Von Claus Jotzo
Als Angeklagte hat frau mehr Rechte vor Gericht, als etwa als Zeugin. Das weiss Julia Klöckner natürlich. Daher hat die CDU-Bundestagsabgeordnete und Ex-Landwirtschaftsministerin nicht lange überlegt. Sie hat die Ladung des Hohen Grobgünstigen Narrengerichtes zu Stocken e.V. (Stockach im Kreis Konstanz am Bodensee) gern angenommen. Und sitzt dort vier Tage nach der Bundestagswahl, also am 27. Februar 2025, auf der Anklagebank. Während in Bad Kreuznach die Narren im Käfig feiern.
In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht heisst dieser Tag nicht Schwerdonnerstag oder Weiberfastnacht, sondern „Schmotzige Dunnschtig“*. Einer der an Klöckner gerichteten, strafbewehrten Vorwürfe lautet „Feminismus“. Die Auflistung der diesbezüglichen Einzeltaten wird bestimmt lustig. Ein weiterer Anklagepunkt ist „Mediengeilheit“. Wie die in Stockach bloß darauf kommen? Julia Klöckner hat die Redaktion von tourismusbeitrag-so-nicht.de noch kein einziges Mal mit einer Presseerklärung belästigt.
Das ist bestimmt nur üble Nachrede. Und von der rhetorisch schlagfertigen Winzertochter leicht zu widerlegen. Oder nicht ganz ernst gemeint. Denn auch am Bodensee gehört Klappern zum Handwerk. Auch wenn ihr gerade in der Nähe der Grenze zur Schweiz die Tätigkeit als „Werbefee für Nestlé“ (heute SHOW) sicher dick und strafverschärfend aufs Brot geschmiert wird. Ganz unverhohlen wird in Stockach schon darüber spekuliert, was von Julia Klöckner im Falle ihrer Verurteilung in Sachen „Strafwein zu erwarten ist“.
Denn ein Schuldspruch wird dort jetzt schon öffentlich für wahrscheinlich erklärt. Das ist beim Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken e.V. allerdings kein Zeichen sachfremder Voreingenommenheit oder gar Befangenheit. Sondern seit rund 600 Jahren der närrische Normalfall. Wer Julia Klöckner durch seine Anwesenheit im Gerichtssaal unterstützen und „ein Feuerwerk an weiblichem Esprit“ vor Ort live erleben möchte, kann ab dem 18. Januar Karten für die Narrengerichtsverhandlung erwerben. Infos gibt es unter
https://www.stockacher-narrengericht.de
* Da haben meine Studien der Kulturanthropologie – früher: Deutsche Volkskunde – an der Johannes-Gutenberg-Universität doch was fürs Leben gebracht – Danke an Prof. Dr. Schwedt.