu können müssen nun Alternativen gesucht werden um Kosten einzusparen und gleichzeitig eine höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
Um beide Ziele zu erreichen sollen der Narrenkäfig sowie der Umzug aus der unmittelbaren Innenstadt in die Randzonen verlegt werden, da dort die Zufahrtssicherung deutlich unkomplizierter ist. Der Narrenkäfig soll auf die Pfingstwiese verlegt werden. Neben der deutlich einfacheren Zufahrtssicherung greifen weitere stichhaltige Argumente für die Verlegung:
– Entlastung Einzelhandel, die zumeist an Altweiberdonnerstag schließen,
– Reinigung der Pfingstwiese nicht so zeitintensiv wie in der Innenstadt,
– Keine bzw. deutlich weniger „Wildpinkler“ in der Innenstadt,
– Verlegung des Wochenmarktes am Freitag nach Altweiber nicht mehr notwendig,
– Kein Glasverbot in der Innenstadt notwendig, – DRK, Polizei und Fw haben auf der Pfingstwiese Räume zur Verfügung (wie beim Jahrmarkt).
Der Narrenumzug soll gemäß beiliegendem Plan mit Abschlussveranstaltung auf der Pfingstwiese wie folgt stattfinden: Zugaufstellung: Badenheimer Staße, Wolfsheimer Straße und in Teilen der Wöllsteiner Straße. Umzugsstrecke: Bosenheimer Straße, Ludwig-Kienzler-Straße, Schwabenheimer Weg, Industriestraße, Planiger Straße, Gensinger Straße, Viktoriastraße, Landfuhrbrücke, Brückes, Pfingstwiese. Neben den Argumenten zur Verlegung des Narrenkäfigs auf die Pfingstwiese, die fast ausschließlich auch für die Verlegung des Umzuges gelten, steht im Wesentlichen hier die deutlich besser zu sichernde Strecke im Fokus.
Durch enorm weniger Seitenstraßen kann der Zufahrtsschutz für höhere Sicherheit sorgen. Gleichzeitig reduzieren sich die Kosten durch weniger benötigte Zufahrtssperren und Sicherheitspersonal. Dieser Aspekt führt weiterhin zu kürzeren Straßensperrzeiten und somit zur Entlastung des Verkehrs am Fastnachtssamstag. Schließungen des Einzelhandels in der Innenstadt während ebenso wie am Altweiberdonnerstag nicht nötig.