Vor rund zwei Wochen wurden bei Bad Sobernheim drei Damtiere mit durchbissener Kehle aufgefunden. Laut Jagdpächter Klaus Nieding, einem erfahrenen Jäger und Schatzmeister des Deutschen Jagdverbandes, sprach aufgrund des Verletzungsbildes einiges für einen Wolf als Täter. Ein DNA-Test hat das jetzt zweifelsfrei bewiesen. Es handelt sich damit um den ersten nachgewiesenen Fall im Naheland, in dem andere Wildtiere durch einen oder mehrere Wölfe gerissen wurden. Überhaupt gab es in dem riesigen Gebiet des Nationalparks Hunsrück-Hochwald in der Neuzeit erst zwei dokumentierte Wolfs-Sichtungen: im Mai 2023 und im Herbst 2021.

Das „Koordinationszentrum Luchs und Wolf Rheinland-Pfalz“ hat dazu erklärt, dass es nicht verwunderlich ist, dass bisher nur durchziehende Wölfe im Naheland festgestellt wurden. Denn um ein neues Revier zu finden laufen die Tiere bis zu 1.000 Kilometer weit. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald könnte sich das jetzt ändern. Denn hier verbreitet sich in den Wäldern eine Mufflon-Population. Das sind Wildschafe, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammen. Und aufgrund ihrer eher behäbigen Bewegungsdynamik leichte Beute für Wölfe sind. Die Medienberichterstattung hat bei Waldspaziergänger*Innen Sorgen ausgelöst.
Diesen Ängsten ist Klaus Nieding im Interview mit dem SWR entschieden entgegengetreten: „Für uns Menschen besteht keine Gefahr“. Zudem sei es „sehr unwahrscheinlich“, dass man einem Wolf begegne. Waldspaziergänge seien daher diesbezüglich unbedenklich. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es zu einer Begegnung mit einen Wolf komme, solle man sich groß machen und nicht die Flucht ergreifen. Denn Weglaufen könnte den Beuteinstinkt der Wildtiere wecken. Hundehalter müssten sich allerdings umstellen, so Nieding. Hunde sollten in Wolfsgebieten an die Leine genommen werden, „um eine Konfrontation zwischen Hund und Wolf zu vermeiden“.
Nieding sind Fälle bekannt, in denen ein Jagdhund von einem Wolf getötet wurde. Auswirkungen hätte die Ansiedlung von Wölfen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald auch für Nutztierhalter in der Region. Denn Einfriedungen und Weidezäune sind für Wölfe leicht zu überwinden. Zudem schrecken Wölfe auch vor Angriffen auf Pferde und Rinder nicht zurück. Die die Jagd auf Wölfe ist in Rheinland-Pfalz verboten. Denn Wölfe sind nicht Teil des Jagdrechtes. Wer – etwa um seine Haustiere zu schützen – einen Wolf erschießt oder auf andere Weise tötet, muss mit einer Geld- oder sogar Freiheitsstrafe rechnen.
Quelle: SWR und Koordinationszentrum Luchs und Wolf Rheinland-Pfalz