Fußgänger*Innen haben es im Stadtgebiet Bad Kreuznach nicht leicht. Die für sie gedachten Gehwege werden vor allem in der Innenstadt immer wieder zugeparkt. Oft bleiben dort auch Mülltonnen tagelang stehen und zwingen zum Ausweichen auf die Strassen. Die Markierungen vieler Überwege sind wie in der Hochstrasse oder am Stadthausknoten seit Jahren verblasst und warten auf eine neue Linienziehung. Und dann gibt es durch mangelhafte Bodenbeläge auch eine Reihe von Stolperfallen für jene, die zu Fuß unterwegs sind.

Das langjährige Stadtratsmitglied Karl-Heinz Delaveaux (FWG e.V.) fordert daher konkrete Verbesserungen für den Fußverkehr. Und zwar nicht nur in Bezug auf sichere Schulwege. Denn „auch mobilitätsbehinderte und ältere Menschen, die sich zu Fuß und teilweise mit Gehhilfen in der Stadt bewegen, leiden unter den angesprochenen Missständen“, weiß Delaveaux. Deren Interessen werden zwar, das lobt Delaveaux ausdrücklich, vom Behindertenbeirat „engagiert vertreten“. Aber der könne als ehrenamtlich tätiges Gremium nicht alle Fälle aufgreifen.

Und überall im Stadtgebiet Lösungsvorschläge erarbeiten. Daher sei die hauptamtliche Stadtverwaltung gefordert. Die soll aus Delaveaux’s Sicht einen Schwerpunkt auf die „Gestaltung und Umsetzung eines sicheren Fußverkehres legen, nachdem für die Radfahrerinnen und Radfahrer in den letzten zehn Jahren doch schöne Erfolge erzielt werden konnten“. Beim Fußverkehr besteht Nachholbedarf, meint Karl-Heinz Delaveaux. Seine Anfrage bezieht sich auf den fünften Deutschen Fußgängerkongress, der vergangene Woche in Mainz stattfand.

Delaveaux hofft zu erfahren, ob sich wenigstens der Verkehrsmanager der Stadt dort informiert hat. Oder ein anderer qualifizierter Mitarbeiter. „Auch interessiert mich, ob die Stadt – die zuletzt mit einer teuren und zurückgezogenen Bewerbung für eine Landesgartenschau viel Geld für Nichts ausgegebenen hat – sich an der Ausschreibung für den „Fußverkehrs-Check zur Fußverkehrsförderung“ beteiligt hat. Denn dieses Projekt hätte Bad Kreuznach gut zu Gesicht gestanden“, meint Karl-Heinz Delaveaux.
Die Anfrage von Karl-Heinz Delaveaux (FWG e.V.) für die Stadtratssitzung am 27.3.2025 im Wortlaut:
„Anfrage zur Förderung des Fußverkehrs in Bad Kreuznach
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, über die Bedingungen und Herausforderungen für den Auto-, Rad- und ÖPN-Verkehr in Bad Kreuznach wird in den städtischen Gremien regelmäßig gesprochen. Über die nach wie vor gerade innerstädtisch wichtigste Mobilitätsform leider nicht. Oder nur dann, wenn sich wieder einmal gravierende Probleme zeigen. Nur selten bis gar nicht werden in den Gremien etwa zugeparkte Gehwege und als Stolperfallen ausgestaltete Oberflächen und Beläge thematisiert. Allein der Behindertenbeirat hakt hier immer wieder nach.
Mängel, wie etwa auf den Gehwegen in der Wilhelmstrasse, werden erst nach Monaten beseitigt. Dabei sollte die Förderung des Fußverkehres Priorität haben. Denn jeder Meter, der zu Fuß bewältigt wird, verringert den Bedarf und die Abnutzung an Straßen und Parkplätzen. Zudem das Zu-Fuß-Gehen ja auch noch zur Gesundheit beiträgt. In der vergangenen Woche fand in Mainz der fünfte Deutsche Fußverkehrskongress statt. Ich habe das leider erst zu spät aus den Medien erfahren. Denn eine Information, etwa im Planungsausschuss, hat es leider nicht gegeben. Zur Info (Zitat):
„Der Deutsche Fußverkehrskongress (FuKo) gilt als bundesweit wichtigstes Netzwerktreffen für die Themen Fußverkehr, aktive Mobilität und kommunale Entwicklung. Erstmalig ist in diesem Jahr auch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) Mitveranstalter des zweitägigen Kongresses, bei dem mehr als 500 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland erwartet werden. In über 70 Fachvorträgen, Workshops und Diskussionsrunden tauschen sich Expertinnen und Experten aus Stadtplanung, Verkehrswesen, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Tourismus und Handel zu aktuellen Herausforderungen und Chancen der Fußverkehrsförderung aus“.
Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau hat die Bedeutung des Fußverkehres wohl erkannt. Auch als Beitrag zur Wirtschaftsförderung: „wer zu Fuß unterwegs ist, verweilt länger und nimmt innerstädtische Angebote ganz anders wahr, als andere Verkehrsteilnehmer“, stellt das Ministerium fest. Und kommt zu dem Ergebnis: „von guten Bedingungen für den Fußverkehr profitieren alle – nicht zuletzt auch Einzelhandel, Gastronomie und Innenstädte.“ Und gerade die Zukunft der Bad Kreuznacher Innenstadt war ja in den letzten Monaten mehrfach Thema im Stadtrat und verschiedenen Ausschüssen.
Da hätte die Einbeziehung des fünfte Deutsche Fußverkehrskongresses in der Landeshauptstadt eigentlich gut gepasst. Schade, dass diese Möglichkeit nicht genutzt wurde. Aber vielleicht war die Stadtverwaltung ja hinter den Kulissen aktiv. Und hat das Angebot der Landesregierung bezüglich der Unterstützung professioneller Fußverkehrs-Checks zur Fußverkehrsförderung aufgegriffen. Diese stehen unter dem Motto „Schritt für Schritt zu attraktiven Ortszentren“ und sind in den Augen der Landesregierung „ein wichtiges Instrument in der Umsetzung des Regierungsschwerpunktes „Innenstädte der Zukunft“. Ich bitte daher um Beantwortung der folgenden Fragen:
Warum nimmt die Stadtverwaltung mit einem großen personellen und finanziellen Aufwand regelmäßig an Förderprojekten für den Radverkehr teil (Stadtradeln usw), hat aber den fünften Deutschen Fußverkehrskongresses in Mainz links liegen lassen? Oder gibt es wenigstens noch eine Vorstellung der Ergebnisse dieser Veranstaltung im PLUV? Ich rege dies hiermit an.
Wer hat für die Stadtverwaltung am fünften Deutschen Fußverkehrskongresses in Mainz teilgenommen? Wenn es nicht der Verkehrsplaner der Stadt war: warum ausgerechnet der nicht? Hat sich die Stadt als Teilnehmerin für den professionellen Fußverkehrs-Check beworben? Wenn ja, wieso erhielten etwa Bad Sobernheim und Alzey den Zuschlag für die Förderung – und wir nicht? Wenn nein, warum hat die Stadtverwaltung auf dieses tolle Angebot verzichtet?
Ausdrücklich bitte ich Sie, diese meine Anfrage auf die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung aufzunehmen und im Ratsinformationssystem einzustellen. Mit freundlichem Gruß Karl-Heinz Delaveaux“