Am kommenden Sonntag (23.3.2025) um 11 Uhr lädt die Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach (GuT) GmbH zu einem Spaziergang über den jüdischen Friedhof an der Stromberger Straße mit Stadtführerin Doris Helmstädt ein. „Haus der Ewigkeit“ – „Haus des Lebens“ – so nennen gläubige Juden ihre Begräbnisstätten. Schon der Name sagt: Hier ist nicht Endstation, sondern Ruhestätte in der Erwartung von Auferstehung und ewigem Leben. Dieser Glaube ist der Grund dafür, dass jüdische Friedhöfe nicht eigeebnet werden sollen, obgleich dies mitunter nicht zu verhindern ist. Auch in Bad Kreuznach nicht. Denn der erste Jüdische Friedhof lag im heutigen Schlosspark am Fuß des Schlossbergs unterhalb der Kauzenburg.

Der Verkauf des Anwesens erzwang die Umsiedlung. Das „Haus der Ewigkeit“ in der Stromberger Straße wurde ab 1661 genutzt, und in den folgenden 300 Jahren mehrfach erweitert. Bis heute finden hier jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger die letzte Ruhe. Der Friedhof ist ein bedeutendes Zeugnis der langen Geschichte der jüdischen Gemeinden an der Nahe. Und er ist eine Geschichtsquelle. Immer wieder besuchen Nachfahren von Verstorbenen den Friedhof auf der Suche nach Spuren ihrer Familiengeschichte. Bei ihrem Spaziergang über den Friedhof geht Doris Helmstädt auf Einzelschicksale ein und erläutert jüdische Sepulkralkultur im Unterschied zu christlichen Begräbnisstätten.
Über 1.100 Gräber mit 322 Grabsteinen finden sich auf dem 7.500 Quadratmeter großen Areal. Der Friedhof zählt zu den besterhaltenen jüdischen Friedhöfen in Rheinland-Pfalz. Die unter Denkmalschutz stehende Totenhalle des Friedhofes wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. An der Westseite ist eine schwarze Marmortafel mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten angebracht. Sie stammt ursprünglich aus der ehemaligen Synagoge in der Fährgasse. Eine kleinere Marmortafel daneben ist dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. Der Patriotismus jüdischer Bürger hat ihnen Verfolgung und Auslöschung nicht erspart.
Der Gang über das Gelände bis zu den ältesten Grabsteinen ist eine Zeitreise, die auch die Veränderungen der jüdischen Kultur und deren Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten zeigt. Nicht zuletzt ist das „Haus der Ewigkeit“ an einem ruhigen Sonntagmorgen ein Ort der Stille, dessen Atmosphäre die Besucher umfängt. Anmeldungen zur Führung werden erbeten bei der Tourist Information Bad Kreuznach (touristinfo@bad-kreuznach-tourist.de, 0671 – 83 600 50). Der Teilnehmerbeitrag beträgt 8 Euro (Kurgäste 6 Euro). Treffpunkt ist am Eingang zum jüdischen Friedhof (Stromberger Straße, aus Richtung Innenstadt rechts nach der Einmündung Schöne Aussicht).
Text und Bild: Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach (GuT) GmbH