Von Claus Jotzo
Bei Sachentscheidungen wird es immer Befürworter und Gegner geben. Weil die meisten Dinge eben unterschiedlich bewertet werden können. Und oft widerstreitende Interessenslagen gegeben sind. Eine der zentralen Aufgaben der Entscheidungsträger*Innen ist daher, die Menschen zu informieren und Maßnahmen zu begründen. Die Zeiten von „Basta“ und „alternativlos“ sind vorbei. Ein Kanzler und eine Kanzlerin sind damit krachend gescheitert. Weil selbst Berufspolitiker*Innen daraus nicht lernen, sieht es so aus, als würde es den örtlichen Verantwortungsträger*Innen ähnlich ergehen.

Denn etwa bezüglich des Ausbaues der B 48 im Salinental ist es der Stadtverwaltung einmal mehr nicht im Ansatz gelungen, ihre Argumente darzustellen und zu vermitteln. Das belegt die Reaktion auf die Veröffentlichung der entsprechenden Pläne. Während die Sicherung des Hanges in der Nähe der Salinenbrücke zwischen Nachtigallenweg und „Bruch“ nicht in einem einzigen Kommentar auch nur hinterfragt wurde, prallt der millionenteure Neubau eines Verkehrskreisels in Höhe Burgweg auf ganz erheblichen Widerstand. Wir zitieren nachstehend aus mehreren Facebook-Gruppen und an die Redaktion von tourismusbeitrag-so-nicht.de gerichteten Emails.
Denn eine bequeme Ausrede dürfen die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung und im Kreis der Kommunalpolitiker*Innen nie wieder sagen dürfen: „das haben wir nicht gewusst“. Arno E. fast die Grundsatzfrage unzähliger Einwohner*Innen wie folgt zusammen: „ich verstehe nicht, warum man an der Stelle einen Kreisel baut. Kostet viel Geld, was wir sparen könnten. Kostet viel Zeit für uns aus BME und anderen Orten die da durch müssen. Wenn man mir nur mal erklären könnte, aus welchem Grund man das Ding baut das ich es verstehen kann, wäre ich dankbar. Wenn fertig gestellt, wird der Stau in die Stadt noch länger, als es heute eh schon ist.
Und wenn mir jemand erzählen will, die Zufahrt zum neuen Hallenbad muss sichergestellt werden oder es verhindert Unfälle und macht den Verkehr an der Stelle sicherer, dann brauche ich Hilfe, weil ich dann kurz davor stehe Scheisse zu schreien. Unfassbar für mich, was wir hier aushalten müssen. Sorry, aber das muss ich jetzt mal loslassen hier“. Der angesichts eines für einen Zeitraum von drei (!) Jahren angekündigten Wechselampeleinsatzes mehr als nachvollziehbare Einwurf macht deutlich: die Erklärung der Stadtverwaltung, in dem Kreisle könnten Busse schneller drehen, überzeugt Personen mit Ortskenntnis nicht.
Denn die Masse der Busse mit der grossen Überzahl der Salinenbad-Gäste kommt aus Richtung Innenstadt. Und die können am Kreisel Höhe Shell-Tankstelle und REWE-Markt am Ortseingang von Bad Münster schon heute problemlos drehen. Die Redaktion ist die Strecke mehrfach abgefahren. Mehr als vier Minuten dauert das durchschnittlich nicht. Zudem es eine seit Jahrzehnten erprobte Alternative gibt: die Querung der Bundesstrasse mittels des Fussgängerüberweges. Daher fragt Birgit F. sehr berechtigt: „warum dauert das 3 Jahre? Können die Kinder nicht mehr über die Straße gehen?“ Auch Karl I. fragt: „kann mir einer plausibel erklären, was ein Kreisel an dieser Stelle besser machen soll?“
Mit deutlichen Worten hinterfragt wird auch die mit „rund drei Jahren“ angegeben Bauzeit. Ich war am 13.1.2025 in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr persönlich anwesend, als das Projekt „B 48, Ausbau der Ortsdurchfahrt Bad Kreuznach (Salinental)“ samt Zeitplan vorgestellt wurde. Nicht ein einziger der 20 Kommunalpolitiker*Innen hat den Zeitplan angesprochen. Warum es drei Jahre dauern soll, wenige hundert Meter Strasse neu zu gestalten, wurde mit keinem Wort erklärt. Es gab lediglich den Hinweis, dass der Landesbetrieb Mobilität als Bauherr in den internen Vorgesprächen eine nachvollziehbare Erklärung abgegeben haben soll.
Nämlich jene, dass die Arbeiten bei Vollsperrung des Salinentales nur halb so lange dauern würden. Das wären dann aber immer noch eineinhalb Jahre. Warum der Ausbau einer bestehenden Strasse bei schon vor Jahresfrist erfolgter Baumfällung und dem bereits abgeschlossenen Ausbau der Versorgungsleitungen durch die Stadtwerke trotzdem noch so lange dauert, wurde bis heute mit keinem Wort erklärt. In Zeiten globalisiertem Informationszuganges ist allein das ein PR-Desaster. Und genau so wird das in breiten Bevölkerungskreisen auch kommentiert. So schreibt Waldemar H.: „in dieser Zeit entstehen in China ganze Flughäfen. In Deutschland eben nur ein Kreisel“.
Genau so sieht es auch Markus R. und ergänzt: „unglaublich dieses Zeitfenster“. Während Holger S. noch fassungslos fragt: „3 Jahre?“, stellt Conny W. sarkastisch fest: „nur 3 Jahre“. Bodo S. merkt an: „es ist lächerlich, wie lange sowas in Deutschland inzwischen dauert. Wir sind ein Entwicklungsland geworden. In China bauen die sowas übers Wochenende. Bad Kreuznach macht sich ganz alleine kaputt“. Christopher K. merkt an: „Also den Kreisel versteh ich auch nicht. Und 30 Minuten im Stau an einer Ampel zu stehen für 3 Jahre oder 20 Minuten Umweg fahren für 18 oder weniger Monate …. Manchmal muss man sich denn Kopf kratzen bei was wund wie die auf diese Ideen kommen“.
Um fast schon resignierend anzufügen: „alla gut. Macht gute Musik an, Augen zu und durch!“ Dem kann sich Pina C. nicht anschliessen: „willkommen im Club der verlorenen Lebenszeit“. Par M. versucht es mit Ironie: „wahrscheinlich bekomme ich den Auftrag! Ich biete ein um 2.000 Euro günstigeres Angebot! Brauche 4 Jahre. Garantiere aber auch alles in Handarbeit“. Gerd S. meint: „die Arbeiten hätte man mal besser in China ausgeschrieben“. Michael S. ergänzt: „absolut unnötig und eine Zumutung, dass das so lange dauert. Wenn es denn sein muss, sollen sie alles vorbereiten und es in einem Monat durchziehen. Länger darf so etwas nicht dauern. Sorry!“
Günter N. schildert sehr sachlich aus der Perspektive eines Neubürgers, wie er die Lage wahrnimmt: „ich wohne seit vier Jahren hier und so lange ist dieses kurze Stück Straße ja schon eine Baustelle. Das sind dann schon sieben Jahre. Ich weiß auch nicht genau, wie lang das Stückchen Straße ist, ein Kilometer wird es kaum sein, daran sieben Jahre zu bauen, Respekt Bad Kreuznach, das ist schon eine planerische Glanzleistung“. An diese Vorgeschichte erinnert auch Carl M.: „das mit den Wechselampeln im Salinental geht jetzt ja schon seit Jahren. Für die, die zur Hauptverkehrszeit fahren müssen, ist das eine echte Belastung und Zeitverbrennung.
Ich hoffe die berücksichtigen das bei den Busfahrplänen“. Klaus M. denkt auch an weitere Folgen: „für Lieferanten und Gewerbe wird dort alles noch zusätzlich teurer werden und letztlich auch für die Verbraucher. Als wäre das Leben nicht schon teuer genug“. Was Carsten W. zu der Schlussfolgerung führt: „dann geht das Gewerbe samt Gewerbeeinnahmen eben woanders hin“. Thomas H. erkennt in der Baumaßnahme eine „Tourismus-Behinderungs-Aktion. Mann oh Mann“. Carsten W. erkennt hinter der einzelnen Maßnahme ein unerfreuliches Muster: „ich finde, das allgemeine Problem ist hier, dass es einfach einen enormen Beratungsstau gibt.
Geld wurde von der früheren Oberbürgermeisterin lieber in Radwege, Fahrradparkhaus etc. investiert“. Nadine D. ärgre sich: „dann wird es Zeit das Kreuznach das Bad abgenommen wird. Ich verstehe einfach nicht warum dort ein Kreisel wurde“. Das von der Stadtverwaltung dazu angeführte Argument greift Carsten W. auf: „den Verkehr im Salinental insgesamt verlangsamen: Verkehr weiter verlangsamen bedeutet auch automatisch mehr Stau, längere Fahrzeiten. Der noch längere Zeitbedarf während der Bauarbeiten kommt ja auch noch dazu. Arbeitgeber in der Stadt werden so für Arbeitnehmer noch unattraktiver …“.
Die gesamte Entwicklung des Verkehrs in der Stadt hat auch Laura S. im Blick: „der Verkehr in und um KH macht generell keinen Spaß mehr. Zum heulen, ehrlich“. An im wahrsten Sinne des Wortes andere Baustellen erinnert Peter K.: „und nicht vergessen. Bei Planig wird auch für 6 Monate gesperrt wegen Erweiterung der Fahrbahn“. Cindy W. bringt noch eine ganz andere Perspektive ein: „zusätzlich unsere Kita, die ihre Öffnungszeiten ändert wegen anhaltendem Personalmangel und jetzt erst eine halbe Stunde später öffnet. Da ist doch ein Zu-spät-auf-die-Arbeit-Kommen vorprogrammiert“. Auf solche Einzelschicksale nimmt die Kommunalpolitik keine Rücksicht.