Die Stadt Bad Kreuznach hat seit Jahrzehnten erhebliche finanzielle Probleme. Nur eine kleine Minderheit der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker*Innen sieht die Ursache für diese in einer zu großzügigen Ausgabepraxis. Die Mehrheit erkennt keinen Zusammenhang zwischen den beständig wachsenden Haushaltsdefiziten und etwa folgenden Projekten und Entscheidungen. So kostet das Festhalten an der Trägerschaft für den ÖPNV und der Beteiligung an der KRN jährlich einen Millionenbetrag. Die wirtschaftliche Jugendhilfe sorgt Jahr für Jahr sogar für ein zweistelliges Millionen-Minus.

Finanziell fatal wirken sich auch die die Bauprojekte der Stadt aus. So wurde die Fahrradgarage am Bahnhof mit Baukosten von 1,5 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Gekostet hat sie bis heute über 4 Millionen Euro. Ebenfalls mit einer Kostenschätzung von 1,5 Millionen Euro startete die Sanierung des Casinogebäudes (Brückes 1) im Jahr 2015. Zehn Jahre später sind bereits über 4 Millionen Euro ausgegeben. Das Gebäude ist aber immer noch eine leerstehende Bauruine. Und könnte erst genutzt werden, wenn mindestens weitere fünf bis sechs Millionen Euro ausgegeben werden.
Der Neubau der Feuerwache Ost wurde 50% teurer, als geplant. Auch Jahrzehnte alte Stadtratsentscheidungen belasten heute den Stadthaushalt. So die Tatsache, dass die Hotelgäste des Kurhauses kostenlosen Eintritt in die crucenia Thermen haben. Die Einwohner*Innen kostet das allein in 2025 250.000 Euro. Weil überall nicht gespart wird, verfällt die Infrastruktur trotz steigender Verschuldung. In dieser Lage hat Stefan Butz, der seit 2019 für die Wählervereinigung „Progressives Bad Kreuznach“ im Stadtrat sitzt, einen Hinweis aufgegriffen, den der frühere Oberbürgermeister Rolf Ebbeke machte.
Der hatte in den neunziger Jahren von Eingemeindungen der Stadtrandkommunen gesprochen. Ebbeke redete damals vom „Speckgürtel“ um die Stadt. Und meinte das Ausdehnen der Stadtgrenzen nicht ganz so ernst. Sondern wies auf den Umzug vieler Bad Kreuznacher*Innen in die Neubaugebiete des Umlandes hin. Um damit seine Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Steuereinnahmen zu begründen. Anders als Stefan Butz. Der wurde in der Stadtratssitzungen am 30.1.2025, als der Stadthaushalt für 2025 beraten wurde, konkret:
„Was wir tatsächlich mal überlegen sollten ist die Einnahmenseite zu verändern“. Butz fand als neuen Begriff für „Speckgürtel“ das Wort „Suburbanisierung“. Und forderte „dieser durch Eingemeindung zu begegnen“. Zwar würden sich die Umlandgemeinden „wehren. Aber wir sind nicht mehr in den Sechzigern, wo das Winzerdorf Rüdesheim nichts mehr mit der Stadt zu tun hatte“. Zustimmung zu diesem Vorschlag gabs von den anderen Stadtratsmitgliedern nicht. Aber auch keinen Widerspruch. Auch von Oberbürgermeister Emanuel Letz nicht.