Neuer Plan: Bäderhaus schließen – Sauna in die Crucenia Thermen einbauen

Von Claus Jotzo

In den neunziger Jahren hatte die Stadt ähnlich schlimme finanzielle Probleme wie heute. Das marode Hallenbad rief schrill nach bis zu 40 Millionen Sanierungs-DM. Das Kurhaus benötigte dringend eine siebenstellige Instandsetzung. Die Rheuma Heilbad AG klagte lauthals über einen rostigen Nagel im Fuss (namens Bäderhaus), der sich bereits im Vorstadium des Wundbrandes befand. Und mit rund vier Millionen Mark aus dem Stadtsäckel hätte geheilt werden müssen. Der Bau der Nord-Süd-Trasse kostete noch mehr. Ein Ersatz für das Jugendzentrum Tripp-Trapp im Brückes (heute LIDL) war vonnöten.

Unzählige weitere sechs- und siebenstellige Finanzthemen machten die kommunalpolitische Arbeit zu einer Art Wettbewerb im Löcherstopfen. Damals wurde die Idee vom Stadtkonzern geboren. Und vom Stadtrat abgesegnet. Rund 49% der Anteile an der Städtischen Betriebs- und Verkehrsgesellschaft wurden verkauft. Und einige neue städtische GmbHs unter dem Dach der BGK GmbH gegründet. Eine davon: die BAD GmbH. Die wurde mit dem Umbau des Bäderhauses in eine Sauna beauftragt. Ich bin das einzige Mitglied des Aufsichtsrates der BAD GmbH, das Ende der neunziger Jahre diesen Plan konsequent abgelehnt hat.

Bei mir hat die Ankündigung der damaligen Geschäftsleitung, nach fünf Jahren werde das neue Bäderhaus eine schwarze Null schreiben, von Anfang an gravierende Zweifel ausgelöst. Sehr gern hätte ich erlebt, mich bei meinem “nein” getäuscht zu haben. Nicht nur aus diesem Grund verfolge ich das Schicksal der Einrichtung seit 25 Jahren mit besonderem Interesse. Fakt ist: in den über 20 Betriebsjahren des wurden im Bäderhaus mehr als 15 Millionen Euro Verluste “erwirtschaftet”. Schwarze Zahlen hat die Luxussauna nie erbracht. Und anders als das Freibad im Salinental handelte es auch sich auch nicht um ein Angebot für die Stadtbevökerung, die das Defizit trägt.

Wie die Stadtverwaltung im Rahmen des Rechtsstreites um den Tourismusbeitrag zugegeben hat, kommen die Gäste fast alle nicht aus der Stadt. Jeder einzelne Besuch wurde zuletzt mit über 20 Euro bezuschusst. Von Menschen, die sich selbst den Eintritt gar nicht leisten können oder wollen. Auch wurden die Besucherzahlen nie korrekt erklärt. Natürlich kommen auch die meisten etwa der Salinenbad-Gäste mehrfach im Jahr. Aber nur eine sehr kleine Gruppe dort mehr als 40 mal. Das aber ist die Regelbesuchszahl eines Sauna-Stammgastes. Zieht man von den amtlich gezählten Bäderhaus-Besucher*Innen die einige tausend zählenden Hotelgäste ab, bedeute das:

Das 15-Millionen-Euro-Defizit wurde für die Lebensqualität von nicht einmal 1.000 Menschen ausgegeben. Da ich nicht der einzige bin, der diese Fakten kennt, wird von einzelnen Kommunalpolitiker*Innen schon seit vielen Jahren die Schliessung des Bäderhauses gefordert. Gescheitert ist das immer wieder an einer grossen Koalition aus CDU und SPD, die ihre gemeinsame Fehlentscheidung aus den neunziger Jahren bis zuletzt blind für die Realität und der Leitlinie folgend, koste es, was es wolle, immer verteidigt haben. Der Einbruch bei der Gewerbesteuer und die Millionendefizite beim ÖPNV und der wirtschaftlichen Jugendhilfe haben dieser Geldverschwendung den Boden entzogen.

Es sind schlicht keine Euronen mehr da, die verplempert werden könnten. Was jetzt erstmals auch aus Sicht der Verantwortlichen das Aus fürs Bäderhaus als kommunalpolitisches Ziel in den Fokus rückt. Am Donnerstag kommender Woche (28.11.2024) wird in einer Sonder-Sitzung des Stadtrates erstmals ganz offiziell ein entsprechendes, von der Stadt beauftragtes Konzept vorgestellt. Und noch etwas ist neu: endlich findet das transparent statt. Die Konzeptideen sind auf der Stadtseite veröffentlicht. So dass sich jede(r) auch über die Variante “Therme Crucenia optimieren; Verkauf/Neukonzept Bäderhaus, Optimierung Gesundheitszentrum inkl. kleines Saunaangebot“ informieren kann.

Dafür wird in der Zusammenfassung der Studie, in der eine Vielzahl von interessanten Daten zusammengetragen wurden, wie folgt geworben: “Therme attraktiveren durch Sanierungsmaßnahmen und Modernisierungen. Gesundheitszentrum bzw. Flächen des bisherigen Angebotes an tatsächlichen Bedarf anpassen im Bestand. Kleine Saunalösung in das Raumkonzept der freiwerdenden Flächen des Gesundheitszentrum integrieren. Durch den Verkauf und/oder einer neuen Vermarktung des Bäderhaus werden Investitionsmittel frei.

Durch Kombination aus Crucenia Therme und einer kleinen Saunalandschaft in den freiwerdenden Flächen des Gesundheitszentrums entstehen Einsparpotenziale im Bereich Empfang, Personal, Energie etc. und Synergieeffekte können genutzt werden. Wir sehen dies als eine gute Alternative zur Variante I um den Erholungssuchenden ein entsprechendes Angebot vorzuhalten”. Obwohl auch in dieser Studie der Bad Kreuznacher Grössenwahn nicht unterdrückt ist. Das Einzugsgebiet wird mit 1,9 Millionen Menschen angegeben… Das ist der Link zu den Konzeptideen:

https://bad-kreuznach-stadt.gremien.info/meeting.php?id=2024-SRat-83