Joachim Gauck in der Pauluskirche: „Demokratie kraftvoll verteidigen“

Von Adrian Rahmani

Joachim Gauck kann Kirche. Der ehemalige Bundespräsident (2012 bis 2017) ist schließlich gelernter Theologe und Pfarrer. Um so mehr hat es ihn nach eigenen Worten gefreut, dass er in Bad Kreuznach nicht in einer Bücherei oder einem Veranstaltungsraum, sondern in der Pauluskirche reden und diskutieren durfte. Auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach. In seinem Impulsvortrag führte Gauck Überlegungen aus, der er im vergangenen Jahr in dem zusammen mit Helga Hirsch verfassten Buch „Erschütterungen“ niedergeschrieben hatte. Seine Kernthese: „ich wünsche mir Menschen, die unsere Demokratie kraftvoll verteidigen und gegenüber deren Verächtern mutig und entschlossen auftreten“.

Der Ex-Bundespräsident Joachim Gauck sprach am gestrigen Montagabend (2.12.2024) vor hunderten von Einwohner*Innen in der Pauluskirche.

Diese und andere Aussagen wurden vom Publikum viel beklatscht. Auch daran wird deutlich, dass der oft spröde und trocken-sachlich auftretende Altbundespräsident wegen der Klarheit seiner Sprache und dem inhaltlichen Tiefgang seiner Worte in weiten Teilen der Bevölkerung noch immer hoch geschätzt wird. Auch wenn sich nicht jede(r) seinen gestern wiederholten Thesen und Forderungen vollinhaltlich anschließen mag. Etwa Gaucks klarer Kante gegenüber dem ehemaligen „KGB-Offizier“ Putin, der „kein eigenes Gewissen“ habe. Ein evangelischer Pfarrer, der darauf besteht, dass dem russischen Präsidenten im Ukrainekrieg rote Linien aufgezeigt werden müssen.

Auch unter Anwendung militärischer Gewalt. Unmissverständliche Worte ausgesprochen in einer Kirche. Gaucks Analyse, der zufolge der Jahrzehnte alte Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ ein „politischer Fehler“ ist, wird nicht von allen geteilt. Und Anhänger von AfD („vaterlandslose Gestalten“) und BSW („eigentümliche Person“) werden nicht gern hören, dass sich der Ex-Bundespräsident klar gegen sie ausspricht. Aber die zentralen Hinweise Joachim Gaucks auf die Ursachen des Vertrauensverlustes vieler Bürger in die liberale Demokratie und seine wortreichen Forderungen sich aktiv für diese einzusetzen, fanden auch am gestrigen Montagabend in der Pauluskirche grosse Zustimmung (weiterer Bericht folgt).

Pfarrerin Elfi Decker-Huppert freute sich in „ihrer“ Pauluskirche hunderte von Zuhörer*Innen begrüssen zu können.
In der Diskussionsrunde erwies sich Joachim Gauck einmal mehr als guter Zuhörer und eloquenter Gesprächspartner.
Wenn schon mal ein Ex-Bundespräsident in der Stadt ist, hält unser Mitarbeiter Adrian Rahmani das natürlich gern in einem Selfie fest.