Von Adrian Rahmani
In der Fährgasse (zwischen Mühlenstrasse und Beinde) stand früher die Bad Kreuznacher Synagoge. In der Reichspogromnacht am 9. auf den 10. November 1938 wurde diese von Einwohner*Innen der Stadt verwüstet. An diese Tat im Rahmen der Reichspogromnacht gedenken die Jüdischen Kultusgemeinde und die Stadtverwaltung alljährlich mit einer Veranstaltung. Wie schon in den vergangenen Jahren nahmen daran am gestrigen Sonntag (10.11.2024) erfreulich viele Menschen teil.
„Wie schaffen wir es, den ganz normalen Menschen davon zu überzeugen, dass Ausgrenzung und antisemitische Hetze wie ein Flächenbrand durch die Gesellschaft geht”, fragte der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach/Birkenfeld, Valeryan Ryvlin in seiner Rede. Bei den Verbrechen in jener Nacht habe die große Mehrheit geschwiegen und wegeschaut. Dazu erkenne er auch heute wieder Parallelen, verwies Ryvlin auf die zunehmend rassistische und antisemitische Gewalt in unserem Land.
Das gelte auch für den auf Israel bezogenen Antisemitismus. Für Oberbürgermeister Emanuel Letz sind solche Taten wie etwa die Jagd von propalästinensischen Menschen auf israelische Fußballfans in Amsterdam in der vergangenen Woche „ein Aufruf an uns alle, aktiv einzutreten gegen jede Form von Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit“. Eine zentrale Aufgabe im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus ist die Erinnerung und die Bildung, so Letz. Die Themenwoche „Opfer des Nationalsozialismus“ im Haus der Stadtgeschichte habe in der vergangenen Woche diesen Auftrag erfüllt.
Dabei wurde an das Schicksal der jüdischen Opfer erinnert. Wie beispielsweise Heinz Hesdörffer, der nach dem Verlust viele Angehöriger in seiner alten Heimat Bad Kreuznach eine Stiftung gründete, die Gedenkarbeit von Schülerinnen und Schülern fördert. Oder Therese Heymann, die nur durch den Mut ein niederländischen Widerstandsgruppe überleben konnte und in Palästina eine neue Heimat fand. Viele Bad Kreuznacher*Innen überlebten den braunen Terror nicht.
Wie Helene Louise und Clara Meyer, die mutigen Schwestern aus einem jüdischen Weinhaus und Fina Spaeth, die als Frau trotz einer „privilegierten Mischehe“ denunziert, inhaftiert und deportiert wurde. Zum Schluss der Gedenkveranstaltung appellierte Ryvlin: „Stehen Sie auf gegen Antisemitismus, benennen Sie Antisemitismus und lassen Sie nicht zu, dass unsere Gesellschaft gespalten wird und wir nicht gegeneinander sondern miteinander agieren“.
Quelle und ein Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach