Am heutigen Montagabend (27.1.2025) um 19 Uhr findet im Faust-Haus eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zur Perspektive des Einzelhandels und der Bad Kreuznacher Innenstadt statt. Seit der am Samstag erfolgten Erstankündigung der Veranstaltung hat die Redaktion von tourismusbeitrag-so-nicht.de dazu eine Vielzahl von Zuschriften erreicht. In einer wird die Frage aufgeworfen: „es ist also kein mehr Geld da. Aber für die Strassenfastnacht gibt die Stadt an nur zwei Tagen 115.000 Euro aus. Wieso geht der Einzelhandel leer aus?“

Dieser Eindruck mag aufgrund der umfangreichen Diskussion und des Engagements der Stadtspitze für die Strassenfastnacht entstehen. Aber er ist in der Sache nicht ganz richtig. Denn tatsächlich sind im Stadthaushalt für 2025 auch Gelder vorgesehen, die den Einkaufsstandort Bad Kreuznach fördern und die Innenstadt unterstützen sollen. Allein es fehlt ein durchgängiges Konzept, um die noch immer vorhandenen Stärken der Kreisstadt auszubauen und Defizite auszugleichen. Dort, wo Stadtgeld erforderlich wäre, wird es nicht ausgegeben.
Und an anderer Stelle unnötig verplempert. Als Beispiel kann hier der zentrale Weihnachtsbaum auf dem Kornmarkt dienen. Das „Wohnzimmer der Stadt“ wurde nach rund 20 Jahren des autofreien Gestaltungsstillstandes 2018 und 2019 neu ausgebaut. Und damit zu dem zentralen Platz in der Innenstadt aufgewertet. Bei dem Millionenprojekt vom Stadtbauamt leider vollkommen vergessen: ein massiver Ständer für einen großen Weihnachtsbaum. Das wurde selbstredend nicht kommuniziert. Selbstkritik ist keine Stärke der Stadtverwaltung.
Raus kam das Versäumnis erst im Spätherbst 2020, als Meine-Stadt-Geschäftsführer Andreas Schnorrenberger eine Spendenaktion für einen richtigen Weihnachtsbaum initiierte. Um mitten in der Stadt einen farbigen Kontrapunkt zur Corona-Tristesse zu setzen. Die Bürger*Innen stellten einen vierstelligen Betrag zur Verfügung. Aber die dafür von Schnorrenberger beschaffte 10-Meter-Fichte hätte mangels Ständer nicht aufgestellt werden können. Damals löste Bürgermeister Wolfgang Heinrich das Problem in einer haushaltstechnischen Ruck-Zuck-Aktion.
Innerhalb von nur drei Wochen wurde das Ständer-Versäumnis tiefbautechnisch nachgeholt. Und so konnte 11 Tage vor Weihnachten 2020 ein von Einwohner*Innen, Passanten und Gästen hochgelobter Glanzpunkt der Innenstadt feierlich vorgestellt werden. Der schicke Weihnachtsbaum löste wochenlang sogar den Originalebrunnen als Hauptfotomotiv ab. Die mehrwöchige Werbeaktion kostete die Stadt (abgesehen vom seit dem dauerhaft genutzten Ständer) nichts. Auch 2024 wurde ein solcher Weihnachtsbaum imagefördernd aufgestellt. Das kostete 6.000 Euro Steuergeld.
Weil ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative von Stadtverwaltung und Stadtrat nicht in dem Umfange gefördert werden, wie dies zielführend wäre, muss das knappe Stadtgeld für Zwecke verwendet werden, die aus Sicht der öffentlichen Hand günstiger zu haben wären. Mitverantwortlich für diese Lage ist auch der Innenstadt-Einzelhandel. Während es selbst in Kleinstädten Werbegemeinschaften gibt, die als Interessensvertretung aktiv auftreten, tut sich hier diesbezüglich nichts. Aber das kann man ja ändern. Zumindest kann man darüber sprechen.
Zum Beispiel heute Abend. Eine klare Positionierung des Einzelhandels tut dringend not. Denn die Stadt befindet sich in einer beispiellosen Finanzkrise. 20 Millionen Miese in 2024. 19 Millionen Defizit bereits geplant für 2025. Diese Schulden müssen laut Gemeindehaushaltsverordnung innerhalb von drei Jahren getilgt werden. Wo soll diese Entwicklung enden? Klar ist schon jetzt: zusätzliche Investitionen, etwa ein Neuausbau der Fussgängerzone, den die Stadt zu 75% bezahlen müsste, können nur über Steuererhöhungen finanziert werden. Da sind Konflikte vorprogrammiert.
