Mike Mattern’s Winterspaziergang zur Ellerbachquelle

Die Diskussionen um das Bauvorhaben der Lebenshilfe im Agnesienberg haben den Ellerbach in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Bisher war der vielen Einwohner*Innen und Gästen lediglich als Staffage von „Klein Venedig“ bekannt. Als das fröhlich plätschernde Bächlein, an dem dicht an dicht kleinere Häuser in der historischen Neustadt stehen, die ganzjährig reizvolle Fotomotive liefern. Die Tatsache, dass die Ufermauern meterhoch sind, ist dabei optisch von Vorteil. Der Bedeutungsinhalt dieser Bauweise wurde regelmäßig nicht hinterfragt. Das hat sich in den vergangenen Wochen durch die Berichterstattung von tourismusbeitrag-so-nicht.de nachhaltig geändert.

Insbesondere der Hinweis darauf, dass das folgenschwerste Hochwasser, das der Stadt am 12.5.1725 viele Tote und über ein Dutzend weggeschwemmte Häuser bescherte, eines des Ellerbaches war – und nicht etwa der Nahe – hat viele Menschen beeindruckt. Und bei Anwohner*Innen des Baches die Frage aufgeworfen, warum der Hochwasserschutz längs des Ellerbaches nicht so umfassend ausgebaut ist, wie an Mühlenteich und Nahe. Auch die Frage, wo das viele Wasser bei Starkregenereignissen herkommt, wurde intensiv besprochen. Die Ellerbach-Quelle liegt im Soonwald. Dort entspringt er etwa zwei Kilometer südlich der Ellerspring.

Die Ellerspring bei Winterbach in der Verbandsgemeinde Rüdesheim ist mit 657,5 Meter über N.N. der höchste Berg im Soonwald. Und das liefert schon die erste Erklärung, warum der rund 27 Kilometer lange Ellerbach, gespeist von dem fast ebenso langen Gräfenbach, bei seltenen Starkregenereignissen so fatal anschwellen kann. Denn wie im Hochgebirge können – zwar deutlich seltener – auch in Mittelgebirgen Wetterlagen bilden, bei denen regenschwere Wolken über einer Region festhängen. Wenn sich dann stundenlang über den selben Geländeflächen Regen ergießt, kann der Boden diese Wassermassen nicht aufnehmen.

Um so wichtiger ist es, in diesen Bereichen groß dimensionierte Rückhaltebereiche zu schaffen. Die werden zwar, anders als der Nahepolder bei Planig, statistisch nicht alle 30 Jahre geflutet. Aber wenn eines dieser seltenen Starkregenereignisse eintrifft, können diese Auffangbecken in den bachabwärts gelegenen Dörfern und in der Stadt den Hochwasseranstieg um die entscheidenden Zentimeter verhindern. Den Wintertag am gestrigen Sonntag nutzte der Bad Kreuznacher Herrenausstatter Mike Mattern, um von seinem Geschäft auf der Mühlenteichbrücke in den Soonwald zu fahren, um die Quelle der Gefahr für die historische Neustadt in Augenschein zu nehmen.

„Wir müssen uns viel mehr informieren“, meint Mike Mattern. Von der landschaftlichen Schönheit im Soonwald, die er schon als kleiner Bub genossen hat, ist Mattern „immer wieder beeindruckt“. Trotzdem müsse alles dafür getan werden, dass auch in dieser Idylle der Hochwasserschutz der Unterlieger bedacht werde. „Das kann nicht den Dörfern überlassen werden. Hier ist das Land gefragt“. Zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung lädt die tourismusbeitrag-so-nicht.de-Redaktion am Dienstag kommender Woche, 25.2.2025 um 19 Uhr ins Faust-Haus (Magister-Faust-Gasse 47) ein. Neben konkreten Projektvorschlägen wird Mike Mattern dort einen kurzen Erlebnisbericht geben.