Rund 120 Jahre lang hat der Löwensteg zunächst allein Fußgänger*Innen, dann auch Radfahrer*Innen und später zusätzlich den Nutzer*Innen von Fahrstühlen als Abkürzung aus der westlichen Süd- in die Innenstadt gedient. Am 7. Juni ist die Stahlkonstruktion Geschichte. Denn in den frühen Morgenstunden dieses Tages wird der Löwensteg aus seinen Lagern gehoben und entfernt. Das hat der scheidende Leiter des städtischen Tiefbauamtes, Philipp Geib, als eine seiner letzten Amtshandlungen am gestrigen Dienstagabend (29.4.2025) den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr (PLUV) erläutert.

Die Entfernung dieses gleichermaßen unansehnlichen wie funktional bedeutenden Teils der neueren Stadtgeschichte wurde generalstabsmässig vorbereitet. Zunächst wurde die Bevölkerung schon vor vielen Jahren durch die Veröffentlichung von Brückenprüfergebnissen auf die Probleme hingewiesen. Dann erfolgte vom Oktober 2018 bis zum Sommer 2019 eine erste Vollsperrung, um die Menschen daran zu gewöhnen, auch ohne den Löwensteg auszukommen. Dieser wurde zunächst technisch ertüchtigt. Und dann entlastet. Nach und nach wurden alle Versorgungsleitungen, die jahrzehntelang unter den Passanten vom Löwensteg mitgetragen wurden, verlegt und entfernt.

Danach wurden wieder Brückenprüfergebisse bekanntgemacht, die das Ende des Ingenieurbauwerkes belegen. Schließlich erfolgte zwei Wochen vor Weihnachten im Dezember 2024 eine weitere Vollsperrung. Von der Stadt angekündigt mit dem Zusatz „bis auf Weiteres“. Die Betroffenen hatten nur wenig Zeit, um diese Nachricht zu verdauen. Und ein kleines Hoffnungslicht auf eine erneute Wiederfreigabe brennen zu lassen. Das wurde schon zwei Tage später von Philipp Geib gelöscht. In der letzten Stadtratssitzung vergangenen Jahres am 12.12.2024 erklärte er unmissverständlich: „es gibt keine Möglichkeit diesen wieder instand zu setzen. In der Form, wie er jetzt da ist, kann nicht mehr geöffnet werden“.
Seit dem wurde der Termin für das Ausheben des Löwensteges akribisch vorbereitet. Weil es sich um eine Brücke über Bahngleise handelt, muss diesbezüglich eine umfangreiche Abstimmung mit der Deutschen Bahn AG erfolgen. Diese ist nunmehr abgeschlossen. Am vergangenen Wochenende nahm Geib im Beistand der Brückenprofis des Technischen Hilfswerkes (THW) Ortsgruppe Bad Kreuznach die Löwensteg-Lager unter die Lupe. Mit der für die Abrisspläne erfreulichen Feststellung, dass die Brücke tatsächlich lediglich eingehängt ist. Und demzufolge auch unproblematisch wieder herausgehoben werden kann. Das wird am 7.6.2025 ab 1:30 Uhr morgens geschehen.

Weil Philipp Geib in den vielen Bürgerkontakten in Sachen Löwensteg seit dem Oktober 2018 dessen tatsächliche und emotionale Bedeutung für die Brücke nutzenden Menschen kennt, findet erstmals in der jüngeren Stadtgeschichte im Zusammenhang mit einem Abriss eine Art Abschiedsparty statt. Wer den Vorgang beobachten möchte, kann sich um 1 Uhr an der Stadtbibliothek einfinden. Von dort darf dann das letzte Stündlein des Löwensteges aus nächster Nähe beobachtet werden. Wenn die Brücke herausgehoben ist, wird sie noch vor Ort zerlegt. Und dann als Sondermüll entsorgt. Denn bei den Untersuchungen wurde u.a. eine Bleibelastung festgestellt (weiterer Bericht folgt).