Von Claus Jotzo
Der erste Schnee in diesem Winter am vergangenen Wochenende hat das Potential der Jahreszeit erst richtig verdeutlicht. Und in den Sozialen Medien die Diskussion über ein Thema aktiviert, das regelmässig aufploppt, wenn Frost die Landschaft einfriert: eine Eisbahn. In der Facebook-Gruppe „Mein Bad Kreuznach“ hat eine Fotomontage, auf der der Kornmarkt in eine grosse Eisfläche umgewandelt wurde, vor ein paar Tagen eine Diskussion ausgelöst, an der sich viele Dutzend Mitglieder beteiligten. Der einhellige Tenor lässt sich leicht zusammenfassen. Bad Kreuznach stünde eine solche gut zu Gesicht.
![](http://tourismusbeitrag-so-nicht.de/wp-content/uploads/2025/01/Titelbild-FB-MBK-2.1.2025-mit-Eisbahn-auf-dem-Kornmarkt.jpg)
In der Vergangenheit gabs auch schon ein paar Versuche der Stadtverwaltung ein entsprechendes Vergnügen anzubieten. Vor dem Kurhaus. Und in einer Mini-Plastik-Variante auf dem Salinenplatz. Alle Experimente haben eines gemeinsam. Sie sind kläglich gescheitert. Richtig geklappt hat es nur ein einziges Mal. Als sich Andreas Schnorrenberger mit seiner Initiative „Meine Stadt Bad Kreuznach“ im Winter 2018/2019 der Sache annahm. Und eine echte Eisbahn auf den Kaufland-Parkplatz stellte. Der Erfolg war überragend. Das rief Neider und Missgünstige auf den Plan. Die Interesse am Wohl der Menschen nur vortäuschten.
Als Schnorrenberger sein Projekt im Winter 2019/2020 wiederholen wollte, wurde er von der Stadtverwaltung (die selbst nichts auf die Kette bekam) brutal ausgebremst. Die damalige Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer (auch Baudezernentin) ließ über das Stadtbauamt die Inbetriebnahme der auf dem Kaufland-Parkplatz bereits aufgebauten Bahn verbieten. Im Brustton einer hochentwickelten Hybris stellte sie am 4.12.2019 im Planungsausschuss der Stadt öffentlich fest: „manchmal muss man einfach lernen, wo der Hammer hängt“. Widerstand der grossen Mehrheit der Kommunalpolitiker*Innen gabs leider keinen.
Fünf Wochen später musste das Stadtbauamt die Eisbahn ohne jede Veränderung dann doch freigeben. Wo der Hammer tatsächlich hängt, zeigten die Bürger*Innen der EX-OBin am 13.3.2022 auf den Stimmzetteln. Sie wurde bereits im ersten Wahlgang nach mehr als zehn Amtsjahren krachend abgewählt. Seit dem zum letzten Mal Pirouetten auf Eis in Bad Kreuznach gedreht werden konnten, sind nun fünf Jahre vergangen. In dieser Zeit hat die Stadt alljährlich mindestens 50.000 Euro für zwei Tage Strassenfastnacht ausgegeben (etwa 30.000 Besucher*Innen). Gar 2,6 Millionen Euro sollen zwei neue Tartanbahnen in den beiden städtischen Sportstadien kosten.
Deren aktuelle Varianten sind so schwach genutzt, dass sich dort auch schon mal Spontanvegetation breit macht. Eine Eisbahn wäre – 90 Tage lang betrieben – billiger als das nur zweitägige Fastnachts-Vergnügen zu haben. Und würde zudem zu weniger Alkoholleichen führen. Trotzdem ist auch im Stadthaushalt für 2025 davon wieder mit keinem Wort die Rede. Statt dessen hat die Stadt 162.000 Euro allein für die Bewerbung um eine Landesgartenschau ausgegeben. Die es in Bad Kreuznach nie geben wird. Wer verstehen möchte, warum hier lieber Geld für Luftschlösser verplempert wird, als für konkrete Angebote, die den Einwohner*Innen nutzen, findet Erklärungen dafür in unserer damaligen Berichterstattung.