Mainz dominierte das Spiel bei den Störchen klar. Die Gäste überzeugten mit taktischer Disziplin, effizienter Chancenverwertung und starken Einzelspielern wie Amiri, Nebel und Lee. Kiel fand offensiv kaum statt und offenbarte defensive Schwächen. Für die Störche wird das nächste Spiel gegen St. Pauli entscheidend, um den Negativtrend zu stoppen. Mainz hingegen festigt seine starke Form, vor allem auswärts. Der 1. FSV Mainz 05 bleibt auf fremdem Platz in dieser Saison weiterhin eine Macht. Am Sonntagnachmittag gewannen die 05ER souverän und hochverdient mit 3:0 bei Aufsteiger Holstein Kiel und sind auswärts in dieser Saison damit weiterhin ungeschlagen.
Saisonübergreifend hat das Team von Bo Henriksen sogar seit neun Bundesliga-Partien nicht mehr auswärts verloren – neuer Vereinsrekord. Nadiem Amiri (11.) und Jonny Burkardt (37.) sorgten bereits in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse. Jae-sung Lee baute die Führung im zweiten Durchgang (53.) aus. Mit dem vierten Saisonsieg haben die Rheinhessen nach elf Spieltagen 16 Punkte eingesammelt und ihre gute Form der letzten Wochen bestätigt. Nach dem ersten Heimsieg (gegen Borussia Dortmund) vor der Länderspielpause sah der Mainzer Cheftrainer Bo Henriksen keinen Anlass, Wechsel in der Startaufstellung vorzunehmen.
Gabriel Vidovic, der mit einer Verletzung im linken Sprunggelenk von der Länderspielreise zurückgekehrt war, Karim Onisiwo nach einer Magen-Darm-Infektion und Nelson Weiper aufgrund muskulärer Probleme konnten die Reise nach Kiel nicht antreten. Den Schwung der vergangenen Wochen hatten die 05ER mit in den hohen Norden genommen und gestalteten das Spiel mit und gegen den Ball von beginn an dominant, mit reifer, kontrollierter Spielanlage. Mit ersten Abschlüssen von Burkardt und Kaishu Sano näherten sie sich in den ersten fünf Minuten dem KSV-Tor schon mal an. Folgerichtig und verdient ging der FSV in der elften Spielminute durch Nadiem Amiri in Führung.
Nach einer schönen Seitenverlagerung von Dominik Kohr gelangte der Ball von Anthony Caci zu Paul Nebel, der Amiri einsetzte. Der zentrale Mittelfeldspieler ließ Timon Weiner im Holstein-Tor mit seinem sehenswerten Flachschuss in die linke Ecke keine Chance. Mit hohem Angriffspressing und vielen Balleroberungen in gefährlichen Räumen entwickelten die Mainzer Gefahr und ließen die Gastgeber gleichzeitig kaum zu Umschaltsituationen und damit zur Entfaltung kommen. Erst nach rund 20 Minuten konnten sich die “Störche” etwas aus der Mainzer Umklammerung befreien und kamen zur ersten Möglichkeit.
Phil Harres köpfte den Ball nach einer Ecke knapp über das 05-Tor (22.). Es war, bei kräftigem Wind im Holstein-Stadion jedoch nur ein laues Lüftchen, denn die 05ER gaben das Zepter nicht aus der Hand und kamen durch Nebel zu einem weiteren Abschluss (29.), der jedoch weit über den Kasten flog. Besser, aber um Zentimeter nicht genau genug, platzierte Amiri nach einer halben Stunde seinen Freistoß aus 18 Metern. Nur die Latte verhinderte die Zwei-Tore-Führung, die zu diesem Zeitpunkt durchaus den Kräfteverhältnissen entsprochen hätte. Den fälligen zweiten Treffer besorgte dann 05-Toptorschütze Burkardt per Foulelfmeter (37.).
Der eingewechselte Armin Gigovic hatte einen Schuss von Stefan Bell an den ausgestreckten Arm bekommen. Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte zuvor nach Intervention des Videoschiedsrichters auf Strafstoß entschieden. Noch vor der Pause hatte der FSV Chancen zur Vorentscheidung. Nach einer Flanke des Ex-Kielers Jae-sung Lee prallte der Ball von Nicolai Remberg im Fünfer vor dem einschussbereiten Bell ab und sauste noch über das Tor, Nebel scheiterte nach Vorarbeit von Burkardt im Eins-gegen-Eins an Weiner. Es blieb bei der verdienten Mainzer 2:0-Führung zur Pause, die durchaus noch ein, zwei Tore höher hätte ausfallen können.
Unverändert blieb die Szenerie auch zu Beginn des zweiten Durchgangs. Aufmerksam gegen den Ball und schnörkellos im Spiel nach vorne hielten die 05ER den Druck hoch und auch das dritte Tor ließ nicht lange auf sich warten. Es war der bis dato schönste Treffer der Partie. Caci hatte einen abgewehrten Ball von rechts per Direktabnahme wieder vor das Kieler Tor bugsiert, genau auf den Kopf von Lee – 3:0 aus Mainzer Sicht (53.). Der Südkoreaner verzichtete an alter Wirkungsstätte auf ausgelassenen Jubel und hätte kurze Zeit später, ebenfalls per Kopf, fast den Doppelpack geschnürt. Weinert war diesmal allerdings auf dem Posten (56.).
Die 05ER schnürten die Holstein-Elf in dieser Phase regelrecht ein. Nur der emsige Harres und sein eingewechselter Sturmpartner Benedikt Pichler kamen zu zwei Abschlüssen, die jedoch keine Gefahr für Robin Zentner darstellten. Wirklich gefährlich wurde es meistens vor dem Kieler Tor. Phillipp Mwene hatte nach Burkardts Vorarbeit nur noch Weiner vor sich, doch der KSV-Schlussmann hatte das bessere Ende für sich und wehrte den Linksschuss mit dem Fuß ab (67.). Für Lee war der Arbeitstag danach beendet, Landsmann Hyun-seok Hong kam in die Partie, die sich deutlich beruhigt hatte. Die 05ER schalteten einen Gang zurück, ohne das Heft des Handelns aus der Hand zu geben.
Text: FSV Mainz 05; Bilder: Das Erste