Von Claus Jotzo
Heute früh zwischen 3 Uhr und 4:30 Uhr erreichte die aktuelle Hochwasserwelle im Stadtgebiet Bad Kreuznach mit 5,70 Meter ihren Höchstwert. Und verfehlte damit den Eintrag in die vom Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz ermittelten Top-Ten-Liste für den hiesigen Pegel seit dem Dezember-Hochwasser von 1993 nur um wenige Zentimeter. Mit 5,80 Meter wurde demnach am 4.1.2024 der seit 32 Jahren zehnthöchste Wert gemessen.
Fakt ist, dass nur zwei Jahre zuvor, am 5.1.2022 ein Pegel von 5,84 Meter und am 4.2.2020 einer von 5,88 Meter erreicht wurde. Das macht in Verbindung mit dem Umstand, dass zwischen 2011 (7,08 Meter) und 2020 die 5,80-Meter-Marke neun Jahre in Folge verfehlt wurde, seit dem aber jährlich fast erreicht oder sogar übertroffen wurde, deutlich: die Ankündigung der Fachwissenschaftler, dass Bad Kreuznach häufiger mit zudem höheren Hochwässern rechnen muss, als jahrzehntelang angenommen, trifft leider zu.
Diese unerfreuliche Tatsache wurde bis heute – trotz entsprechender Informationen seitens des Landesumweltamtes – weder von der Stadtverwaltung noch in der Bevölkerung in ihrer Bedeutung erkannt. Und hat zu keinerlei relevanten Konsequenzen geführt. Weder in der Stadtpolitik. Noch in Form von privaten Vorsorge- und Schutzmaßnahmen. Das wird sich, wenn sich daran nicht sehr schnell grundsätzlich etwas ändert, irgendwann in der Zukunft fatal auswirken. Tourismusbeitrag-so-nicht.de hat das bereits mehrfach berichtet:
Beim nächsten „Jahrhunderthochwasser“, wie es Bad Kreuznach 1993 und 1995 innerhalb von 13 Monaten gleich zwei Mal erlebte, würde der jetzige Hochwasserschutz um etwa 90 Zentimeter überspült. Die Hochwasserlinie in der Innenstadt bewegt sich dann auf dem Niveau Dr.-Karl-Aschoff-Strasse, Gymnasialstrasse, Römerstrasse und Planiger Strasse. Alles was naheseits dieser Linie liegt, wird in diesem Fall überflutet. Trotzdem befinden sich in diesem Bereich hunderte vollkommen ungeschützter Keller, Tiefgaragen und öffentliche Einrichtungen.
Wer die seit dem September 2023 öffentlich zugänglichen neuen Hochwasserdaten ignoriert, verhält sich wie ein Kleinkind, dass denkt, durch das Schliessen der Augen könne es unerfreuliche Umstände eliminieren. Apropos Kleinkinder. Aktuell plant der Stadtrat eine zusätzliche Verschuldung der Einwohner*Innen, u.a. um die Betreuung in den Kitas zu verbessern. Geld, das in Zukunft zurückgezahlt werden muss, wird also nicht zur Abwendung akuter Gefahren verwendet, sondern für einen – subjektiv sicherlich werthaltigen – Bonus.
Nicht beantwortet wird von den gewählten Entscheidungsträger*Innen die Frage, was aus den Kindern und deren werthaltiger pädagogischer Fachbetreuung wird, wenn die Kitas in der Gensinger Strasse, der Planiger Strasse und im Mühlweg durch das nächste „Jahrhunderthochwasser“ ein ähnliches Schicksal erleiden, wie die entsprechenden Einrichtungen im Ahrtal. Würde man das Geld statt jetzt für mehr pädagogische Fachkräfte auszugeben, in den Objektschutz dieser Gebäude investieren, gäbe es wenigstens die auch noch nach dem nächsten Hochwasser.