Wasserpreiserhöhung: „dann halt nur noch 1 x die Woche kleine Katzenwäsche“

Ab morgen steigen die Preise fürs Trinkwasser im Versorgungsgebiet der Bad Kreuznacher Stadtwerke um mehr als 10 Prozent. Also um ein Vielfaches der Inflationsrate. Wer das wann beschlossen hat und wie die Kalkulation dafür konkret aussieht, wurde bisher von den Verantwortlichen nicht mitgeteilt. Schriftlich haben die Stadtwerke der Redaktion von tourismusbeitrag-so-nicht.de eine entsprechende Information für die kommenden Tage zugesagt. Unsere Veröffentlichung hat in den Sozialen Medien eine heftige Reaktion ausgelöst. Ein Grund dafür ist, dass die Verbraucher – anders als etwa bei Gas und Strom – keine Möglichkeit haben, den Anbieter zu wechseln.

Bild: Stadtwerke (Wasserwerk Stromberger Strasse)

Beim Trinkwasser agieren die Stadtwerke – wie alle anderen Versorger – als Monopolist. Ein weiterer Grund ist: nach der Preiserhöhung gehören Bad Kreuznach und Umgebung zu den Regionen in Rheinland-Pfalz, in denen Trinkwasser überdurchschnittlich teuer ist. Obwohl hier das Grundwasser noch vergleichsweise reichlich und belastungsarm zur Verfügung steht. Das liegt auch daran, dass hier mit dem Grundnahrungsmittel ganz offiziell Gewinne gemacht werden. Aber keinerlei Transparenz besteht. Der Vergleich mit dem Zweckverband Wasserversorgung Trollmühle, der etwa die Nachbargemeinden Bretzenheim und Hargesheim versorgt, macht das augenfällig.

Dort werden die festgestellten Ergebnisse des aktuellen Jahresabschlusses für 2023 auf deren Homepage nicht nur mitgeteilt, sondern die Kund*Innen werden ausdrücklich eingeladen, das im Verwaltungsgebäude Windesheim öffentlich ausliegende Zahlenwerkwerk einzusehen. Bereits auf der Homepage sind die Preisunterschiede zum Versorgungsgebiet Bad Kreuznach zu erkennen. Der aktuelle Wasserpreis liegt dort bei 2,21 Euro je Kubikmeter (zu 2,90 Euro hier = plus 31%). Noch krasser ist die Differenz bei den Zählerkosten. Der Zweckverband Trollmühle berechnet für die in der Masse der Haushalte vollkommen ausreichenden Messgeräte mit einem Dauerdurchfluss bis zu 4 m³/Std. (= bis zu 96 Kubikmeter am Tag, was Ein-Personen-Haushalte im Jahr kaum erreichen) nur 12,84 Euro.

Der einheitliche Zählerpreis der Stadtwerke liegt ab morgen bei 44,94 Euro. Die Stadtwerke „versorgen täglich über 74.000 Menschen zuverlässig und sicher mit Trinkwasser“ über ein Leitungsnetz von rund 492 Kilometern Länge. Entsprechend gross sind die jetzt die Proteste. Zum Beispiel in den vielen Facebook-Gruppen, in denen unser Bericht gestern geteilt und verbreitet wurde. Für den Fall, dass es kommunale Mandatsträger*Innen und Entscheidungsträger*Innen geben sollte, die sich für die Reaktion der angeblich von ihnen vertretenen Bürger*Innen interessieren, hier einige Zitate. Nur wenige äussern Verständnis wie Thilo M.:

„Ich finde 2,90 Euro für 1.000 Liter Wasser ehrlich gesagt nicht viel. Keine Ahnung woher die Preise für den Zähler kommen, aber das Wasser an sich finde ich unglaublich günstig“. Auch die Fälle von Humor sind Ausnahmen. So steht Timo K. mit seinem Vorschlag eher allein: „nun ja, dann wird halt nur noch 1 x die Woche kleine Katzenwäsche gemacht. Reicht aus“. Dutzende von Betroffenen reagieren ganz anders. Wie etwa Alfred W.: „10,7%: wann bekommen wir Rentner mal so einen Aufschlag? Wenn ich alles zusammenzähle, was zum 1.1.25 teurer wird, bräuchten wir 25% Rentenerhöhung“. Etienne V.: „Stadtwerke, wir entsorgen Bad Kreuznach …“. We H.: „lächerlich“.

Andrea A. (mit unzutreffender Zuordnung der Verantwortlichkeit): „unfassbar. Der Kreis ist unverschämt“. Matthias H.: „war ja abzusehen. Müll wird sicherlich auch teurer und das Abwasser nicht vergessen. Schönes Deutschland wo bist du hin? Hier sehe ich dich nicht“. Raphael P.: „3 € für einen Kubikmeter Wasser? Das ist sowas von unverschämt. Wo führt das noch hin?“ Andy F.: „eine Frechheit ist das. Haben mal eine Email an den Oberbürgermeister, Zeitung usw. geschrieben. Mal abwarten. Aber es reicht. Wir müssen uns jetzt endlich wehren“. Roland R.: „bald geht man nur arbeiten, um für Strom und Wasser zu bezahlen.

Und die Lebensmittel werden auch teurer. Das kann alles nicht wahr sein. Armes Deutschland. Da kann sich bald keiner mehr was leisten“. Rudolf H.: „die größten Abzocker“. Ralf B.: „na irgendwie muss ja die marode Infrastruktur finanziert werden. Mit dem Stromnetz ist das nix anderes. Wer Jahrzehnte schläft, der bekommt die Quittung mit Störungen und Ausfällen. Wobei 10,7% schon ne Hausnummer sind“. Andreas W.: „für die kalkversiffte Brühe? Sollen erst mal besseres Wasser liefern. Nach jedem 3. Wasserkochen kann man entkalken.“

Swen T.: „könnte mir vorstellen, dass dadurch versucht wird das Haushaltsdefizit der Stadt etwas abzufedern, sowie um ausstehende Investition zu tätigen. Wäre halt schön gewesen, wenn dem so ist, es auch so zu kommunizieren.“ Heinz-Peter S.: „für politische Verfehlungen muss immer der Steuerzahler büßen. Alles goldene Kälber …“. Karl I.: „wenn man als Bund, Land oder Kommune nicht wirtschaften kann, kommt sowas dabei rum. Wir haben kein Einnahme-Problem, wir haben ein Ausgabe-Problem“. Marcus I.: „dafür haben wir schöne Radwege und ein Parkhaus“.