Im Stadtarchiv aufbewahrtes Gästebuch erzählt von den Goldenen Zeiten des Big Ben

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

„Mach Dir ein paar schöne Stunden – geh ins Big Ben“. Der schriftlichen Aufforderung eines Gastes vom 10. April 1970 folgten ungezählte Besucherinnen und Besucher des Kultlokals, das am 20. März 1970 eröffnet und zum großen Bedauern zum Jahresende 1976 wegen Besitzerwechsels geschlossen wurde. Eine Reihe von Stammgästen verewigten sich im Gästebuch, das nun dort ist, wo es auch hingehört. Im Stadtarchiv, genauer gesagt im Nachlass von Teddy Beitner (2019†), der Witwe des 1996 verstorbenen Wirtes des Big Ben, Andre Beitner.

Das Bild wurde bei der Big-Ben-Revival-Party im Juni 2019 vor dem Halli-Galli aufgenommen. Und zeigt von links Autor Hansjörg Rehbein, Gastgeber Heike und Karl-Heinz (2023 †) Hölzgen und Heimatforscher Steffen Kaul. Archivfoto: Waldhilfe/B. Schier.

Teddy Beitner hatte das Gästebuch Heike Hölzgen, die als Teenager in dem Lokal arbeitete, überlassen, die es nun an das Stadtarchiv weiterreichte. Für den „netten Abend im Big Ben“ und mit den „besten Grüßen bis zum nächsten Mal“, bedankte sich der Sänger und Musikkomponist Peter Maffay am 27. Februar 1971. Mit seiner legendären Hit-Zeile „Bin i Radi Bin i König“ grüßte der serbische Spaßvogel und Klasse-Torhüter von 1860 München, Petar Radenković, am 28.10.1972 aus dem Big Ben.

Wer das „Rumpsteak á la Big Ben“ nachkochen möchte: hier ist das Rezept.

Der Fernsehkoch der ZDF-Drehscheibe, Max Inzinger, hat nicht nur seine Autogrammkarte eingeklebt, sondern auch ein Rezept für „Rumpsteak á la Big Ben“ hinterlassen. In den goldenen 1970er-Jahren waren auch der damalige Eintracht-Präsident Elmar Pieroth und die Fußballer häufig Gäste im Big Ben. Dort wurden Meisterschaften und Aufstiege gefeiert. Über 30 Jahre nach dem Aus des Big Ben wurde das Gästebuch bei den „Revival-Partys“ von Karlheinz und Heike Hölzgen rumgereicht.

Zweimal in deren Sion-Kneipe am Neuruppiner Platz (2008 und 2009) und zuletzt im Juni 2019 im Halli-Galli in der Neustadt, dem Lokal, in dem Andre und Teddy Beitner Anfang der 1960er-Jahre ihre Teddy-Bar führten. Der letzte Eintrag stammt von Steffen Kaul: „Das Centralhotel (Big Ben) wurde 1906 vom Architekten Hans Best erbaut und hat den Zweiten Weltkrieg gerade überlebt und leider 1977 abgerissen. Schön, dass an das an wunderschöne Gebäude und die Kultkneipe erinnert wird.“

Nach Abriss und Neubau als Geschäftshaus zog dort am Knotenpunkt zwischen Wilhelm- und Salinenstraße für viele Jahre die Filiale einer Fast-Food-Kette ein. Heute befinden sich dort unter anderem eine Arztpraxis und eine Immobilienfirma. PS: Im Stadtarchiv wird auch eine Big-Ben-Getränkekarte – von Josef Traut abgegeben – und das Gästebuch des Beitner-Lokals „Destille“ aufbewahrt.

Autor Hansjörg Rehbein ist beim Hauptamt der Stadtverwaltung Bad Kreuznach beschäftigt