Leserbrief von
Dr. Andreas Popp
Die Stadt ist pleite. Es fehlen 20 Millionen. Frage: warum? Der liebe Gott war´s jedenfalls nicht. Antwort also: weil die Stadt seit Jahren über ihre Verhältnisse lebt. Erstes Beispiel: vor gut 50 Jahren errichtete man im Zentrum der Stadt ein Hallenbad mit Sauna und Kunst am Bau. Dann sparte man sich die Unterhaltskosten und ließ es verrotten. So wie jetzt gerade den Löwensteg. Oder auch das Casinogebäude. Heute ist das alte Hallenbad ein sogenannter Lost Place. Und muss übrigens lästigerweise auch irgendwann entsorgt werden. Auch das wird kosten.
50 Jahre später, so hieß es, wäre die Sanierung des alten Bades teurer gewesen als ein Neubau. Also baute man neu. Und zwar gründlich, dezentral (und unpraktisch für den Schulunterricht) und für 17 Millionen! Denn wir kleckern nicht, wir klotzen. Seit dem erwirtschaftet man mit dem Neubau ein Defizit von um die zwei Millionen jährlich. Aber weiter: das Fahrradparkhaus: zwar keine Radwege, aber ein Fahrradparkhaus für 3,5 Millionen. Natürlich auch defizitär (die Summe verschweigt man lieber). Und jetzt hingeklotzt ein schönes neues Rathaus für alle Bediensteten unter einem Dach.
Dumm nur: die Bediensteten passen gar nicht alle rein, bei weitem nicht. Was man übrigens vorher schon wusste. Aber für Herrn Letz war das absolut vorrangig. Kosten: 15 Millionen. Für die Instandsetzung: derzeit 2,7 Millionen. Und nicht 0,8 Millionen, wie zuvor schön gerechnet. Hinzu kommt die Trockenlegung der zugehörigen Tiefgarage, was nochmal richtig zu Buche schlagen wird. Ist aber unabdingbar, weil für´s Personal. Der größte Klotz jedoch: unsere Verwaltung mit derzeit 60 Millionen Kosten jährlich.
Diese Verwaltung verliert durchschnittlich 37 Arbeitstage je Mitarbeiterin und Mitarbeiter pro Jahr durch Krankheit (Bundesdurchschnitt 20 Tage). Wie heißt die Krankheit? Null-Bock-Syndrom? Was tut der Chef dieser Truppe, unser OB Letz? Er gewährt, abgesehen von den 30 Tagen Jahresurlaub zusätzlich diverse Brückentage, freie Tage zwischen den Jahren, zu Fassenacht und während des Jahrmarkts. Und natürlich Home-Office.
Auch werden immer wieder noch mehr Leute eingestellt. Man überträgt Aufgaben der Verwaltung bzw deren Subunternehmen (wie GuT etc) und irgendwelchen Beratungsfirmen, die natürlich extra bezahlt werden. Und zwar nicht zu knapp (wieviel eigentlich?) Und da kommen nun unsere Flaschen leer und schlagen aus Angst vor der Peitsche der bösen ADD tatsächlich vor, die Brunnen der Stadt trocken zu legen, um Wasser zu sparen. Conclusio: alle in die Heilanstalt!