Wer Kenntnis von der allmorgendlichen Arbeit der vom Bauhof durchgeführten Stadtreinigung hat, muss sich zwangsläufig an die griechische Mythologie erinnern. Tag für Tag die gleiche Aufgabe. Da drängt sich eine Parallele geradezu auf: die zu Sisyphos. Er muss einen einen Felsblock den Hügel hinauf über dessen Kuppe rollen. Aber kurz bevor er oben ankommt, rollt der Stein den Hang wieder runter.

Und Sisyphos muss von vorn beginnen. Genau eine solche – scheinbar unendliche Aufgabe – stellt sich dem Abteilungsleiter der städtischen Saubermänner, Georg Bürger, und seinen Jungs in Sachen Vermüllung der Stadt. Tagtäglich liefert die wachsende Schar von Mülligeln ungeheure Mengen an Müll und Dreck an vielen Orten überwiegend in der Innenstadt ab. Ein besonders krasser Tatort besteht in der Müll-ergasse.

Die kleine Grünfläche an deren Einmündung zur Wilhelmstrasse ist eine amtlich geduldete Pop-Up-Mülldeponie. Kaum hat die Stadtreinigung morgens den Müllberg dort entfernt, wird abends nachgelegt. Die Bilder der vergangenen zwei Tage liefern einmal mehr einen Beweis für diese höchst unerfreuliche Tatsache. Am Dienstagabend dieser Woche (21.1.2025) dokumentierte unser Fotograf dort eine von Sperrmüll geprägte Ablagerung.
Am gestrigen Mittwochmorgen wurde der Dreck vom Bauhof abgefahren. Als unser Fotograf am Abend gegen 23 Uhr vor Ort nachschaute, waren schon wieder unzählige Tüten mit Haus-, Bio- und Plastikmüll hingestellt worden. Auch dafür, dass es selbst für unlösbare scheinende Aufgaben doch eine Lösung gibt, liefern die alten Griechen eine bildstarke Geschichte. Die vom Gordischen Knoten.
Die kunstvolle Konstruktion soll der Legende nach die Deichsel des Streitwagens des phrygischen Königs Gordios mit dem Zugjoch verbunden haben. Eines der seinerzeit sehr beliebten Orakel sagte vorher, dass derjenige die Herrschaft über Asien erringen werde, der den Gordischen Knoten lösen könne. Das gelang 333 vor Christus Alexander dem Großen. Der soll die Hanfkonstruktion mit einem Schwert durchgeschlagen haben.
Dokumentiert ist, dass er anschließend tatsächlich große Teile des damals bekannten Asiens eroberte. In einer redaktionsinternen Besprechung vor einigen Tagen wurde die Frage aufgeworfen, welcher Person diese Aufgabe für die Lösung des Müllproblems in Bad Kreuznach zuzutrauen sei. Oliver Kohl (SPD) wird dafür seit fast zwei Jahren als Abfalldezernent bezahlt. Als der Name fiel, kam Heiterkeit auf. Auch wenn das Versagen des Kreises natürlich nicht lustig ist.