Beobachtet von Claus Jotzo
Seit der Wahl ihres Parteifreundes Emanuel Letz zum Bad Kreuznacher Oberbürgermeister im März 2022 machten die örtlichen Liberalen den rot-grünen-Stadtratskolleg*Innen unverhohlene Avancen. Selbst in der Zeit der massiven Bauern- und Winzerproteste Ende vergangenen und Anfang diesen Jahres (“die Ampel muss weg”) änderte sich daran nichts. SPD, Grüne und FDP unterstützten sich wechselseitig bei Anträgen, in Formfragen und gegen die anderen Fraktionen.
In den letzten Tagen des Kommunalwahlkampfes im Frühjahr diesen Jahres hängte Werner Lorenz sogar ein Plakat der SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Christina Denker am Zaun seines Privathauses in Bosenheim auf, um seine parteipolitische Affinität zu den Roten allgemein deutlich zu machen. Nach dem Wahltag am 9.6.2024 wurde in dieses Werben – notgedrungen – die CDU einbezogen. Weil eine Mehrheitsbildung im Stadtrat gegen die CDU zwar rechnerisch möglich, aber politisch undenkbar ist.
Dann begann im Herbst auf Bundesebene die Phase, in der sich die FDP immer stärker als Oppositionsführerin gegen die eigene Bundesregierung positionierte. Offenbar hat das auch bei den Bad Kreuznacher Liberalen neue Überlegungen ausgelöst. Die wurden in der Sitzung des Finanzausschusses am 1. Oktober erstmals öffentlich deutlich. Mit klaren Worten distanzierte sich damals FDP-Stimmen-Schwergewicht Werner Lorenz von der bis dahin auch von ihm nicht beanstandeten rot-grünen Zuwarten-Taktik zum Stadthaushalt.
Er unterstützte erstmals in einer Sitzung den CDU-Fraktionsvorsitzenden Manfred Rapp in dessen grundsätzlicher Kritik an der Arbeitsweise der Stadtspitze. Und schreckte sogar nicht davor zurück, seinen Parteifreund 0B Letz, der vor allem bezüglich des Stadtbauamtes und dem Stadtjugendamt immer noch an den rot-grünen Personalaufstockungsplänen festhält, zu konfrontieren (tourismusbeitrag-so-nicht.de berichtete am 8.10.2024). Noch deutlicher wurde Werner Lorenz in der Sitzung des Finanzausschusses am 5. November.
Einen Tag bevor es zum Bruch der Bundes-Ampel kam, schloss sich Lorenz im städtischen Finanzausschuss in mehreren Punkten der Kritik an Entscheidungen der rot-grün-geführten Landes- und Bundesregierungen an (Grundsteuer usw). Erkennbar wurden Grüne und SPD in der Sitzung davon überrascht. Deren örtliche Amtsinhaber*Innen haben wohl erst am folgenden Mittwochabend aufgrund der Abschaltung der Bundes-Ampel verstanden, das Werner Lorenz einfach einen Tag schneller war, als Christian Lindner.