Beobachtet von Claus Jotzo
Seit rund acht Jahren entscheidet der Ausschuss für Messen und Märkte (Jahrmarktsausschuss) in öffentlicher Sitzung über die Zulassungen zum grössten Volksfest der Region. In dieser Zeit hat sich in diesen Sitzungen eine Art Ritual eingespielt. Eine jahrmarktsfachlich kompetente, überparteiliche Gruppe von Ausschussmitgliedern setzt Jahr für Jahr punktuelle Veränderungen des Verwaltungsvorschlages durch. Kristallisationspunkt deren Kritik ist Marktmeister Mathias Weyand. Dessen Begründungen für oder gegen einzelne Bewerbungen werden vorbildlich intensiv – so wie sonst in keinem anderen Ausschuss – hinterfragt. Wenn auch nicht immer in der wünschenswerten Sachlichkeit.
Deutlich wird in jeder Sitzung: einzelne Ausschussmitglieder verfügen aufgrund persönlicher Kontakte regelmässig über Insiderinformationen, die der Stadtverwaltung nicht bekannt sind. So stand gestern ein Schausteller auf der Zulassungsliste, der laut Ausschussmitglied Alfons Sassenroth (CDU) gar nicht nach Bad Kreuznach kommt. Sondern zu einem zeitgleich zum Jahrmarkt stattfindenden Volksfest nach Vechta fährt. Bereits im Vorjahr waren die Diskussionen zwischen Verwaltungsmitarbeitenden und Ausschussmehrheit emotional eskaliert. Kurzzeitig stand ein Abbruch der Sitzung im Raum. In diesem Jahr blieb Mathias Weyand cool.
Und beschränkte sich in der Sitzung am gestrigen Mittwochabend (11.12.2024) auf Sachaussagen. Bei mehreren Veränderungsanträgen wies der Marktmeister, unterstützt von Beigeordnetem Markus Schlosser, darauf hin, dass in und um Bad Kreuznach ansässige Schausteller nicht begünstigt werden dürfen. Und mahnte immer wieder die Attraktivität von Fahrgeschäften, Angeboten und Buden als relevantes Entscheidungskriterium an. Ergänzt um die aus seiner Sicht wichtige Einbeziehung von Bewerber*Innen, die in der Vergangenheit trotz gleichwertiger Angebote nicht zum Zug kamen. Diese Argumente wurden von der Ausschussmehrheit teils leichtfertig vom Tisch gewischt.
Was Mathias Weyand zunächst zu dem Hinweis veranlasste, eine solche Vergabe könne juristisch angegangen werden. Als trotz dieser Warnung in einem konkreten Fall von der Ausschussmehrheit anders votiert wurde, als von ihm vorgeschlagen, brach es dann aus dem Marktmeister heraus: „ich hoffe inständig, dass es einen Widerspruch gibt.“ Der würde, so die nicht ausgesprochene Spekulation des Mathias Weyand, zu einer verwaltungsgerichtlichen Klärung führen. Von der verspricht sich der Marktmeister die aus seiner Sicht nötige Klarstellung für entscheidungserhebliche Kriterien für die Vergabeentscheidungen. Und damit mehr Autorität für die Verwaltungsargumentation.
Gut gesprochen, Mathias Weyand!
Kommentiert von Claus Jotzo
Endlich hat Mathias Weyand offen ausgesprochen, was er schon seit langem denkt. Man muss nicht der Meinung des Marktmeisters sein. Aber die Tatsache, dass endlich einmal ein führender Verwaltungsmitarbeiter in einer Ausschusssitzung öffentlich sagt, was er denkt, kann schon grundsätzlich nur als positiv bewertet werden. Denn so weiss jede(r), woran er-sie-es ist. Zumal dieser Wunsch des Marktmeisters in der Sache nachvollziehbar ist.
Allzu deutlich ist im Ausschuss für Messen und Märkte etwa die Tendenz sich für ortsansässige Schausteller einzusetzen. Das ist menschlich verständlich. Aber juristisch für den Jahrmarkt gefährlich. Wer möchte, dass in Bad Kreuznach und nicht vom Verwaltungsgericht in Koblenz entschieden wird, wer im August auf die Pfingstwiese darf, muss auch seinem besten Kumpel nein sagen können. Das fällt schwer. Ein Ordnungsruf der Damen und Herren in Robe würde da gut tun.